Fontane, Theodor: Von Zwanzig bis Dreißig. 1. Aufl. Berlin, 1898.machte, war der Umstand, daß wir kaum acht Tage vorher von einem Cabkutscher gelesen hatten, der, in seiner Eigenschaft als Mitglied einer Diebs- und Mörderbande, sich durch prompte Fahrgastablieferung in Quartieren a la Clerkenwell nützlich gemacht hatte. Mir selbst war, dem allem gegenüber, auch ziemlich ängstlich zu Sinn, aber dies Angstgefühl verschwand doch neben der Schreckensfrage: "wenn Deine arme Frau jetzt gerade aufwacht!" Und natürlich keine halbe Minute mehr, so gab es einen Stoß und aus ihrem Schlaf in die Höh' fahrend, sah sie jetzt durch das herabgelassene Fenster auf die ihr nur zu wohl bekannten, aus hellgelben Ziegelsteinen aufgeführten Ruinen. "Um Gotteswillen, er fährt ja ..." "Ja, ja, Kind. Aber beruhige Dich nur; es wird schon wieder besser; wir sind ja gleich heraus ..." "Nein, nein. Laß halten." "Ich bitte Dich. Um alles in der Welt, mach hier keine Scene. Wir blamieren uns unsterblich ... Unter allen Umständen, wir können nichts ändern. Außerdem, sieh nur, er jagt ja wie toll, es ist, als ob er sich selber graule." Wirklich, eine halbe Minute später, so lag Clerkenwell hinter uns; das mußte Somers-Town machte, war der Umstand, daß wir kaum acht Tage vorher von einem Cabkutscher gelesen hatten, der, in seiner Eigenschaft als Mitglied einer Diebs- und Mörderbande, sich durch prompte Fahrgastablieferung in Quartieren à la Clerkenwell nützlich gemacht hatte. Mir selbst war, dem allem gegenüber, auch ziemlich ängstlich zu Sinn, aber dies Angstgefühl verschwand doch neben der Schreckensfrage: „wenn Deine arme Frau jetzt gerade aufwacht!“ Und natürlich keine halbe Minute mehr, so gab es einen Stoß und aus ihrem Schlaf in die Höh’ fahrend, sah sie jetzt durch das herabgelassene Fenster auf die ihr nur zu wohl bekannten, aus hellgelben Ziegelsteinen aufgeführten Ruinen. „Um Gotteswillen, er fährt ja …“ „Ja, ja, Kind. Aber beruhige Dich nur; es wird schon wieder besser; wir sind ja gleich heraus …“ „Nein, nein. Laß halten.“ „Ich bitte Dich. Um alles in der Welt, mach hier keine Scene. Wir blamieren uns unsterblich … Unter allen Umständen, wir können nichts ändern. Außerdem, sieh nur, er jagt ja wie toll, es ist, als ob er sich selber graule.“ Wirklich, eine halbe Minute später, so lag Clerkenwell hinter uns; das mußte Somers-Town <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0096" n="87"/> machte, war der Umstand, daß wir kaum acht Tage vorher von einem Cabkutscher gelesen hatten, der, in seiner Eigenschaft als Mitglied einer Diebs- und Mörderbande, sich durch prompte Fahrgastablieferung in <choice><sic>Qnartieren</sic><corr>Quartieren</corr></choice> <hi rendition="#aq">à la</hi> Clerkenwell nützlich gemacht hatte. Mir selbst war, dem allem gegenüber, auch ziemlich ängstlich zu Sinn, aber dies Angstgefühl verschwand doch neben der Schreckensfrage: „wenn Deine arme Frau jetzt gerade aufwacht!“ Und natürlich keine halbe Minute mehr, so gab es einen Stoß und aus ihrem Schlaf in die Höh’ fahrend, sah sie jetzt durch das herabgelassene Fenster auf die ihr nur zu wohl bekannten, aus hellgelben Ziegelsteinen aufgeführten Ruinen.</p><lb/> <p>„Um Gotteswillen, er fährt ja …“</p><lb/> <p>„Ja, ja, Kind. Aber beruhige Dich nur; es wird schon wieder besser; wir sind ja gleich heraus …“</p><lb/> <p>„Nein, nein. Laß halten.“</p><lb/> <p>„Ich bitte Dich. Um alles in der Welt, mach hier keine Scene. Wir blamieren uns unsterblich … Unter allen Umständen, wir können nichts ändern. Außerdem, sieh nur, er jagt ja wie toll, es ist, als ob er sich selber graule.“</p><lb/> <p>Wirklich, eine halbe Minute später, so lag Clerkenwell hinter uns; das mußte Somers-Town<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0096]
machte, war der Umstand, daß wir kaum acht Tage vorher von einem Cabkutscher gelesen hatten, der, in seiner Eigenschaft als Mitglied einer Diebs- und Mörderbande, sich durch prompte Fahrgastablieferung in Quartieren à la Clerkenwell nützlich gemacht hatte. Mir selbst war, dem allem gegenüber, auch ziemlich ängstlich zu Sinn, aber dies Angstgefühl verschwand doch neben der Schreckensfrage: „wenn Deine arme Frau jetzt gerade aufwacht!“ Und natürlich keine halbe Minute mehr, so gab es einen Stoß und aus ihrem Schlaf in die Höh’ fahrend, sah sie jetzt durch das herabgelassene Fenster auf die ihr nur zu wohl bekannten, aus hellgelben Ziegelsteinen aufgeführten Ruinen.
„Um Gotteswillen, er fährt ja …“
„Ja, ja, Kind. Aber beruhige Dich nur; es wird schon wieder besser; wir sind ja gleich heraus …“
„Nein, nein. Laß halten.“
„Ich bitte Dich. Um alles in der Welt, mach hier keine Scene. Wir blamieren uns unsterblich … Unter allen Umständen, wir können nichts ändern. Außerdem, sieh nur, er jagt ja wie toll, es ist, als ob er sich selber graule.“
Wirklich, eine halbe Minute später, so lag Clerkenwell hinter uns; das mußte Somers-Town
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(2018-07-25T10:02:20Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Rahel Gajaneh Hartz: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2018-07-25T10:02:20Z)
Weitere Informationen:Theodor Fontane: Von Zwanzig bis Dreißig. Autobiographisches. Hrsg. von der Theodor Fontane-Arbeitsstelle, Universität Göttingen. Bandbearbeiter: Wolfgang Rasch. Berlin 2014 [= Große Brandenburger Ausgabe, Das autobiographische Werk, Bd. 3]: Bereitstellung der Texttranskription (mit freundlicher Genehmigung des Aufbau-Verlags Berlin). Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).
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