daß ich Sie heiraten soll; ich werde Sie aber nicht heiraten." Der arme Lepel! Vierzehn Tage später war er sterblich in die schöne und sehr liebenswürdige Engländerin verliebt und mußte nun zu seinem eignen Elend die Scheidewand respektieren, die seine Querköpfigkeit zwischen sich und ihr errichtet hatte. Das gab bittere Stunden. Aber er behielt Sizilien trotzdem in dankbarer Erinnerung, und in einem sehr reizenden Gedicht, darin er erzählt, wie er mit den beiden jungen Damen am Springbrunn mit Goldorangen Ball spielt, hat er das Leben in der palermitanischen Villa geschildert. Ich habe seine Briefe - sie bilden ein ganzes Buch - aus jener Zeit her, und vor mir hängt eine von ihm gezeichnete Farbenskizze: der Garten, der Springbrunn, das tiefblaue Meer und im Hintergrunde der Monte Pellegrino, der den Golf abzuschließen scheint.
Im Spätsommer war er wieder zurück, ging auf die Lepel'schen Güter nach Pommern und verlobte sich daselbst mit einer jugendlichen Kousine. Noch im Herbst desselben Jahres war die Hochzeit. Ich sollte dabei zugegen sein - Lepel hatte seine bürgerlichen Freunde, der zweite war Werner Hahn, der Familie gegenüber krampfhaft durchgesetzt -, es schien mir aber doch mißlich, es darauf ankommen zu lassen, und ich preise bis heute den in Entschuldigungen ge-
daß ich Sie heiraten soll; ich werde Sie aber nicht heiraten.“ Der arme Lepel! Vierzehn Tage später war er sterblich in die schöne und sehr liebenswürdige Engländerin verliebt und mußte nun zu seinem eignen Elend die Scheidewand respektieren, die seine Querköpfigkeit zwischen sich und ihr errichtet hatte. Das gab bittere Stunden. Aber er behielt Sizilien trotzdem in dankbarer Erinnerung, und in einem sehr reizenden Gedicht, darin er erzählt, wie er mit den beiden jungen Damen am Springbrunn mit Goldorangen Ball spielt, hat er das Leben in der palermitanischen Villa geschildert. Ich habe seine Briefe – sie bilden ein ganzes Buch – aus jener Zeit her, und vor mir hängt eine von ihm gezeichnete Farbenskizze: der Garten, der Springbrunn, das tiefblaue Meer und im Hintergrunde der Monte Pellegrino, der den Golf abzuschließen scheint.
Im Spätsommer war er wieder zurück, ging auf die Lepel’schen Güter nach Pommern und verlobte sich daselbst mit einer jugendlichen Kousine. Noch im Herbst desselben Jahres war die Hochzeit. Ich sollte dabei zugegen sein – Lepel hatte seine bürgerlichen Freunde, der zweite war Werner Hahn, der Familie gegenüber krampfhaft durchgesetzt –, es schien mir aber doch mißlich, es darauf ankommen zu lassen, und ich preise bis heute den in Entschuldigungen ge-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0504"n="495"/>
daß ich Sie heiraten soll; ich werde Sie aber nicht heiraten.“ Der arme Lepel! Vierzehn Tage später war er sterblich in die schöne und sehr liebenswürdige Engländerin verliebt und mußte nun zu seinem eignen Elend die Scheidewand respektieren, die seine Querköpfigkeit zwischen sich und ihr errichtet hatte. Das gab bittere Stunden. Aber er behielt Sizilien trotzdem in dankbarer Erinnerung, und in einem sehr reizenden Gedicht, darin er erzählt, wie er mit den beiden jungen Damen am Springbrunn mit Goldorangen Ball spielt, hat er das Leben in der palermitanischen Villa geschildert. Ich habe seine Briefe – sie bilden ein ganzes Buch – aus jener Zeit her, und vor mir hängt eine von ihm gezeichnete Farbenskizze: der Garten, der Springbrunn, das tiefblaue Meer und im Hintergrunde der Monte Pellegrino, der den Golf abzuschließen scheint.</p><lb/><p>Im Spätsommer war er wieder zurück, ging auf die Lepel’schen Güter nach Pommern und verlobte sich daselbst mit einer jugendlichen Kousine. Noch im Herbst desselben Jahres war die Hochzeit. Ich sollte dabei zugegen sein – Lepel hatte seine bürgerlichen Freunde, der zweite war Werner Hahn, der Familie gegenüber krampfhaft durchgesetzt –, es schien mir aber doch mißlich, es darauf ankommen zu lassen, und ich preise bis heute den in Entschuldigungen ge-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[495/0504]
daß ich Sie heiraten soll; ich werde Sie aber nicht heiraten.“ Der arme Lepel! Vierzehn Tage später war er sterblich in die schöne und sehr liebenswürdige Engländerin verliebt und mußte nun zu seinem eignen Elend die Scheidewand respektieren, die seine Querköpfigkeit zwischen sich und ihr errichtet hatte. Das gab bittere Stunden. Aber er behielt Sizilien trotzdem in dankbarer Erinnerung, und in einem sehr reizenden Gedicht, darin er erzählt, wie er mit den beiden jungen Damen am Springbrunn mit Goldorangen Ball spielt, hat er das Leben in der palermitanischen Villa geschildert. Ich habe seine Briefe – sie bilden ein ganzes Buch – aus jener Zeit her, und vor mir hängt eine von ihm gezeichnete Farbenskizze: der Garten, der Springbrunn, das tiefblaue Meer und im Hintergrunde der Monte Pellegrino, der den Golf abzuschließen scheint.
Im Spätsommer war er wieder zurück, ging auf die Lepel’schen Güter nach Pommern und verlobte sich daselbst mit einer jugendlichen Kousine. Noch im Herbst desselben Jahres war die Hochzeit. Ich sollte dabei zugegen sein – Lepel hatte seine bürgerlichen Freunde, der zweite war Werner Hahn, der Familie gegenüber krampfhaft durchgesetzt –, es schien mir aber doch mißlich, es darauf ankommen zu lassen, und ich preise bis heute den in Entschuldigungen ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/504>, abgerufen am 16.06.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.