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Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.

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In einem der in der Nähe der Mittel- und
Dorotheenstraße gelegenen Stallgebäude hatte man
sich bei Dunkelwerden versammelt, und ein Dutzend
prachtvoll gekleideter und von Fakelträgern begleiteter
Vorreiter vorauf, ganz also wie Zieten es proponiert
hatte, schoß man mit dem Glockenschlage neun an dem
Akademiegebäude vorüber auf die Linden zu, jagte
weiter abwärts erst in die Wilhelms-, dann aber um¬
kehrend in die Behren- und Charlottenstraße hinein
und wiederholte diese Fahrt um das ebenbezeichnete
Linden-Quarre herum in einer immer gesteigerten Eile.

Als der Zug das erste Mal an dem Carayonschen
Hause vorüberkam und das Licht der voraufreitenden
Fackeln grell in alle Scheiben der Bel-Etage fiel, eilte
Frau von Carayon, die sich zufällig allein befand,
erschreckt ans Fenster und sah auf die Straße hinaus.
Aber statt des Rufes "Feuer", den sie zu hören er¬
wartete, hörte sie nur, wie mitten im Winter, ein
Knallen großer Hetz- und Schlittenpeitschen mit Schellen¬
geläut dazwischen, und ehe sie sich zurecht zu finden
im Stande war, war alles schon wieder vorüber und
ließ sie verwirrt und fragend und in einer halben
Betäubung zurück. In solchem Zustande war es, daß
Victoire sie fand.

"Um Gotteswillen, Mama, was ist?"

Aber ehe Frau von Carayon antworten konnte,

In einem der in der Nähe der Mittel- und
Dorotheenſtraße gelegenen Stallgebäude hatte man
ſich bei Dunkelwerden verſammelt, und ein Dutzend
prachtvoll gekleideter und von Fakelträgern begleiteter
Vorreiter vorauf, ganz alſo wie Zieten es proponiert
hatte, ſchoß man mit dem Glockenſchlage neun an dem
Akademiegebäude vorüber auf die Linden zu, jagte
weiter abwärts erſt in die Wilhelms-, dann aber um¬
kehrend in die Behren- und Charlottenſtraße hinein
und wiederholte dieſe Fahrt um das ebenbezeichnete
Linden-Quarré herum in einer immer geſteigerten Eile.

Als der Zug das erſte Mal an dem Carayonſchen
Hauſe vorüberkam und das Licht der voraufreitenden
Fackeln grell in alle Scheiben der Bel-Etage fiel, eilte
Frau von Carayon, die ſich zufällig allein befand,
erſchreckt ans Fenſter und ſah auf die Straße hinaus.
Aber ſtatt des Rufes „Feuer“, den ſie zu hören er¬
wartete, hörte ſie nur, wie mitten im Winter, ein
Knallen großer Hetz- und Schlittenpeitſchen mit Schellen¬
geläut dazwiſchen, und ehe ſie ſich zurecht zu finden
im Stande war, war alles ſchon wieder vorüber und
ließ ſie verwirrt und fragend und in einer halben
Betäubung zurück. In ſolchem Zuſtande war es, daß
Victoire ſie fand.

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[127/0139] In einem der in der Nähe der Mittel- und Dorotheenſtraße gelegenen Stallgebäude hatte man ſich bei Dunkelwerden verſammelt, und ein Dutzend prachtvoll gekleideter und von Fakelträgern begleiteter Vorreiter vorauf, ganz alſo wie Zieten es proponiert hatte, ſchoß man mit dem Glockenſchlage neun an dem Akademiegebäude vorüber auf die Linden zu, jagte weiter abwärts erſt in die Wilhelms-, dann aber um¬ kehrend in die Behren- und Charlottenſtraße hinein und wiederholte dieſe Fahrt um das ebenbezeichnete Linden-Quarré herum in einer immer geſteigerten Eile. Als der Zug das erſte Mal an dem Carayonſchen Hauſe vorüberkam und das Licht der voraufreitenden Fackeln grell in alle Scheiben der Bel-Etage fiel, eilte Frau von Carayon, die ſich zufällig allein befand, erſchreckt ans Fenſter und ſah auf die Straße hinaus. Aber ſtatt des Rufes „Feuer“, den ſie zu hören er¬ wartete, hörte ſie nur, wie mitten im Winter, ein Knallen großer Hetz- und Schlittenpeitſchen mit Schellen¬ geläut dazwiſchen, und ehe ſie ſich zurecht zu finden im Stande war, war alles ſchon wieder vorüber und ließ ſie verwirrt und fragend und in einer halben Betäubung zurück. In ſolchem Zuſtande war es, daß Victoire ſie fand. „Um Gotteswillen, Mama, was iſt?“ Aber ehe Frau von Carayon antworten konnte,

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/139>, abgerufen am 24.11.2024.