Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.mir im allgemeinen widersteht, zu medisieren, aber "Sie verkennen ihn, lieber Schach. Er ist ver¬ "Wer an krankhafter Überschätzung leidet, wird mir im allgemeinen widerſteht, zu mediſieren, aber „Sie verkennen ihn, lieber Schach. Er iſt ver¬ „Wer an krankhafter Überſchätzung leidet, wird <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0062" n="50"/> mir im allgemeinen widerſteht, zu mediſieren, aber<lb/> dies iſt <hi rendition="#aq">au fond</hi> nicht mediſieren, iſt eher Schmeichelei.<lb/> Der gute Ritter von La Mancha war ein ehrlicher<lb/> Enthuſiaſt, und nun frag ich Sie, teuerſte Freundin,<lb/> läßt ſich von Bülow daſſelbe ſagen? Enthuſiaſt! Er<lb/> iſt ecxentriſch, nichts weiter, und das Feuer, das in<lb/> ihm brennt, iſt einfach das einer infernalen Eigenliebe.“</p><lb/> <p>„Sie verkennen ihn, lieber Schach. Er iſt ver¬<lb/> bittert, gewiß; aber ich fürchte, daß er ein Recht hat,<lb/> es zu ſein.“</p><lb/> <p>„Wer an krankhafter Überſchätzung leidet, wird<lb/> immer tauſend Gründe haben, verbittert zu ſein. Er<lb/> zieht von Geſellſchaft zu Geſellſchaft, und predigt die<lb/> billigſte der Weisheiten, die Weisheit <hi rendition="#aq">post festum</hi>.<lb/> Lächerlich. An allem, was uns das letzte Jahr an<lb/> Demütigungen gebracht hat, iſt, wenn man ihn hört,<lb/> nicht der Übermut oder die Kraft unſerer Feinde<lb/> ſchuld, o nein, dieſer Kraft würde man mit einer<lb/> größeren Kraft unſchwer haben begegnen können, wenn<lb/> man ſich unſrer Talente, will alſo ſagen, der Talente<lb/> Bülows rechtzeitig verſichert hätte. Das unterließ die<lb/> Welt, und daran geht ſie zu Grunde. So geht es<lb/> endlos weiter. Darum Ulm und darum Auſterlitz.<lb/> Alles hätt ein andres Anſehen gewonnen, ſich anders<lb/> zugetragen, wenn dieſem korſiſchen Thron- und Kro¬<lb/> nenräuber, dieſem Engel der Finſternis, der ſich Bo¬<lb/> naparte nennt, die Lichtgeſtalt Bülows auf dem Schlacht¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [50/0062]
mir im allgemeinen widerſteht, zu mediſieren, aber
dies iſt au fond nicht mediſieren, iſt eher Schmeichelei.
Der gute Ritter von La Mancha war ein ehrlicher
Enthuſiaſt, und nun frag ich Sie, teuerſte Freundin,
läßt ſich von Bülow daſſelbe ſagen? Enthuſiaſt! Er
iſt ecxentriſch, nichts weiter, und das Feuer, das in
ihm brennt, iſt einfach das einer infernalen Eigenliebe.“
„Sie verkennen ihn, lieber Schach. Er iſt ver¬
bittert, gewiß; aber ich fürchte, daß er ein Recht hat,
es zu ſein.“
„Wer an krankhafter Überſchätzung leidet, wird
immer tauſend Gründe haben, verbittert zu ſein. Er
zieht von Geſellſchaft zu Geſellſchaft, und predigt die
billigſte der Weisheiten, die Weisheit post festum.
Lächerlich. An allem, was uns das letzte Jahr an
Demütigungen gebracht hat, iſt, wenn man ihn hört,
nicht der Übermut oder die Kraft unſerer Feinde
ſchuld, o nein, dieſer Kraft würde man mit einer
größeren Kraft unſchwer haben begegnen können, wenn
man ſich unſrer Talente, will alſo ſagen, der Talente
Bülows rechtzeitig verſichert hätte. Das unterließ die
Welt, und daran geht ſie zu Grunde. So geht es
endlos weiter. Darum Ulm und darum Auſterlitz.
Alles hätt ein andres Anſehen gewonnen, ſich anders
zugetragen, wenn dieſem korſiſchen Thron- und Kro¬
nenräuber, dieſem Engel der Finſternis, der ſich Bo¬
naparte nennt, die Lichtgeſtalt Bülows auf dem Schlacht¬
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