ragendsten. Eins seiner schönsten Gedichte wurde Vorbild zu Georg Herweghs berühmt gewordenen: "Ich möchte hingehn wie das Abendrot". Die Anlehnung ist in jedem Punkte unverkennbar. Bei Ferrand heißt es: "Ich möchte sterben jener Wolke gleich", eine Wendung, die sich dann Eingangs jeder neuen Strophe mit einer kleinen Aenderung immer wiederholt.
Ueberblick ich noch einmal jene vormittags im Grunewald und nachmittags bei Anthieny verbrachten Tage, Tage, die nicht bloß Bummeltage, sondern auch Tage voll Lug und Trug waren, so schreck' ich bei diesem Rückblick einigermaßen zusammen, ähnlich jenem "Reiter über den Bodensee", dem sein fährlicher Ritt erst klar wurde, nachdem alle Gefahr hinter ihm lag. Ich erschrecke davor, sag ich, und bitte meine jungen Leser, es mir nicht nachmachen zu wollen. Eine Gefahr war es und sie läuft nicht immer so gnädig ab. Aber, nachdem ich der Gefahr nun mal entronnen, sprech ich, aller Unrechtserkenntnis zum Trotz, doch auch wieder meine Freude darüber aus, der Schule dies Schnippchen geschlagen und meine "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" lange vor ihrem legitimen Beginn schon damals begonnen zu haben. Ich habe mich gesundheitlich sehr wohl dabei gefühlt und mich in den Nachmittagsstunden
ragendsten. Eins seiner schönsten Gedichte wurde Vorbild zu Georg Herweghs berühmt gewordenen: „Ich möchte hingehn wie das Abendrot“. Die Anlehnung ist in jedem Punkte unverkennbar. Bei Ferrand heißt es: „Ich möchte sterben jener Wolke gleich“, eine Wendung, die sich dann Eingangs jeder neuen Strophe mit einer kleinen Aenderung immer wiederholt.
Ueberblick ich noch einmal jene vormittags im Grunewald und nachmittags bei Anthieny verbrachten Tage, Tage, die nicht bloß Bummeltage, sondern auch Tage voll Lug und Trug waren, so schreck’ ich bei diesem Rückblick einigermaßen zusammen, ähnlich jenem „Reiter über den Bodensee“, dem sein fährlicher Ritt erst klar wurde, nachdem alle Gefahr hinter ihm lag. Ich erschrecke davor, sag ich, und bitte meine jungen Leser, es mir nicht nachmachen zu wollen. Eine Gefahr war es und sie läuft nicht immer so gnädig ab. Aber, nachdem ich der Gefahr nun mal entronnen, sprech ich, aller Unrechtserkenntnis zum Trotz, doch auch wieder meine Freude darüber aus, der Schule dies Schnippchen geschlagen und meine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ lange vor ihrem legitimen Beginn schon damals begonnen zu haben. Ich habe mich gesundheitlich sehr wohl dabei gefühlt und mich in den Nachmittagsstunden
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ragendsten. Eins seiner schönsten Gedichte wurde Vorbild zu Georg Herweghs berühmt gewordenen: „Ich möchte hingehn wie das Abendrot“. Die Anlehnung ist in jedem Punkte unverkennbar. Bei Ferrand heißt es: „Ich möchte sterben jener Wolke gleich“, eine Wendung, die sich dann Eingangs jeder neuen Strophe mit einer kleinen Aenderung immer wiederholt.</p><lb/><p>Ueberblick ich noch einmal jene vormittags im Grunewald und nachmittags bei Anthieny verbrachten Tage, Tage, die nicht bloß Bummeltage, sondern auch Tage voll Lug und Trug waren, so schreck’ ich bei diesem Rückblick einigermaßen zusammen, ähnlich jenem „Reiter über den Bodensee“, dem sein fährlicher Ritt erst klar wurde, nachdem alle Gefahr hinter ihm lag. Ich erschrecke davor, sag ich, und bitte meine jungen Leser, es mir nicht nachmachen zu wollen. Eine Gefahr war es und sie läuft nicht immer so gnädig ab. Aber, nachdem ich der Gefahr nun mal entronnen, sprech ich, aller Unrechtserkenntnis zum Trotz, doch auch wieder meine Freude darüber aus, der Schule dies Schnippchen geschlagen und meine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ lange vor ihrem legitimen Beginn schon damals begonnen zu haben. Ich habe mich gesundheitlich sehr wohl dabei gefühlt und mich in den Nachmittagsstunden<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
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ragendsten. Eins seiner schönsten Gedichte wurde Vorbild zu Georg Herweghs berühmt gewordenen: „Ich möchte hingehn wie das Abendrot“. Die Anlehnung ist in jedem Punkte unverkennbar. Bei Ferrand heißt es: „Ich möchte sterben jener Wolke gleich“, eine Wendung, die sich dann Eingangs jeder neuen Strophe mit einer kleinen Aenderung immer wiederholt.
Ueberblick ich noch einmal jene vormittags im Grunewald und nachmittags bei Anthieny verbrachten Tage, Tage, die nicht bloß Bummeltage, sondern auch Tage voll Lug und Trug waren, so schreck’ ich bei diesem Rückblick einigermaßen zusammen, ähnlich jenem „Reiter über den Bodensee“, dem sein fährlicher Ritt erst klar wurde, nachdem alle Gefahr hinter ihm lag. Ich erschrecke davor, sag ich, und bitte meine jungen Leser, es mir nicht nachmachen zu wollen. Eine Gefahr war es und sie läuft nicht immer so gnädig ab. Aber, nachdem ich der Gefahr nun mal entronnen, sprech ich, aller Unrechtserkenntnis zum Trotz, doch auch wieder meine Freude darüber aus, der Schule dies Schnippchen geschlagen und meine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ lange vor ihrem legitimen Beginn schon damals begonnen zu haben. Ich habe mich gesundheitlich sehr wohl dabei gefühlt und mich in den Nachmittagsstunden
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/206>, abgerufen am 28.07.2024.
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