Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.Und nun folgten sie mir in mein Zimmer zu weiterer Ansprache. "Ja," fuhr drinnen der Sprecher fort, "wenn Sie der Herr Unteroffizier sind ... wir sind nämlich so gut wie seine Bekannten, alte Bekannte von ihm und wenn er nu vorkommt und Sie von ihm aussagen sollen ..." Jetzt dämmerte mir's und wie ich sagen muß, nicht gerade zu meiner Freude. Wenn die Kerle da kamen, um Rache an mir zu nehmen! ... Aber Kourage! Ich berappelte mich also und sagte mit so viel Unbefangenheit, wie sich in der Eile auftreiben ließ: "Nun gut, ich verstehe; Sie sind also seine Freunde ..." "Ja, wir sind so seine Freunde und das können wir sagen: er ist nich so schlimm. Und wenn er nu vorkommt un Sie gegen ihn aussagen sollen . . " "Ja, hören Sie, ich muß aber doch sagen, wie es ist." "Nu ja, nu ja, ... man bloß nich zu viel ... Und wir würden Ihnen auch gerne ..." Diese Worte, so dunkel sie waren, waren von einer Bewegung begleitet, die mir keinen Zweifel darüber ließ, daß man mir einen Thaler oder dergleichen in die Hand stecken wollte ... Das gab mir meine ganze Haltung wieder und Und nun folgten sie mir in mein Zimmer zu weiterer Ansprache. „Ja,“ fuhr drinnen der Sprecher fort, „wenn Sie der Herr Unteroffizier sind … wir sind nämlich so gut wie seine Bekannten, alte Bekannte von ihm und wenn er nu vorkommt und Sie von ihm aussagen sollen …“ Jetzt dämmerte mir’s und wie ich sagen muß, nicht gerade zu meiner Freude. Wenn die Kerle da kamen, um Rache an mir zu nehmen! … Aber Kourage! Ich berappelte mich also und sagte mit so viel Unbefangenheit, wie sich in der Eile auftreiben ließ: „Nun gut, ich verstehe; Sie sind also seine Freunde …“ „Ja, wir sind so seine Freunde und das können wir sagen: er ist nich so schlimm. Und wenn er nu vorkommt un Sie gegen ihn aussagen sollen . . “ „Ja, hören Sie, ich muß aber doch sagen, wie es ist.“ „Nu ja, nu ja, … man bloß nich zu viel … Und wir würden Ihnen auch gerne …“ Diese Worte, so dunkel sie waren, waren von einer Bewegung begleitet, die mir keinen Zweifel darüber ließ, daß man mir einen Thaler oder dergleichen in die Hand stecken wollte … Das gab mir meine ganze Haltung wieder und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0261" n="252"/> <p>Und nun folgten sie mir in mein Zimmer zu weiterer Ansprache.</p><lb/> <p>„Ja,“ fuhr drinnen der Sprecher fort, „wenn Sie der Herr Unteroffizier sind … wir sind nämlich so gut wie seine Bekannten, alte Bekannte von ihm und wenn er nu vorkommt und Sie von ihm aussagen sollen …“</p><lb/> <p>Jetzt dämmerte mir’s und wie ich sagen muß, nicht gerade zu meiner Freude. Wenn die Kerle da kamen, um Rache an mir zu nehmen! … Aber Kourage! Ich berappelte mich also und sagte mit so viel Unbefangenheit, wie sich in der Eile auftreiben ließ: „Nun gut, ich verstehe; Sie sind also seine Freunde …“</p><lb/> <p>„Ja, wir sind so seine Freunde und das können wir sagen: er ist nich so schlimm. Und wenn er nu vorkommt un Sie gegen ihn aussagen sollen . . “</p><lb/> <p>„Ja, hören Sie, ich muß aber doch sagen, wie es ist.“</p><lb/> <p>„Nu ja, nu ja, … man bloß nich zu viel … Und wir würden Ihnen auch gerne …“</p><lb/> <p>Diese Worte, so dunkel sie waren, waren von einer Bewegung begleitet, die mir keinen Zweifel darüber ließ, daß man mir einen Thaler oder dergleichen in die Hand stecken wollte …</p><lb/> <p>Das gab mir meine ganze Haltung wieder und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [252/0261]
Und nun folgten sie mir in mein Zimmer zu weiterer Ansprache.
„Ja,“ fuhr drinnen der Sprecher fort, „wenn Sie der Herr Unteroffizier sind … wir sind nämlich so gut wie seine Bekannten, alte Bekannte von ihm und wenn er nu vorkommt und Sie von ihm aussagen sollen …“
Jetzt dämmerte mir’s und wie ich sagen muß, nicht gerade zu meiner Freude. Wenn die Kerle da kamen, um Rache an mir zu nehmen! … Aber Kourage! Ich berappelte mich also und sagte mit so viel Unbefangenheit, wie sich in der Eile auftreiben ließ: „Nun gut, ich verstehe; Sie sind also seine Freunde …“
„Ja, wir sind so seine Freunde und das können wir sagen: er ist nich so schlimm. Und wenn er nu vorkommt un Sie gegen ihn aussagen sollen . . “
„Ja, hören Sie, ich muß aber doch sagen, wie es ist.“
„Nu ja, nu ja, … man bloß nich zu viel … Und wir würden Ihnen auch gerne …“
Diese Worte, so dunkel sie waren, waren von einer Bewegung begleitet, die mir keinen Zweifel darüber ließ, daß man mir einen Thaler oder dergleichen in die Hand stecken wollte …
Das gab mir meine ganze Haltung wieder und
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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