Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.und saß wartend auf dem Schwellstein; als aber "Einer ist da," sagte die Kleine. "Dieser hier," "Und wer ist es?" fragte Schach. "Ein Tempelritter," erwiderte das Kind "und Hier nickte das Tantchen zustimmend, weil das und ſaß wartend auf dem Schwellſtein; als aber „Einer iſt da,“ ſagte die Kleine. „Dieſer hier,“ „Und wer iſt es?“ fragte Schach. „Ein Tempelritter,“ erwiderte das Kind „und Hier nickte das Tantchen zuſtimmend, weil das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0066" n="54"/> und ſaß wartend auf dem Schwellſtein; als aber<lb/> beide Paare heran waren, erhob ſie ſich raſch und<lb/> trat, allen vorauf, in die Kirche, deren Chorſtühle<lb/> faſt ſo ſchräg ſtanden, wie die Grabkreuze draußen.<lb/> Alles wirkte kümmerlich und zerfallen, der eben ſinkende<lb/> Sonnenball aber, der hinter den nach Abend zu<lb/> gelegenen Fenſtern ſtand, übergoß die Wände mit einem<lb/> rötlichen Schimmer und erneuerte, für Augenblicke<lb/> wenigſtens, die längſt blind gewordene Vergoldung<lb/> der alten Altarheiligen, die hier noch, aus der<lb/> katholiſchen Zeit her, ihr Daſein friſteten. Es konnte<lb/> nicht ausbleiben, daß das genferiſch reformierte Tantchen<lb/> aufrichtig erſchrak, als ſie dieſer „Götzen“ anſichtig<lb/> wurde, Schach aber, der unter ſeine Liebhabereien<lb/> auch die Genealogie zählte, fragte bei der Kleinen<lb/> an, ob nicht vielleicht alte Grabſteine da wären?</p><lb/> <p>„Einer iſt da,“ ſagte die Kleine. „Dieſer hier,“<lb/> und wies auf ein abgetretenes aber doch noch deut¬<lb/> lich erkennbares Steinbild, das aufrecht in einen<lb/> Pfeiler, dicht neben dem Altar, eingemauert war. Es<lb/> war erſichtlich ein Reiteroberſt.</p><lb/> <p>„Und wer iſt es?“ fragte Schach.</p><lb/> <p>„Ein Tempelritter,“ erwiderte das Kind „und<lb/> hieß der Ritter von Tempelhof. Und dieſen Grab¬<lb/> ſtein ließ er ſchon bei Lebzeiten machen, weil er wollte,<lb/> daß er ihm ähnlich werden ſollte.“</p><lb/> <p>Hier nickte das Tantchen zuſtimmend, weil das<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [54/0066]
und ſaß wartend auf dem Schwellſtein; als aber
beide Paare heran waren, erhob ſie ſich raſch und
trat, allen vorauf, in die Kirche, deren Chorſtühle
faſt ſo ſchräg ſtanden, wie die Grabkreuze draußen.
Alles wirkte kümmerlich und zerfallen, der eben ſinkende
Sonnenball aber, der hinter den nach Abend zu
gelegenen Fenſtern ſtand, übergoß die Wände mit einem
rötlichen Schimmer und erneuerte, für Augenblicke
wenigſtens, die längſt blind gewordene Vergoldung
der alten Altarheiligen, die hier noch, aus der
katholiſchen Zeit her, ihr Daſein friſteten. Es konnte
nicht ausbleiben, daß das genferiſch reformierte Tantchen
aufrichtig erſchrak, als ſie dieſer „Götzen“ anſichtig
wurde, Schach aber, der unter ſeine Liebhabereien
auch die Genealogie zählte, fragte bei der Kleinen
an, ob nicht vielleicht alte Grabſteine da wären?
„Einer iſt da,“ ſagte die Kleine. „Dieſer hier,“
und wies auf ein abgetretenes aber doch noch deut¬
lich erkennbares Steinbild, das aufrecht in einen
Pfeiler, dicht neben dem Altar, eingemauert war. Es
war erſichtlich ein Reiteroberſt.
„Und wer iſt es?“ fragte Schach.
„Ein Tempelritter,“ erwiderte das Kind „und
hieß der Ritter von Tempelhof. Und dieſen Grab¬
ſtein ließ er ſchon bei Lebzeiten machen, weil er wollte,
daß er ihm ähnlich werden ſollte.“
Hier nickte das Tantchen zuſtimmend, weil das
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