Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.thut er? Ich glaube er zahlt ihm ein Jahrgehalt. Aber was heißt das? Was ist das? Es ist ein Hungerpfennig." So ging es weiter. Beta saß dabei und freute sich natürlich, denn welcher Schriftsteller freute sich nicht, wenn in diesem Stil auf Redakteur und Verleger gewettert wird; - er hielt es aber doch jedesmal für angebracht, den "Barbarossa von Leipzig" zu verteidigen. Dies war auch nur in der Ordnung. Keil, was sonst immer ihm fehlen mochte, war alles in allem sehr splendid gegen Beta und was Faucher zu des Letztren Verherrlichung sagte, steckte stark in Uebertreibung. Betas Verdienste um die Gartenlaube waren nicht gering, Jegliches was er schrieb, las sich gut und entbehrte nicht eines gewissen, ja mitunter großen Interesses. Aber es war doch meistens entlehnt und seine Gabe bestand lediglich darin, alles was er in den englischen Blättern fand, in eine Betasche Form umzugießen. Durch diese Form gewann es mitunter, aber doch nur sehr ausnahmsweise und Fauchers Fehler war, daß er diese Ausnahmen zur Regel erhob. Eines Tages, als wir das Betasche Haus in Pratt-Street verließen, sagte Faucher zu mir: "Kennen Sie London?" "Ja, was heißt kennen! Ich könnte vielleicht thut er? Ich glaube er zahlt ihm ein Jahrgehalt. Aber was heißt das? Was ist das? Es ist ein Hungerpfennig.“ So ging es weiter. Beta saß dabei und freute sich natürlich, denn welcher Schriftsteller freute sich nicht, wenn in diesem Stil auf Redakteur und Verleger gewettert wird; – er hielt es aber doch jedesmal für angebracht, den „Barbarossa von Leipzig“ zu verteidigen. Dies war auch nur in der Ordnung. Keil, was sonst immer ihm fehlen mochte, war alles in allem sehr splendid gegen Beta und was Faucher zu des Letztren Verherrlichung sagte, steckte stark in Uebertreibung. Betas Verdienste um die Gartenlaube waren nicht gering, Jegliches was er schrieb, las sich gut und entbehrte nicht eines gewissen, ja mitunter großen Interesses. Aber es war doch meistens entlehnt und seine Gabe bestand lediglich darin, alles was er in den englischen Blättern fand, in eine Betasche Form umzugießen. Durch diese Form gewann es mitunter, aber doch nur sehr ausnahmsweise und Fauchers Fehler war, daß er diese Ausnahmen zur Regel erhob. Eines Tages, als wir das Betasche Haus in Pratt-Street verließen, sagte Faucher zu mir: „Kennen Sie London?“ „Ja, was heißt kennen! Ich könnte vielleicht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0072" n="63"/> thut er? Ich glaube er zahlt ihm ein Jahrgehalt. Aber was heißt das? Was ist das? Es ist ein Hungerpfennig.“ So ging es weiter. Beta saß dabei und freute sich natürlich, denn welcher Schriftsteller freute sich nicht, wenn in diesem Stil auf Redakteur und Verleger gewettert wird; – er hielt es aber doch jedesmal für angebracht, den „Barbarossa von Leipzig“ zu verteidigen. Dies war auch nur in der Ordnung. Keil, was sonst immer ihm fehlen mochte, war alles in allem sehr splendid gegen Beta und was Faucher zu des Letztren Verherrlichung sagte, steckte stark in Uebertreibung. Betas Verdienste um die Gartenlaube waren nicht gering, Jegliches was er schrieb, las sich gut und entbehrte nicht eines gewissen, ja mitunter großen Interesses. Aber es war doch meistens entlehnt und seine Gabe bestand lediglich darin, alles was er in den englischen Blättern fand, in eine Betasche Form umzugießen. Durch diese Form gewann es mitunter, aber doch nur sehr ausnahmsweise und Fauchers Fehler war, daß er diese Ausnahmen zur Regel erhob.</p><lb/> <p>Eines Tages, als wir das Betasche Haus in Pratt-Street verließen, sagte Faucher zu mir<choice><sic>.</sic><corr>:</corr></choice> „Kennen Sie London?“</p><lb/> <p>„Ja, was heißt kennen! Ich könnte vielleicht<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0072]
thut er? Ich glaube er zahlt ihm ein Jahrgehalt. Aber was heißt das? Was ist das? Es ist ein Hungerpfennig.“ So ging es weiter. Beta saß dabei und freute sich natürlich, denn welcher Schriftsteller freute sich nicht, wenn in diesem Stil auf Redakteur und Verleger gewettert wird; – er hielt es aber doch jedesmal für angebracht, den „Barbarossa von Leipzig“ zu verteidigen. Dies war auch nur in der Ordnung. Keil, was sonst immer ihm fehlen mochte, war alles in allem sehr splendid gegen Beta und was Faucher zu des Letztren Verherrlichung sagte, steckte stark in Uebertreibung. Betas Verdienste um die Gartenlaube waren nicht gering, Jegliches was er schrieb, las sich gut und entbehrte nicht eines gewissen, ja mitunter großen Interesses. Aber es war doch meistens entlehnt und seine Gabe bestand lediglich darin, alles was er in den englischen Blättern fand, in eine Betasche Form umzugießen. Durch diese Form gewann es mitunter, aber doch nur sehr ausnahmsweise und Fauchers Fehler war, daß er diese Ausnahmen zur Regel erhob.
Eines Tages, als wir das Betasche Haus in Pratt-Street verließen, sagte Faucher zu mir: „Kennen Sie London?“
„Ja, was heißt kennen! Ich könnte vielleicht
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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