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Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883.

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Schach folgte mit Victoire, der er den Arm ge¬
reicht hatte.

"War es wirklich ein Tempelritter?" fragte diese.
"Meine Tempelritter-Kenntnis beschränkt sich freilich
nur auf den einen im ,Nathan,' aber wenn unsre
Bühne die Kostümfrage nicht zu willkürlich behandelt
hat, so müssen die Tempelritter durchaus anders aus¬
gesehen haben. Hab ich Recht?"

"Immer Recht, meine liebe Victoire." Und der
Ton dieser Worte traf ihr Herz und zitterte darin
nach, ohne daß sich Schach dessen bewußt gewesen
wäre.

"Wohl. Aber wenn kein Templer, was dann?"
fragte sie weiter und sah ihn zutraulich und doch
verlegen an.

"Ein Reiteroberst aus der Zeit des 30jährigen
Krieges. Oder vielleicht auch erst aus den Tagen
von Fehrbellin. Ich las sogar seinen Namen: Achim
v. Haake."

"So halten Sie die ganze Geschichte für ein
Märchen?"

"Nicht eigentlich das, oder wenigstens nicht in
allem. Es ist erwiesen, daß wir Templer in diesem
Lande hatten, und die Kirche hier mit ihren vor¬
gotischen Formen mag sehr wohl bis in jene Templer¬
tage zurückreichen. So viel ist glaubhaft."

Schach folgte mit Victoire, der er den Arm ge¬
reicht hatte.

„War es wirklich ein Tempelritter?“ fragte dieſe.
„Meine Tempelritter-Kenntnis beſchränkt ſich freilich
nur auf den einen im ‚Nathan,‘ aber wenn unſre
Bühne die Koſtümfrage nicht zu willkürlich behandelt
hat, ſo müſſen die Tempelritter durchaus anders aus¬
geſehen haben. Hab ich Recht?“

Immer Recht, meine liebe Victoire.“ Und der
Ton dieſer Worte traf ihr Herz und zitterte darin
nach, ohne daß ſich Schach deſſen bewußt geweſen
wäre.

„Wohl. Aber wenn kein Templer, was dann?“
fragte ſie weiter und ſah ihn zutraulich und doch
verlegen an.

„Ein Reiteroberſt aus der Zeit des 30jährigen
Krieges. Oder vielleicht auch erſt aus den Tagen
von Fehrbellin. Ich las ſogar ſeinen Namen: Achim
v. Haake.“

„So halten Sie die ganze Geſchichte für ein
Märchen?“

„Nicht eigentlich das, oder wenigſtens nicht in
allem. Es iſt erwieſen, daß wir Templer in dieſem
Lande hatten, und die Kirche hier mit ihren vor¬
gotiſchen Formen mag ſehr wohl bis in jene Templer¬
tage zurückreichen. So viel iſt glaubhaft.“

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[57/0069] Schach folgte mit Victoire, der er den Arm ge¬ reicht hatte. „War es wirklich ein Tempelritter?“ fragte dieſe. „Meine Tempelritter-Kenntnis beſchränkt ſich freilich nur auf den einen im ‚Nathan,‘ aber wenn unſre Bühne die Koſtümfrage nicht zu willkürlich behandelt hat, ſo müſſen die Tempelritter durchaus anders aus¬ geſehen haben. Hab ich Recht?“ „Immer Recht, meine liebe Victoire.“ Und der Ton dieſer Worte traf ihr Herz und zitterte darin nach, ohne daß ſich Schach deſſen bewußt geweſen wäre. „Wohl. Aber wenn kein Templer, was dann?“ fragte ſie weiter und ſah ihn zutraulich und doch verlegen an. „Ein Reiteroberſt aus der Zeit des 30jährigen Krieges. Oder vielleicht auch erſt aus den Tagen von Fehrbellin. Ich las ſogar ſeinen Namen: Achim v. Haake.“ „So halten Sie die ganze Geſchichte für ein Märchen?“ „Nicht eigentlich das, oder wenigſtens nicht in allem. Es iſt erwieſen, daß wir Templer in dieſem Lande hatten, und die Kirche hier mit ihren vor¬ gotiſchen Formen mag ſehr wohl bis in jene Templer¬ tage zurückreichen. So viel iſt glaubhaft.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Schach von Wuthenow. Leipzig, 1883, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_wuthenow_1883/69>, abgerufen am 25.11.2024.