Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.mit Gott dadurch versöhnen, daß sein Herz nach Jerusalem gebracht und dort bestattet werden solle, "damit es ruhig sei". Zu diesem Zwecke läßt er denn auch durch einen seiner Boten den auf einem alten Douglas-Schlosse sitzenden Lord Douglas herbeirufen ... Und nun reiten beide, der Lord und der Bote, durch die Nacht hin zu dem sterbenden König. Sie ritten vierzig Meilen fast Und sprachen Worte nicht vier, Und als sie kamen vor Königs Palast, Da bluteten Sporn und Tier .... Und nun thut der sterbende König dem Douglas seinen letzten Willen, "daß sein Herz nach Jerusalem gebracht werde", kund, und der Lord, als der König in selber Nacht noch hingeschieden, nimmt alsbald das Herz des Königs und thut es "in roten Sammt und gelbes Gold" und bricht auf. Aber ehe er Jerusalem und das heilige Grab erreichen kann, sieht er sich in der Wüste von speerwerfendem und "Allah!" rufendem Reitervolk angegriffen, und als ihm klar wird, daß sein Häuflein unterliegen und das Herz nicht die heilige Stätte finden werde, greift er zu dem letzten Mittel und wirft das Herz des Königs mitten in die Feinde hinein. Und nun beginnt ein Anstürmen, um das unter die Heiden geworfene Herz ihres Königs wieder zu gewinnen. mit Gott dadurch versöhnen, daß sein Herz nach Jerusalem gebracht und dort bestattet werden solle, „damit es ruhig sei“. Zu diesem Zwecke läßt er denn auch durch einen seiner Boten den auf einem alten Douglas-Schlosse sitzenden Lord Douglas herbeirufen … Und nun reiten beide, der Lord und der Bote, durch die Nacht hin zu dem sterbenden König. Sie ritten vierzig Meilen fast Und sprachen Worte nicht vier, Und als sie kamen vor Königs Palast, Da bluteten Sporn und Tier …. Und nun thut der sterbende König dem Douglas seinen letzten Willen, „daß sein Herz nach Jerusalem gebracht werde“, kund, und der Lord, als der König in selber Nacht noch hingeschieden, nimmt alsbald das Herz des Königs und thut es „in roten Sammt und gelbes Gold“ und bricht auf. Aber ehe er Jerusalem und das heilige Grab erreichen kann, sieht er sich in der Wüste von speerwerfendem und „Allah!“ rufendem Reitervolk angegriffen, und als ihm klar wird, daß sein Häuflein unterliegen und das Herz nicht die heilige Stätte finden werde, greift er zu dem letzten Mittel und wirft das Herz des Königs mitten in die Feinde hinein. Und nun beginnt ein Anstürmen, um das unter die Heiden geworfene Herz ihres Königs wieder zu gewinnen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0298" n="289"/> mit Gott dadurch versöhnen, daß sein <hi rendition="#g">Herz</hi> nach Jerusalem gebracht und dort bestattet werden solle, „damit es ruhig sei“. Zu diesem Zwecke läßt er denn auch durch einen seiner Boten den auf einem alten Douglas-Schlosse sitzenden Lord Douglas herbeirufen … Und nun reiten beide, der Lord und der Bote, durch die Nacht hin zu dem sterbenden König.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Sie ritten vierzig Meilen fast</l><lb/> <l>Und sprachen Worte nicht vier,</l><lb/> <l>Und als sie kamen vor Königs Palast,</l><lb/> <l>Da bluteten Sporn und Tier ….</l><lb/> </lg> <p>Und nun thut der sterbende König dem Douglas seinen letzten Willen, „daß sein Herz nach Jerusalem gebracht werde“, kund, und der Lord, als der König in selber Nacht noch hingeschieden, nimmt alsbald das Herz des Königs und thut es „in roten Sammt und gelbes Gold“ und bricht auf. Aber ehe er Jerusalem und das heilige Grab erreichen kann, sieht er sich in der Wüste von speerwerfendem und „Allah!“ rufendem Reitervolk angegriffen, und als ihm klar wird, daß sein Häuflein unterliegen und das Herz nicht die heilige Stätte finden werde, greift er zu dem letzten Mittel und wirft das Herz des Königs mitten in die Feinde hinein. Und nun beginnt ein Anstürmen, um das unter die Heiden geworfene Herz ihres Königs wieder zu gewinnen.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [289/0298]
mit Gott dadurch versöhnen, daß sein Herz nach Jerusalem gebracht und dort bestattet werden solle, „damit es ruhig sei“. Zu diesem Zwecke läßt er denn auch durch einen seiner Boten den auf einem alten Douglas-Schlosse sitzenden Lord Douglas herbeirufen … Und nun reiten beide, der Lord und der Bote, durch die Nacht hin zu dem sterbenden König.
Sie ritten vierzig Meilen fast
Und sprachen Worte nicht vier,
Und als sie kamen vor Königs Palast,
Da bluteten Sporn und Tier ….
Und nun thut der sterbende König dem Douglas seinen letzten Willen, „daß sein Herz nach Jerusalem gebracht werde“, kund, und der Lord, als der König in selber Nacht noch hingeschieden, nimmt alsbald das Herz des Königs und thut es „in roten Sammt und gelbes Gold“ und bricht auf. Aber ehe er Jerusalem und das heilige Grab erreichen kann, sieht er sich in der Wüste von speerwerfendem und „Allah!“ rufendem Reitervolk angegriffen, und als ihm klar wird, daß sein Häuflein unterliegen und das Herz nicht die heilige Stätte finden werde, greift er zu dem letzten Mittel und wirft das Herz des Königs mitten in die Feinde hinein. Und nun beginnt ein Anstürmen, um das unter die Heiden geworfene Herz ihres Königs wieder zu gewinnen.
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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