anzutreffen, die mich mit ihnen aussöhnen sollen. Was ich hier nun schon so oft und mit einem so unbefangenen Sinn be¬ trachtete, was ich in Potsdam, Kassel, Dres¬ den, Wien und Manheim von Werken des niederländischen Pinsels sah, war fast durch¬ gehends von der Art, dass ich in dem vor¬ treflichen Handarbeiter den Dichter, in dem Bildner des Körperlichen den Seelenschöpfer vermisste. Denkt man sich den edlen Zweck der Kunst, die Ideen des Schönen, Erhabe¬ nen, Vollkommenen lebendig in uns her¬ vorzurufen, so geht man oft an den geprie¬ sensten Gemälden kalt und ungerührt vor¬ über, weil sie nichts von jener reinen, gei¬ stigen Phantasie verrathen, die das Gefühl in Anspruch nimmt. Freilich ist dies nicht die Stimmung, womit man eine Galerie von Gemälden besuchen sollte. Hier sind ein¬ zelne Verdienste schon hinreichende Empfeh¬
anzutreffen, die mich mit ihnen aussöhnen sollen. Was ich hier nun schon so oft und mit einem so unbefangenen Sinn be¬ trachtete, was ich in Potsdam, Kassel, Dres¬ den, Wien und Manheim von Werken des niederländischen Pinsels sah, war fast durch¬ gehends von der Art, daſs ich in dem vor¬ treflichen Handarbeiter den Dichter, in dem Bildner des Körperlichen den Seelenschöpfer vermiſste. Denkt man sich den edlen Zweck der Kunst, die Ideen des Schönen, Erhabe¬ nen, Vollkommenen lebendig in uns her¬ vorzurufen, so geht man oft an den geprie¬ sensten Gemälden kalt und ungerührt vor¬ über, weil sie nichts von jener reinen, gei¬ stigen Phantasie verrathen, die das Gefühl in Anspruch nimmt. Freilich ist dies nicht die Stimmung, womit man eine Galerie von Gemälden besuchen sollte. Hier sind ein¬ zelne Verdienste schon hinreichende Empfeh¬
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anzutreffen, die mich mit ihnen aussöhnen
sollen. Was ich hier nun schon so oft
und mit einem so unbefangenen Sinn be¬
trachtete, was ich in Potsdam, Kassel, Dres¬
den, Wien und Manheim von Werken des
niederländischen Pinsels sah, war fast durch¬
gehends von der Art, daſs ich in dem vor¬
treflichen Handarbeiter den Dichter, in dem
Bildner des Körperlichen den Seelenschöpfer
vermiſste. Denkt man sich den edlen Zweck
der Kunst, die Ideen des Schönen, Erhabe¬
nen, Vollkommenen lebendig in uns her¬
vorzurufen, so geht man oft an den geprie¬
sensten Gemälden kalt und ungerührt vor¬
über, weil sie nichts von jener reinen, gei¬
stigen Phantasie verrathen, die das Gefühl
in Anspruch nimmt. Freilich ist dies nicht
die Stimmung, womit man eine Galerie von
Gemälden besuchen sollte. Hier sind ein¬
zelne Verdienste schon hinreichende Empfeh¬
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/137>, abgerufen am 24.11.2024.
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