so ekelhaften, das Gefühl so sehr beleidi¬ genden Gegenstande, noch das einzige Ver¬ dienst bleiben. Der Heilige wird hier ans Kreuz genagelt, und -- nun denke Dir die Abscheulichkeit! -- damit seine Henker be¬ quemer zu den Füssen kommen können, steht das Kreuz mit dem Kopf zu unterst; die Leiden des Gemarterten sind folglich um so viel fürchterlicher. Hilf Himmel, welch ein ästhetisches Gefühl hat so mancher geprie¬ sene Künstler gehabt! Sind das Gegenstände, die eine Abbildung verdienen? Gegenstände, die ich in der Natur nicht sehen möchte! Doch wir sind jetzt in der Nähe der schönen Galerie; morgen will ich Dich von der Kunst unterhalten.
Welch ein himmelweiter Unterschied zwi¬ schen Kölln und diesem netten, reinlichen, wohlhabenden Düsseldorf! Eine wohlgebaute Stadt, schöne massive Häuser, gerade und
so ekelhaften, das Gefühl so sehr beleidi¬ genden Gegenstande, noch das einzige Ver¬ dienst bleiben. Der Heilige wird hier ans Kreuz genagelt, und — nun denke Dir die Abscheulichkeit! — damit seine Henker be¬ quemer zu den Füſsen kommen können, steht das Kreuz mit dem Kopf zu unterst; die Leiden des Gemarterten sind folglich um so viel fürchterlicher. Hilf Himmel, welch ein ästhetisches Gefühl hat so mancher geprie¬ sene Künstler gehabt! Sind das Gegenstände, die eine Abbildung verdienen? Gegenstände, die ich in der Natur nicht sehen möchte! Doch wir sind jetzt in der Nähe der schönen Galerie; morgen will ich Dich von der Kunst unterhalten.
Welch ein himmelweiter Unterschied zwi¬ schen Kölln und diesem netten, reinlichen, wohlhabenden Düsseldorf! Eine wohlgebaute Stadt, schöne massive Häuser, gerade und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0118"n="106"/>
so ekelhaften, das Gefühl so sehr beleidi¬<lb/>
genden Gegenstande, noch das einzige Ver¬<lb/>
dienst bleiben. Der Heilige wird hier ans<lb/>
Kreuz genagelt, und — nun denke Dir die<lb/>
Abscheulichkeit! — damit seine Henker be¬<lb/>
quemer zu den Füſsen kommen können, steht<lb/>
das Kreuz mit dem Kopf zu unterst; die<lb/>
Leiden des Gemarterten sind folglich um so<lb/>
viel fürchterlicher. Hilf Himmel, welch ein<lb/>
ästhetisches Gefühl hat so mancher geprie¬<lb/>
sene Künstler gehabt! Sind das Gegenstände,<lb/>
die eine Abbildung verdienen? Gegenstände,<lb/>
die ich in der Natur nicht sehen möchte!<lb/>
Doch wir sind jetzt in der Nähe der schönen<lb/>
Galerie; morgen will ich Dich von der<lb/>
Kunst unterhalten.</p><lb/><p>Welch ein himmelweiter Unterschied zwi¬<lb/>
schen Kölln und diesem netten, reinlichen,<lb/>
wohlhabenden Düsseldorf! Eine wohlgebaute<lb/>
Stadt, schöne massive Häuser, gerade und<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[106/0118]
so ekelhaften, das Gefühl so sehr beleidi¬
genden Gegenstande, noch das einzige Ver¬
dienst bleiben. Der Heilige wird hier ans
Kreuz genagelt, und — nun denke Dir die
Abscheulichkeit! — damit seine Henker be¬
quemer zu den Füſsen kommen können, steht
das Kreuz mit dem Kopf zu unterst; die
Leiden des Gemarterten sind folglich um so
viel fürchterlicher. Hilf Himmel, welch ein
ästhetisches Gefühl hat so mancher geprie¬
sene Künstler gehabt! Sind das Gegenstände,
die eine Abbildung verdienen? Gegenstände,
die ich in der Natur nicht sehen möchte!
Doch wir sind jetzt in der Nähe der schönen
Galerie; morgen will ich Dich von der
Kunst unterhalten.
Welch ein himmelweiter Unterschied zwi¬
schen Kölln und diesem netten, reinlichen,
wohlhabenden Düsseldorf! Eine wohlgebaute
Stadt, schöne massive Häuser, gerade und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/118>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.