Ich persönlich habe sehr viel von Schneider gehabt, obschon er mir mehr oder weniger unsympathisch, seine Politik - trotzdem ich sie vorstehend verteidigt - im wesentlichen contre coeur und seine Kunst geradezu schrecklich war.
Daß ich mich ihm demohnerachtet so sehr zu Dank verpflichtet fühle, liegt in zwei Dingen: erstens darin, daß wir dasselbe Feld, Mark Brandenburg, kultivierten und zweitens darin, daß er ein Sentenzen- und Sprichwortsmann war, ein Mann, nicht der zitierten, wohl aber der selbstgeschaffenen "geflügelten Worte". Diese Worte, wie sein ganzes Wesen, waren immer prosaisch und gemeinplätzig, aber vielleicht wirkten sie gerade dadurch so stark auf mich. Feine Sachen amüsieren mehr; ein Hieb aber, der so recht sitzen soll, muß etwas grob sein. Er war das verkörperte elfte Gebot "laß Dich nicht verblüffen" und seine Berliner Weltweisheit, seine burleske, mitunter stark ins Zynische gehende Unverfrorenheit hat mich oft erquickt, auch gefördert.
In der Zeit, wo ich meine "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" zu schreiben anfing, sah ich ihn oft, um Ratschläge von ihm entgegen zu nehmen. Namentlich bei dem Bande, der das "Havelland" behandelt, ist er mir sehr von Nutzen gewesen.
Er wohnte damals, wenn mir recht ist, am "Kanal",
Ich persönlich habe sehr viel von Schneider gehabt, obschon er mir mehr oder weniger unsympathisch, seine Politik – trotzdem ich sie vorstehend verteidigt – im wesentlichen contre coeur und seine Kunst geradezu schrecklich war.
Daß ich mich ihm demohnerachtet so sehr zu Dank verpflichtet fühle, liegt in zwei Dingen: erstens darin, daß wir dasselbe Feld, Mark Brandenburg, kultivierten und zweitens darin, daß er ein Sentenzen- und Sprichwortsmann war, ein Mann, nicht der zitierten, wohl aber der selbstgeschaffenen „geflügelten Worte“. Diese Worte, wie sein ganzes Wesen, waren immer prosaisch und gemeinplätzig, aber vielleicht wirkten sie gerade dadurch so stark auf mich. Feine Sachen amüsieren mehr; ein Hieb aber, der so recht sitzen soll, muß etwas grob sein. Er war das verkörperte elfte Gebot „laß Dich nicht verblüffen“ und seine Berliner Weltweisheit, seine burleske, mitunter stark ins Zynische gehende Unverfrorenheit hat mich oft erquickt, auch gefördert.
In der Zeit, wo ich meine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ zu schreiben anfing, sah ich ihn oft, um Ratschläge von ihm entgegen zu nehmen. Namentlich bei dem Bande, der das „Havelland“ behandelt, ist er mir sehr von Nutzen gewesen.
Er wohnte damals, wenn mir recht ist, am „Kanal“,
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Ich persönlich habe sehr viel von Schneider gehabt, obschon er mir mehr oder weniger unsympathisch, seine Politik – trotzdem ich sie vorstehend verteidigt – im wesentlichen contre coeur und seine Kunst geradezu schrecklich war.
Daß ich mich ihm demohnerachtet so sehr zu Dank verpflichtet fühle, liegt in zwei Dingen: erstens darin, daß wir dasselbe Feld, Mark Brandenburg, kultivierten und zweitens darin, daß er ein Sentenzen- und Sprichwortsmann war, ein Mann, nicht der zitierten, wohl aber der selbstgeschaffenen „geflügelten Worte“. Diese Worte, wie sein ganzes Wesen, waren immer prosaisch und gemeinplätzig, aber vielleicht wirkten sie gerade dadurch so stark auf mich. Feine Sachen amüsieren mehr; ein Hieb aber, der so recht sitzen soll, muß etwas grob sein. Er war das verkörperte elfte Gebot „laß Dich nicht verblüffen“ und seine Berliner Weltweisheit, seine burleske, mitunter stark ins Zynische gehende Unverfrorenheit hat mich oft erquickt, auch gefördert.
In der Zeit, wo ich meine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ zu schreiben anfing, sah ich ihn oft, um Ratschläge von ihm entgegen zu nehmen. Namentlich bei dem Bande, der das „Havelland“ behandelt, ist er mir sehr von Nutzen gewesen.
Er wohnte damals, wenn mir recht ist, am „Kanal“,
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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/434>, abgerufen am 19.06.2024.
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