Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.die dann später berufen waren, selber in hohe Stellungen einzurücken - keine Spur davon an sich hatten. So kam es, daß Kugler immer Gegenstand eines ihm halb verdrießlich entgegengebrachten Respektes war, immer ein halber Fremdling. Er empfand dies auch und hätte, bei dem Freundschafts- und Liebesbedürfnis, das er hatte, gewiß viel darum gegeben, dies ändern zu können; aber das war ihm nicht möglich. So liebevoll und edlen Herzens er war, so steif und scheu war er, wenigstens da, wo's zu repräsentieren galt. Daß er andern Orts auch anders sein konnte, davon erzähl' ich weiterhin. Er war, durch Jahre hin, teils um seiner selbst, aber wohl mehr noch um Heyses willen, dessen Aufblühen er mit fast väterlicher Liebe verfolgte, ein ziemlich regelmäßiger Besucher des Tunnels, der ihm manche Beisteuer verdankte, Beisteuern, über die die verschiedenen Jahrgänge der "Argo", eines Jahrbuches, das von 1854-1857 erschien, wohl am besten Auskunft geben dürften. Ob all' das in dem Jahrbuch Erschienene - das, von mehreren kunst- und litteraturgeschichtlichen Untersuchungen abgesehen, die für die Kugler'sche Produktion ganz charakteristischen Ueberschriften: Cleopatra, Cyrus (ein Fragment), Friede, das Opfer, Götterjugend etc. trug, - ob all diese Sachen im damaligen Tunnel zur die dann später berufen waren, selber in hohe Stellungen einzurücken – keine Spur davon an sich hatten. So kam es, daß Kugler immer Gegenstand eines ihm halb verdrießlich entgegengebrachten Respektes war, immer ein halber Fremdling. Er empfand dies auch und hätte, bei dem Freundschafts- und Liebesbedürfnis, das er hatte, gewiß viel darum gegeben, dies ändern zu können; aber das war ihm nicht möglich. So liebevoll und edlen Herzens er war, so steif und scheu war er, wenigstens da, wo’s zu repräsentieren galt. Daß er andern Orts auch anders sein konnte, davon erzähl’ ich weiterhin. Er war, durch Jahre hin, teils um seiner selbst, aber wohl mehr noch um Heyses willen, dessen Aufblühen er mit fast väterlicher Liebe verfolgte, ein ziemlich regelmäßiger Besucher des Tunnels, der ihm manche Beisteuer verdankte, Beisteuern, über die die verschiedenen Jahrgänge der „Argo“, eines Jahrbuches, das von 1854–1857 erschien, wohl am besten Auskunft geben dürften. Ob all’ das in dem Jahrbuch Erschienene – das, von mehreren kunst- und litteraturgeschichtlichen Untersuchungen abgesehen, die für die Kugler’sche Produktion ganz charakteristischen Ueberschriften: Cleopatra, Cyrus (ein Fragment), Friede, das Opfer, Götterjugend etc. trug, – ob all diese Sachen im damaligen Tunnel zur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0302" n="293"/> die dann später berufen waren, selber in hohe Stellungen einzurücken – keine Spur davon an sich hatten. So kam es, daß Kugler immer Gegenstand eines ihm halb verdrießlich entgegengebrachten Respektes war, immer ein halber Fremdling. Er empfand dies auch und hätte, bei dem Freundschafts- und Liebesbedürfnis, das er hatte, gewiß viel darum gegeben, dies ändern zu können; aber das war ihm nicht möglich. So liebevoll und edlen Herzens er war, so steif und scheu war er, wenigstens da, wo’s zu repräsentieren galt. Daß er andern Orts auch anders sein konnte, davon erzähl’ ich weiterhin.</p><lb/> <p>Er war, durch Jahre hin, teils um seiner selbst, aber wohl mehr noch um Heyses willen, dessen Aufblühen er mit fast väterlicher Liebe verfolgte, ein ziemlich regelmäßiger Besucher des Tunnels, der ihm manche Beisteuer verdankte, Beisteuern, über die die verschiedenen Jahrgänge der „Argo“, eines Jahrbuches, das von 1854–1857 erschien, wohl am besten Auskunft geben dürften. Ob all’ das in dem Jahrbuch Erschienene – das, von mehreren kunst- und litteraturgeschichtlichen Untersuchungen abgesehen, die für die Kugler’sche Produktion ganz charakteristischen Ueberschriften: Cleopatra, Cyrus (ein Fragment), Friede, das Opfer, Götterjugend etc. trug, – ob all diese Sachen im damaligen Tunnel zur<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [293/0302]
die dann später berufen waren, selber in hohe Stellungen einzurücken – keine Spur davon an sich hatten. So kam es, daß Kugler immer Gegenstand eines ihm halb verdrießlich entgegengebrachten Respektes war, immer ein halber Fremdling. Er empfand dies auch und hätte, bei dem Freundschafts- und Liebesbedürfnis, das er hatte, gewiß viel darum gegeben, dies ändern zu können; aber das war ihm nicht möglich. So liebevoll und edlen Herzens er war, so steif und scheu war er, wenigstens da, wo’s zu repräsentieren galt. Daß er andern Orts auch anders sein konnte, davon erzähl’ ich weiterhin.
Er war, durch Jahre hin, teils um seiner selbst, aber wohl mehr noch um Heyses willen, dessen Aufblühen er mit fast väterlicher Liebe verfolgte, ein ziemlich regelmäßiger Besucher des Tunnels, der ihm manche Beisteuer verdankte, Beisteuern, über die die verschiedenen Jahrgänge der „Argo“, eines Jahrbuches, das von 1854–1857 erschien, wohl am besten Auskunft geben dürften. Ob all’ das in dem Jahrbuch Erschienene – das, von mehreren kunst- und litteraturgeschichtlichen Untersuchungen abgesehen, die für die Kugler’sche Produktion ganz charakteristischen Ueberschriften: Cleopatra, Cyrus (ein Fragment), Friede, das Opfer, Götterjugend etc. trug, – ob all diese Sachen im damaligen Tunnel zur
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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