Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.Und wir huldigen jetzt dem Strumpfe, Der der Strümpfe Shakespeare ist, Denn er reicht uns bis zum Rumpfe, Weil er fast zwei Ellen mißt. Seht, wir haben jetzt die Strümpfe, Dran er putzte, wischte, rieb Ungezählte Federstümpfe, Als er seinen Hamlet schrieb. Drum herbei, was Arm und Beine, Eurer harret schon Triumph, Und dem "Shakespeare-Strumpfvereine" Helft vielleicht ihr auf den Strumpf. Es war ziemlich gewagt, in einer Sache, die für ganz Leipzig etwas von einer Herzenssache hatte, diesen Ton anzuschlagen, aber es glückte trotzdem; wenn man es auch nicht guthieß, so ließ man es wenigstens gelten, und in den eigentlichen litterarischen Kreisen wurde die Frage laut: "Wer ist das? wer hat das geschrieben?" Das ist für einen armen Anfänger schon immer sehr viel. Aber es ging noch weiter, und ich erhielt tags darauf von dem Verlagsbuchhändler Robert Binder, der zwei Blätter erscheinen ließ, ein demokratisch-politisches und ein belletristisches, einen Brief, in dem ich zur Mitarbeiterschaft aufgefordert wurde. Großer Triumph. Der Himmel hing mir voller Geigen. Ich sandte denn auch Verschiedenes ein, darunter ein längeres Und wir huldigen jetzt dem Strumpfe, Der der Strümpfe Shakespeare ist, Denn er reicht uns bis zum Rumpfe, Weil er fast zwei Ellen mißt. Seht, wir haben jetzt die Strümpfe, Dran er putzte, wischte, rieb Ungezählte Federstümpfe, Als er seinen Hamlet schrieb. Drum herbei, was Arm und Beine, Eurer harret schon Triumph, Und dem „Shakespeare-Strumpfvereine“ Helft vielleicht ihr auf den Strumpf. Es war ziemlich gewagt, in einer Sache, die für ganz Leipzig etwas von einer Herzenssache hatte, diesen Ton anzuschlagen, aber es glückte trotzdem; wenn man es auch nicht guthieß, so ließ man es wenigstens gelten, und in den eigentlichen litterarischen Kreisen wurde die Frage laut: „Wer ist das? wer hat das geschrieben?“ Das ist für einen armen Anfänger schon immer sehr viel. Aber es ging noch weiter, und ich erhielt tags darauf von dem Verlagsbuchhändler Robert Binder, der zwei Blätter erscheinen ließ, ein demokratisch-politisches und ein belletristisches, einen Brief, in dem ich zur Mitarbeiterschaft aufgefordert wurde. Großer Triumph. Der Himmel hing mir voller Geigen. Ich sandte denn auch Verschiedenes ein, darunter ein längeres <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0141" n="132"/> <lg n="3"> <l>Und wir huldigen jetzt dem Strumpfe,</l><lb/> <l>Der der Strümpfe Shakespeare ist,</l><lb/> <l>Denn er reicht uns bis zum Rumpfe,</l><lb/> <l>Weil er fast zwei Ellen mißt.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Seht, wir haben jetzt die Strümpfe,</l><lb/> <l>Dran er putzte, wischte, rieb</l><lb/> <l>Ungezählte Federstümpfe,</l><lb/> <l>Als er seinen Hamlet schrieb.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Drum herbei, was Arm und Beine,</l><lb/> <l>Eurer harret schon Triumph,</l><lb/> <l>Und dem „Shakespeare-Strumpfvereine“</l><lb/> <l>Helft vielleicht ihr auf den Strumpf.</l><lb/> </lg> </lg> <p>Es war ziemlich gewagt, in einer Sache, die für ganz Leipzig etwas von einer Herzenssache hatte, diesen Ton anzuschlagen, aber es glückte trotzdem; wenn man es auch nicht guthieß, so ließ man es wenigstens gelten, und in den eigentlichen litterarischen Kreisen wurde die Frage laut: „Wer ist das? wer hat das geschrieben?“ Das ist für einen armen Anfänger schon immer sehr viel. Aber es ging noch weiter, und ich erhielt tags darauf von dem Verlagsbuchhändler Robert Binder, der zwei Blätter erscheinen ließ, ein demokratisch-politisches und ein belletristisches, einen Brief, in dem ich zur Mitarbeiterschaft aufgefordert wurde. Großer Triumph. Der Himmel hing mir voller Geigen. Ich sandte denn auch Verschiedenes ein, darunter ein längeres<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [132/0141]
Und wir huldigen jetzt dem Strumpfe,
Der der Strümpfe Shakespeare ist,
Denn er reicht uns bis zum Rumpfe,
Weil er fast zwei Ellen mißt.
Seht, wir haben jetzt die Strümpfe,
Dran er putzte, wischte, rieb
Ungezählte Federstümpfe,
Als er seinen Hamlet schrieb.
Drum herbei, was Arm und Beine,
Eurer harret schon Triumph,
Und dem „Shakespeare-Strumpfvereine“
Helft vielleicht ihr auf den Strumpf.
Es war ziemlich gewagt, in einer Sache, die für ganz Leipzig etwas von einer Herzenssache hatte, diesen Ton anzuschlagen, aber es glückte trotzdem; wenn man es auch nicht guthieß, so ließ man es wenigstens gelten, und in den eigentlichen litterarischen Kreisen wurde die Frage laut: „Wer ist das? wer hat das geschrieben?“ Das ist für einen armen Anfänger schon immer sehr viel. Aber es ging noch weiter, und ich erhielt tags darauf von dem Verlagsbuchhändler Robert Binder, der zwei Blätter erscheinen ließ, ein demokratisch-politisches und ein belletristisches, einen Brief, in dem ich zur Mitarbeiterschaft aufgefordert wurde. Großer Triumph. Der Himmel hing mir voller Geigen. Ich sandte denn auch Verschiedenes ein, darunter ein längeres
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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