Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.ich Oxford verließ, Müller in England nicht wiedergesehen. Ein solches Wiedersehen fand erst viele Jahre später statt und zwar Mitte der siebziger Jahre, bei Georg Bunsen. Ich erhielt eine Einladung von diesem, in der glaub ich nur angegeben war, daß ich einen alten Freund bei ihm finden würde. Dieser Freund war Müller. Es war um die Zeit, wo er, von Straßburg aus, - wohin er sich, einem patriotischen Gefühle folgend, auf eine Reihe von Jahren als Universitätslehrer begeben hatte - wieder nach seinem geliebten Oxford zurückkehrte. Mit ihm war seine Frau und ein reizender Junge, der nun schon seit Jahren - er war eine Zeit lang Gesandtschaftssekretär in Konstantinopel - im auswärtigen Dienst seiner Heimat steht. Die Mutter war Engländerin und Müller selbst, trotz seines deutsch gebliebenen Herzens, politisch längst ein Engländer geworden. Uebrigens sei bei dieser Gelegenheit nicht versäumt hervorzuheben, daß er, trotz dieser Zugehörigkeit zu seiner neuen Heimat, mehr als einmal, wenn schwierige Zeiten kamen, an dem guten Einvernehmen zwischen Deutschland und England gearbeitet hat. Und zwar immer mit Erfolg. Mit Erfolg, weil sein persönliches Ansehen drüben ein sehr großes war und zum zweiten, weil ihm für das, was er schrieb - und er schrieb ich Oxford verließ, Müller in England nicht wiedergesehen. Ein solches Wiedersehen fand erst viele Jahre später statt und zwar Mitte der siebziger Jahre, bei Georg Bunsen. Ich erhielt eine Einladung von diesem, in der glaub ich nur angegeben war, daß ich einen alten Freund bei ihm finden würde. Dieser Freund war Müller. Es war um die Zeit, wo er, von Straßburg aus, – wohin er sich, einem patriotischen Gefühle folgend, auf eine Reihe von Jahren als Universitätslehrer begeben hatte – wieder nach seinem geliebten Oxford zurückkehrte. Mit ihm war seine Frau und ein reizender Junge, der nun schon seit Jahren – er war eine Zeit lang Gesandtschaftssekretär in Konstantinopel – im auswärtigen Dienst seiner Heimat steht. Die Mutter war Engländerin und Müller selbst, trotz seines deutsch gebliebenen Herzens, politisch längst ein Engländer geworden. Uebrigens sei bei dieser Gelegenheit nicht versäumt hervorzuheben, daß er, trotz dieser Zugehörigkeit zu seiner neuen Heimat, mehr als einmal, wenn schwierige Zeiten kamen, an dem guten Einvernehmen zwischen Deutschland und England gearbeitet hat. Und zwar immer mit Erfolg. Mit Erfolg, weil sein persönliches Ansehen drüben ein sehr großes war und zum zweiten, weil ihm für das, was er schrieb – und er schrieb <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0168" n="159"/> ich Oxford verließ, Müller in England nicht wiedergesehen.</p><lb/> <p>Ein solches Wiedersehen fand erst viele Jahre später statt und zwar Mitte der siebziger Jahre, bei Georg Bunsen. Ich erhielt eine Einladung von diesem, in der glaub ich nur angegeben war, daß ich einen alten Freund bei ihm finden würde. Dieser Freund war Müller. Es war um die Zeit, wo er, von Straßburg aus, – wohin er sich, einem patriotischen Gefühle folgend, auf eine Reihe von Jahren als Universitätslehrer begeben hatte – wieder nach seinem geliebten Oxford zurückkehrte. Mit ihm war seine Frau und ein reizender Junge, der nun schon seit Jahren – er war eine Zeit lang Gesandtschaftssekretär in Konstantinopel – im auswärtigen Dienst seiner Heimat steht. Die Mutter war Engländerin und Müller selbst, trotz seines deutsch gebliebenen Herzens, politisch längst ein Engländer geworden. Uebrigens sei bei dieser Gelegenheit nicht versäumt hervorzuheben, daß er, trotz dieser Zugehörigkeit zu seiner neuen Heimat, mehr als einmal, wenn schwierige Zeiten kamen, an dem guten Einvernehmen zwischen Deutschland und England gearbeitet hat. Und zwar immer mit Erfolg. Mit Erfolg, weil sein persönliches Ansehen drüben ein sehr großes war und zum zweiten, weil ihm für das, was er schrieb – und er schrieb<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [159/0168]
ich Oxford verließ, Müller in England nicht wiedergesehen.
Ein solches Wiedersehen fand erst viele Jahre später statt und zwar Mitte der siebziger Jahre, bei Georg Bunsen. Ich erhielt eine Einladung von diesem, in der glaub ich nur angegeben war, daß ich einen alten Freund bei ihm finden würde. Dieser Freund war Müller. Es war um die Zeit, wo er, von Straßburg aus, – wohin er sich, einem patriotischen Gefühle folgend, auf eine Reihe von Jahren als Universitätslehrer begeben hatte – wieder nach seinem geliebten Oxford zurückkehrte. Mit ihm war seine Frau und ein reizender Junge, der nun schon seit Jahren – er war eine Zeit lang Gesandtschaftssekretär in Konstantinopel – im auswärtigen Dienst seiner Heimat steht. Die Mutter war Engländerin und Müller selbst, trotz seines deutsch gebliebenen Herzens, politisch längst ein Engländer geworden. Uebrigens sei bei dieser Gelegenheit nicht versäumt hervorzuheben, daß er, trotz dieser Zugehörigkeit zu seiner neuen Heimat, mehr als einmal, wenn schwierige Zeiten kamen, an dem guten Einvernehmen zwischen Deutschland und England gearbeitet hat. Und zwar immer mit Erfolg. Mit Erfolg, weil sein persönliches Ansehen drüben ein sehr großes war und zum zweiten, weil ihm für das, was er schrieb – und er schrieb
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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