Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.Vorlesung gekommen sind, vermag ich nicht mehr mit Sicherheit festzustellen. Aber wenn es geschehen, wie höchst wahrscheinlich, so läßt sich aus den bloßen Titeln schon schließen, daß an eine große Wirkung nicht zu denken war. Strachwitz mit der "Jagd des Moguls", oder Scherenberg mit seinem "Zechlied der Fremdenlegion", oder Lepel mit der dänisch-schleswig'schen Gruselballade von "König Erich und Herzog Abel" konnten den Tunnel packen; aber mit "Götterjugend" oder "Cyrus, ein Fragment", war kein Erfolg einzuheimsen. Aus so feinen Leuten der Tunnel bestand, so waren sie doch nicht fein genug, vom Stoff absehen und eine Sache lediglich um ihrer Kunstform willen würdigen zu können. Vornehme Lyrik versagte deshalb überhaupt, und war sie nun gar "klassisch", so schon mit Sicherheit. Unter den mannigfachen Sachen, die Kugler während seiner zehnjährigen Mitgliedschaft zu Nutz und Frommen des Tunnels beisteuerte, waren aber, außer den vorgenannten kleineren Arbeiten, auch größere: Dramen und Novellen. Von den Dramen, um zunächst von diesen zu sprechen, kamen "Jacobäa", "Die tatarische Gesandtschaft", "Doge und Dogaressa", scenenweise wohl auch "Pertinax" zur Vorlesung und begegneten dabei demselben nüchternen Respekt, der ihnen - Vorlesung gekommen sind, vermag ich nicht mehr mit Sicherheit festzustellen. Aber wenn es geschehen, wie höchst wahrscheinlich, so läßt sich aus den bloßen Titeln schon schließen, daß an eine große Wirkung nicht zu denken war. Strachwitz mit der „Jagd des Moguls“, oder Scherenberg mit seinem „Zechlied der Fremdenlegion“, oder Lepel mit der dänisch-schleswig’schen Gruselballade von „König Erich und Herzog Abel“ konnten den Tunnel packen; aber mit „Götterjugend“ oder „Cyrus, ein Fragment“, war kein Erfolg einzuheimsen. Aus so feinen Leuten der Tunnel bestand, so waren sie doch nicht fein genug, vom Stoff absehen und eine Sache lediglich um ihrer Kunstform willen würdigen zu können. Vornehme Lyrik versagte deshalb überhaupt, und war sie nun gar „klassisch“, so schon mit Sicherheit. Unter den mannigfachen Sachen, die Kugler während seiner zehnjährigen Mitgliedschaft zu Nutz und Frommen des Tunnels beisteuerte, waren aber, außer den vorgenannten kleineren Arbeiten, auch größere: Dramen und Novellen. Von den Dramen, um zunächst von diesen zu sprechen, kamen „Jacobäa“, „Die tatarische Gesandtschaft“, „Doge und Dogaressa“, scenenweise wohl auch „Pertinax“ zur Vorlesung und begegneten dabei demselben nüchternen Respekt, der ihnen – <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0303" n="294"/> Vorlesung gekommen sind, vermag ich nicht mehr mit Sicherheit festzustellen. Aber wenn es geschehen, wie höchst wahrscheinlich, so läßt sich aus den bloßen Titeln schon schließen, daß an eine große Wirkung nicht zu denken war. Strachwitz mit der „Jagd des Moguls“, oder Scherenberg mit seinem „Zechlied der Fremdenlegion“, oder Lepel mit der dänisch-schleswig’schen Gruselballade von „König Erich und Herzog Abel“ konnten den Tunnel packen; aber mit „Götterjugend“ oder „Cyrus, ein Fragment“, war kein Erfolg einzuheimsen. Aus so feinen Leuten der Tunnel bestand, so waren sie doch nicht fein genug, vom Stoff absehen und eine Sache lediglich um ihrer Kunstform willen würdigen zu können. Vornehme Lyrik versagte deshalb überhaupt, und war sie nun gar „klassisch“, so schon mit Sicherheit.</p><lb/> <p>Unter den mannigfachen Sachen, die Kugler während seiner zehnjährigen Mitgliedschaft zu Nutz und Frommen des Tunnels beisteuerte, waren aber, außer den vorgenannten kleineren Arbeiten, auch größere: Dramen und Novellen.</p><lb/> <p>Von den Dramen, um zunächst von diesen zu sprechen, kamen „Jacobäa“, „Die tatarische Gesandtschaft“, „Doge und Dogaressa“, scenenweise wohl auch „Pertinax“ zur Vorlesung und begegneten dabei demselben nüchternen Respekt, der ihnen –<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [294/0303]
Vorlesung gekommen sind, vermag ich nicht mehr mit Sicherheit festzustellen. Aber wenn es geschehen, wie höchst wahrscheinlich, so läßt sich aus den bloßen Titeln schon schließen, daß an eine große Wirkung nicht zu denken war. Strachwitz mit der „Jagd des Moguls“, oder Scherenberg mit seinem „Zechlied der Fremdenlegion“, oder Lepel mit der dänisch-schleswig’schen Gruselballade von „König Erich und Herzog Abel“ konnten den Tunnel packen; aber mit „Götterjugend“ oder „Cyrus, ein Fragment“, war kein Erfolg einzuheimsen. Aus so feinen Leuten der Tunnel bestand, so waren sie doch nicht fein genug, vom Stoff absehen und eine Sache lediglich um ihrer Kunstform willen würdigen zu können. Vornehme Lyrik versagte deshalb überhaupt, und war sie nun gar „klassisch“, so schon mit Sicherheit.
Unter den mannigfachen Sachen, die Kugler während seiner zehnjährigen Mitgliedschaft zu Nutz und Frommen des Tunnels beisteuerte, waren aber, außer den vorgenannten kleineren Arbeiten, auch größere: Dramen und Novellen.
Von den Dramen, um zunächst von diesen zu sprechen, kamen „Jacobäa“, „Die tatarische Gesandtschaft“, „Doge und Dogaressa“, scenenweise wohl auch „Pertinax“ zur Vorlesung und begegneten dabei demselben nüchternen Respekt, der ihnen –
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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