letzten Versuch macht, ob man nicht noch die angehenden Denker selbst durch ein Gewebe von betrüglichen Schlüssen hinter¬ gehen und einfangen könne. Allein die Ver¬ nunft rächt sich an denen, die sie so lange verachteten und verfolgten; und wenn je¬ mand mit der Demonstrationsmethode, die im vorigen Jahrhundert noch gut genug war, jetzt auftritt, so nimmt er sich ungefähr so aus, wie ein Kind, das einen Erwachsenen mit eben dem Popanz schrecken will, vor welchem seine Spielkameraden liefen.
Das sicherste Zeichen eines zerrütteten, schlecht eingerichteten, kranken Staats hat man immer daran, wenn er eine grosse Menge Müssiggänger nährt. Der Fleissige, der die Früchte seines Schweisses mit diesen Raubbienen theilen muss, kann sich endlich des Gedankens nicht erwehren, dass man die unbilligste Forderung an ihn thut, in¬
letzten Versuch macht, ob man nicht noch die angehenden Denker selbst durch ein Gewebe von betrüglichen Schlüssen hinter¬ gehen und einfangen könne. Allein die Ver¬ nunft rächt sich an denen, die sie so lange verachteten und verfolgten; und wenn je¬ mand mit der Demonstrationsmethode, die im vorigen Jahrhundert noch gut genug war, jetzt auftritt, so nimmt er sich ungefähr so aus, wie ein Kind, das einen Erwachsenen mit eben dem Popanz schrecken will, vor welchem seine Spielkameraden liefen.
Das sicherste Zeichen eines zerrütteten, schlecht eingerichteten, kranken Staats hat man immer daran, wenn er eine groſse Menge Müſsiggänger nährt. Der Fleiſsige, der die Früchte seines Schweiſses mit diesen Raubbienen theilen muſs, kann sich endlich des Gedankens nicht erwehren, daſs man die unbilligste Forderung an ihn thut, in¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0112"n="100"/>
letzten Versuch macht, ob man nicht noch<lb/>
die angehenden Denker selbst durch ein<lb/>
Gewebe von betrüglichen Schlüssen hinter¬<lb/>
gehen und einfangen könne. Allein die Ver¬<lb/>
nunft rächt sich an denen, die sie so lange<lb/>
verachteten und verfolgten; und wenn je¬<lb/>
mand mit der Demonstrationsmethode, die<lb/>
im vorigen Jahrhundert noch gut genug war,<lb/>
jetzt auftritt, so nimmt er sich ungefähr so<lb/>
aus, wie ein Kind, das einen Erwachsenen<lb/>
mit eben dem Popanz schrecken will, vor<lb/>
welchem seine Spielkameraden liefen.</p><lb/><p>Das sicherste Zeichen eines zerrütteten,<lb/>
schlecht eingerichteten, kranken Staats hat<lb/>
man immer daran, wenn er eine groſse<lb/>
Menge Müſsiggänger nährt. Der Fleiſsige,<lb/>
der die Früchte seines Schweiſses mit diesen<lb/>
Raubbienen theilen muſs, kann sich endlich<lb/>
des Gedankens nicht erwehren, daſs man<lb/>
die unbilligste Forderung an ihn thut, in¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[100/0112]
letzten Versuch macht, ob man nicht noch
die angehenden Denker selbst durch ein
Gewebe von betrüglichen Schlüssen hinter¬
gehen und einfangen könne. Allein die Ver¬
nunft rächt sich an denen, die sie so lange
verachteten und verfolgten; und wenn je¬
mand mit der Demonstrationsmethode, die
im vorigen Jahrhundert noch gut genug war,
jetzt auftritt, so nimmt er sich ungefähr so
aus, wie ein Kind, das einen Erwachsenen
mit eben dem Popanz schrecken will, vor
welchem seine Spielkameraden liefen.
Das sicherste Zeichen eines zerrütteten,
schlecht eingerichteten, kranken Staats hat
man immer daran, wenn er eine groſse
Menge Müſsiggänger nährt. Der Fleiſsige,
der die Früchte seines Schweiſses mit diesen
Raubbienen theilen muſs, kann sich endlich
des Gedankens nicht erwehren, daſs man
die unbilligste Forderung an ihn thut, in¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/112>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.