auf sich mancher so viel zu gute thut, und womit er sich das Ansehen der einzigen Seele in der grossen Staatsmaschine giebt. Es gehört ein entschiedenes Maass von gu¬ tem Willen und ein etwas seltener, selbst bei guten Menschen, wenn sie Macht in Händen haben, ungewöhnlicher Grad der Selbstverläugnung dazu, um nicht zur Un¬ zeit wirken zu wollen, und sich lediglich darauf einzuschränken, die Hindernisse aus dem Wege zu räumen, welche der freien, willkührlichen, unbedingten Thätigkeit eines jeden Bürgers im Staate entgegen stehen. Die Einsicht des Regenten sei noch so vor¬ treflich; sobald er es nach derselben ver¬ sucht, die Menschen auf einem Wege, den sie selbst sich nicht wählten, vor sich hin zu treiben: sobald erfährt er auch, dass die eigenen Lebenskräfte in seiner Staatsmaschine stocken oder schlafen, und die Wirkung
auf sich mancher so viel zu gute thut, und womit er sich das Ansehen der einzigen Seele in der groſsen Staatsmaschine giebt. Es gehört ein entschiedenes Maaſs von gu¬ tem Willen und ein etwas seltener, selbst bei guten Menschen, wenn sie Macht in Händen haben, ungewöhnlicher Grad der Selbstverläugnung dazu, um nicht zur Un¬ zeit wirken zu wollen, und sich lediglich darauf einzuschränken, die Hindernisse aus dem Wege zu räumen, welche der freien, willkührlichen, unbedingten Thätigkeit eines jeden Bürgers im Staate entgegen stehen. Die Einsicht des Regenten sei noch so vor¬ treflich; sobald er es nach derselben ver¬ sucht, die Menschen auf einem Wege, den sie selbst sich nicht wählten, vor sich hin zu treiben: sobald erfährt er auch, daſs die eigenen Lebenskräfte in seiner Staatsmaschine stocken oder schlafen, und die Wirkung
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auf sich mancher so viel zu gute thut, und
womit er sich das Ansehen der einzigen
Seele in der groſsen Staatsmaschine giebt.
Es gehört ein entschiedenes Maaſs von gu¬
tem Willen und ein etwas seltener, selbst
bei guten Menschen, wenn sie Macht in
Händen haben, ungewöhnlicher Grad der
Selbstverläugnung dazu, um nicht zur Un¬
zeit wirken zu wollen, und sich lediglich
darauf einzuschränken, die Hindernisse aus
dem Wege zu räumen, welche der freien,
willkührlichen, unbedingten Thätigkeit eines
jeden Bürgers im Staate entgegen stehen.
Die Einsicht des Regenten sei noch so vor¬
treflich; sobald er es nach derselben ver¬
sucht, die Menschen auf einem Wege, den
sie selbst sich nicht wählten, vor sich hin
zu treiben: sobald erfährt er auch, daſs die
eigenen Lebenskräfte in seiner Staatsmaschine
stocken oder schlafen, und die Wirkung
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/121>, abgerufen am 24.11.2024.
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