Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.heim da Fonseca, Saint Paul, Leo Goldammer - wenn auch Scherenberg selbst unbedingt der Sanspareil blieb. Es kam übrigens noch ein andres hinzu, was unser Gespräch gerade bei diesen Merckelschen Reunions immer wieder beleben mußte. Das war der Umstand, daß uns um eben jene Zeit, Anfang der fünfziger Jahre, die Herausgabe der "Argo" beschäftigte, von der wir uns alle viel versprachen, niemand aber mehr als unser liebenswürdiger Wirt selbst. Und das konnte kaum anders sein. Ein Lebelang war er herzlich bemüht gewesen, sein Talent zu bekunden, hatte sich aber durch seine Scheuheit an jedem Erfolge behindert gesehn; er war eben nicht der Mann des Umherschickens von Manuskripten oder gar des sich Bewerbens um redaktionelle Gunst. Und so kam er denn zu nichts. Aber daß es so war, das zehrte doch an seinem Leben. Und nun mit einemmale sollte das alles in ein Gegenteil verkehrt und er, der sich immer bescheiden zurückgehalten, in den Vordergrund gestellt und sogar ein Pilot unserer "Argo" werden. Denn er war ausersehn, unsrem Schiff auf dem Titelblatt den Spruch für seine Fahrt in die weit ausgespannten Segel zu schreiben. Das geschah denn auch buchstäblich. Er war wie trunken davon und heim da Fonseca, Saint Paul, Leo Goldammer – wenn auch Scherenberg selbst unbedingt der Sanspareil blieb. Es kam übrigens noch ein andres hinzu, was unser Gespräch gerade bei diesen Merckelschen Reunions immer wieder beleben mußte. Das war der Umstand, daß uns um eben jene Zeit, Anfang der fünfziger Jahre, die Herausgabe der „Argo“ beschäftigte, von der wir uns alle viel versprachen, niemand aber mehr als unser liebenswürdiger Wirt selbst. Und das konnte kaum anders sein. Ein Lebelang war er herzlich bemüht gewesen, sein Talent zu bekunden, hatte sich aber durch seine Scheuheit an jedem Erfolge behindert gesehn; er war eben nicht der Mann des Umherschickens von Manuskripten oder gar des sich Bewerbens um redaktionelle Gunst. Und so kam er denn zu nichts. Aber daß es so war, das zehrte doch an seinem Leben. Und nun mit einemmale sollte das alles in ein Gegenteil verkehrt und er, der sich immer bescheiden zurückgehalten, in den Vordergrund gestellt und sogar ein Pilot unserer „Argo“ werden. Denn er war ausersehn, unsrem Schiff auf dem Titelblatt den Spruch für seine Fahrt in die weit ausgespannten Segel zu schreiben. Das geschah denn auch buchstäblich. Er war wie trunken davon und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0529" n="520"/> heim da Fonseca, Saint Paul, Leo Goldammer – wenn auch Scherenberg selbst unbedingt der Sanspareil blieb.</p><lb/> <p>Es kam übrigens noch ein andres hinzu, was unser Gespräch gerade bei diesen Merckelschen Reunions immer wieder beleben mußte. Das war der Umstand, daß uns um eben jene Zeit, Anfang der fünfziger Jahre, die Herausgabe der „Argo“ beschäftigte, von der wir uns alle viel versprachen, niemand aber mehr als unser liebenswürdiger Wirt selbst. Und das konnte kaum anders sein. Ein Lebelang war er herzlich bemüht gewesen, sein Talent zu bekunden, hatte sich aber durch seine Scheuheit an jedem Erfolge behindert gesehn; er war eben nicht der Mann des Umherschickens von Manuskripten oder gar des sich Bewerbens um redaktionelle Gunst. Und so kam er denn zu nichts. Aber daß es so war, <hi rendition="#g">das</hi> zehrte doch an seinem Leben. Und nun mit einemmale sollte das alles in ein Gegenteil verkehrt und er, der sich immer bescheiden zurückgehalten, in den Vordergrund gestellt und sogar ein Pilot unserer „Argo“ werden. Denn er war ausersehn, unsrem Schiff auf dem Titelblatt den Spruch für seine Fahrt in die weit ausgespannten Segel zu schreiben. Das geschah denn auch buchstäblich. Er war wie trunken davon und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [520/0529]
heim da Fonseca, Saint Paul, Leo Goldammer – wenn auch Scherenberg selbst unbedingt der Sanspareil blieb.
Es kam übrigens noch ein andres hinzu, was unser Gespräch gerade bei diesen Merckelschen Reunions immer wieder beleben mußte. Das war der Umstand, daß uns um eben jene Zeit, Anfang der fünfziger Jahre, die Herausgabe der „Argo“ beschäftigte, von der wir uns alle viel versprachen, niemand aber mehr als unser liebenswürdiger Wirt selbst. Und das konnte kaum anders sein. Ein Lebelang war er herzlich bemüht gewesen, sein Talent zu bekunden, hatte sich aber durch seine Scheuheit an jedem Erfolge behindert gesehn; er war eben nicht der Mann des Umherschickens von Manuskripten oder gar des sich Bewerbens um redaktionelle Gunst. Und so kam er denn zu nichts. Aber daß es so war, das zehrte doch an seinem Leben. Und nun mit einemmale sollte das alles in ein Gegenteil verkehrt und er, der sich immer bescheiden zurückgehalten, in den Vordergrund gestellt und sogar ein Pilot unserer „Argo“ werden. Denn er war ausersehn, unsrem Schiff auf dem Titelblatt den Spruch für seine Fahrt in die weit ausgespannten Segel zu schreiben. Das geschah denn auch buchstäblich. Er war wie trunken davon und
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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