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Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.

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geregnet und erst zu später Stunde, weil wir das Wetter abwarten wollten, brachen wir, so gut es ging und die Wasserlachen es zuließen, in Geschwindschritt auf, um noch den letzten Camberwell-Omnibus zu fassen. Aber wir kamen trotzdem zu spät, er war schon fort, und so stapften wir denn aufs neue durch die Tümpel hin, eine ganze deutsche Meile weit, bis wir die Blackfriars-Brücke glücklich erreicht hatten. Da standen Cabs.

"Wir sind nun doch mal naß," sagte ich. "Ich glaube, es ist das Beste, wir marschieren weiter."

"Ich kann nicht mehr; - ich bin todmüde."

So winkte ich denn einen Cab heran - Cabs, im Gegensatz zu Berlin, kommen wenn man winkt - und stiegen ein. Und ehe wir noch über die Brücke waren, schlief meine Frau schon.

Es ging nun in grader Linie nördlich auf Holborn Hill zu, wo wir links einbiegen und dann, in abermaliger Biegung, durch

geregnet und erst zu später Stunde, weil wir das Wetter abwarten wollten, brachen wir, so gut es ging und die Wasserlachen es zuließen, in Geschwindschritt auf, um noch den letzten Camberwell-Omnibus zu fassen. Aber wir kamen trotzdem zu spät, er war schon fort, und so stapften wir denn aufs neue durch die Tümpel hin, eine ganze deutsche Meile weit, bis wir die Blackfriars-Brücke glücklich erreicht hatten. Da standen Cabs.

„Wir sind nun doch mal naß,“ sagte ich. „Ich glaube, es ist das Beste, wir marschieren weiter.“

„Ich kann nicht mehr; – ich bin todmüde.“

So winkte ich denn einen Cab heran – Cabs, im Gegensatz zu Berlin, kommen wenn man winkt – und stiegen ein. Und ehe wir noch über die Brücke waren, schlief meine Frau schon.

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[85/0094] geregnet und erst zu später Stunde, weil wir das Wetter abwarten wollten, brachen wir, so gut es ging und die Wasserlachen es zuließen, in Geschwindschritt auf, um noch den letzten Camberwell-Omnibus zu fassen. Aber wir kamen trotzdem zu spät, er war schon fort, und so stapften wir denn aufs neue durch die Tümpel hin, eine ganze deutsche Meile weit, bis wir die Blackfriars-Brücke glücklich erreicht hatten. Da standen Cabs. „Wir sind nun doch mal naß,“ sagte ich. „Ich glaube, es ist das Beste, wir marschieren weiter.“ „Ich kann nicht mehr; – ich bin todmüde.“ So winkte ich denn einen Cab heran – Cabs, im Gegensatz zu Berlin, kommen wenn man winkt – und stiegen ein. Und ehe wir noch über die Brücke waren, schlief meine Frau schon. Es ging nun in grader Linie nördlich auf Holborn Hill zu, wo wir links einbiegen und dann, in abermaliger Biegung, durch

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Theodor Fontane-Arbeitsstelle der Georg-August-Universität Göttingen, Theodor Fontane: Große Brandenburger Ausgabe (GBA): Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). (2018-07-25T10:02:20Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition. (2018-07-25T10:02:20Z)

Weitere Informationen:

Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin).

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_zwanzig_1898/94>, abgerufen am 21.05.2024.