Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.zweiten und dritten, je nun, da hatte sichs verblutet, Armer Schach! Es war anders in den Sternen Die Woche, die bis zur Verlobungsanzeige ver¬ zweiten und dritten, je nun, da hatte ſichs verblutet, Armer Schach! Es war anders in den Sternen Die Woche, die bis zur Verlobungsanzeige ver¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0156" n="144"/> zweiten und dritten, je nun, da hatte ſichs verblutet,<lb/> da war es tot und vergeſſen. Die Welt vergißt ſo<lb/> leicht, und die Geſellſchaft noch leichter. Und dann<lb/> hielt man ſeinen Einzug in das Eckhaus am Wilhelms¬<lb/> platz und freute ſich beiderſeits der Rückkehr in Ver¬<lb/> hältniſſe, die doch ſchließlich nicht blos ſeine, ſondern<lb/> auch <hi rendition="#g">ihre</hi> Heimat bedeuteten. Alles war überſtanden<lb/> und das Lebensſchiff an der Klippe des Lächerlichen<lb/><hi rendition="#g">nicht</hi> geſcheitert.</p><lb/> <p>Armer Schach! Es war anders in den Sternen<lb/> geſchrieben.</p><lb/> <p>Die Woche, die bis zur Verlobungsanzeige ver¬<lb/> gehen ſollte, war noch nicht um, als ihm ein Brief<lb/> mit voller Titelaufſchrift und einem großen roten<lb/> Siegel ins Haus geſchickt wurde. Den erſten Augen¬<lb/> blick hielt ers für ein amtliches Schreiben (vielleicht<lb/> eine Beſtallung) und zögerte mit dem Öffnen, um<lb/> die Vorfreude der Erwartung nicht abzukürzen. Aber<lb/> woher kam es? von wem? Er prüfte neugierig das<lb/> Siegel und erkannte nun leicht, daß es überhaupt<lb/> kein Siegel, ſondern ein Gemmenabdruck ſei. Son¬<lb/> derbar. Und nun erbrach ers und ein Bild fiel ihm<lb/> entgegen, eine radierte Skizze mit der Unterſchrift:<lb/><hi rendition="#aq">Le choix du Schach</hi>. Er wiederholte ſich das Wort.<lb/> ohne ſich in ihm oder dem Bilde ſelbſt zurecht finden<lb/> zu können und empfand nur ganz allgemein und aufs<lb/> Unbeſtimmte hin etwas von Angriff und Gefahr.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [144/0156]
zweiten und dritten, je nun, da hatte ſichs verblutet,
da war es tot und vergeſſen. Die Welt vergißt ſo
leicht, und die Geſellſchaft noch leichter. Und dann
hielt man ſeinen Einzug in das Eckhaus am Wilhelms¬
platz und freute ſich beiderſeits der Rückkehr in Ver¬
hältniſſe, die doch ſchließlich nicht blos ſeine, ſondern
auch ihre Heimat bedeuteten. Alles war überſtanden
und das Lebensſchiff an der Klippe des Lächerlichen
nicht geſcheitert.
Armer Schach! Es war anders in den Sternen
geſchrieben.
Die Woche, die bis zur Verlobungsanzeige ver¬
gehen ſollte, war noch nicht um, als ihm ein Brief
mit voller Titelaufſchrift und einem großen roten
Siegel ins Haus geſchickt wurde. Den erſten Augen¬
blick hielt ers für ein amtliches Schreiben (vielleicht
eine Beſtallung) und zögerte mit dem Öffnen, um
die Vorfreude der Erwartung nicht abzukürzen. Aber
woher kam es? von wem? Er prüfte neugierig das
Siegel und erkannte nun leicht, daß es überhaupt
kein Siegel, ſondern ein Gemmenabdruck ſei. Son¬
derbar. Und nun erbrach ers und ein Bild fiel ihm
entgegen, eine radierte Skizze mit der Unterſchrift:
Le choix du Schach. Er wiederholte ſich das Wort.
ohne ſich in ihm oder dem Bilde ſelbſt zurecht finden
zu können und empfand nur ganz allgemein und aufs
Unbeſtimmte hin etwas von Angriff und Gefahr.
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