Vergebens sucht man hier, was diese sonst nur grausenvolle Scene des Gerichts dem Herzen eines Menschen näher zu bringen im Stande wäre; hier ist weder die Freude des Wiedererkennens, noch der Ausdruck der göttlichen Liebe, noch irgend eine rüh¬ rende Beziehung zu sehen, welche die Stei¬ genden und Fallenden anders, als durch die Nebeneinanderstellung verbände; nichts, mit Einem Worte, von allen jenen Meisterzügen, womit Klopstock sein erhabenes Gemälde von der Auferstehung im Messias schmückt. Es kann warlich, einem jeden Zuschauer gleichgültig seyn, ob die Figuren, die der Maler hier aufsteigen lässt, wirklich in dem Himmel ankommen oder nicht; es kann sich niemand gereizt fühlen, ihnen nachzu¬ steigen, sich in ihre Haufen zu drängen, und Seligkeiten, die solchen groben Geschöp¬ fen geniessbar sind, mit ihnen zu theilen.
K 3
Vergebens sucht man hier, was diese sonst nur grausenvolle Scene des Gerichts dem Herzen eines Menschen näher zu bringen im Stande wäre; hier ist weder die Freude des Wiedererkennens, noch der Ausdruck der göttlichen Liebe, noch irgend eine rüh¬ rende Beziehung zu sehen, welche die Stei¬ genden und Fallenden anders, als durch die Nebeneinanderstellung verbände; nichts, mit Einem Worte, von allen jenen Meisterzügen, womit Klopstock sein erhabenes Gemälde von der Auferstehung im Messias schmückt. Es kann warlich, einem jeden Zuschauer gleichgültig seyn, ob die Figuren, die der Maler hier aufsteigen läſst, wirklich in dem Himmel ankommen oder nicht; es kann sich niemand gereizt fühlen, ihnen nachzu¬ steigen, sich in ihre Haufen zu drängen, und Seligkeiten, die solchen groben Geschöp¬ fen genieſsbar sind, mit ihnen zu theilen.
K 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0161"n="149"/>
Vergebens sucht man hier, was diese sonst<lb/>
nur grausenvolle Scene des Gerichts dem<lb/>
Herzen eines Menschen näher zu bringen<lb/>
im Stande wäre; hier ist weder die Freude<lb/>
des Wiedererkennens, noch der Ausdruck<lb/>
der göttlichen Liebe, noch irgend eine rüh¬<lb/>
rende Beziehung zu sehen, welche die Stei¬<lb/>
genden und Fallenden anders, als durch die<lb/>
Nebeneinanderstellung verbände; nichts, mit<lb/>
Einem Worte, von allen jenen Meisterzügen,<lb/>
womit <hirendition="#i">Klopstock</hi> sein erhabenes Gemälde<lb/>
von der Auferstehung im Messias schmückt.<lb/>
Es kann warlich, einem jeden Zuschauer<lb/>
gleichgültig seyn, ob die Figuren, die der<lb/>
Maler hier aufsteigen läſst, wirklich in dem<lb/>
Himmel ankommen oder nicht; es kann<lb/>
sich niemand gereizt fühlen, ihnen nachzu¬<lb/>
steigen, sich in ihre Haufen zu drängen,<lb/>
und Seligkeiten, die solchen groben Geschöp¬<lb/>
fen genieſsbar sind, mit ihnen zu theilen.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">K 3<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[149/0161]
Vergebens sucht man hier, was diese sonst
nur grausenvolle Scene des Gerichts dem
Herzen eines Menschen näher zu bringen
im Stande wäre; hier ist weder die Freude
des Wiedererkennens, noch der Ausdruck
der göttlichen Liebe, noch irgend eine rüh¬
rende Beziehung zu sehen, welche die Stei¬
genden und Fallenden anders, als durch die
Nebeneinanderstellung verbände; nichts, mit
Einem Worte, von allen jenen Meisterzügen,
womit Klopstock sein erhabenes Gemälde
von der Auferstehung im Messias schmückt.
Es kann warlich, einem jeden Zuschauer
gleichgültig seyn, ob die Figuren, die der
Maler hier aufsteigen läſst, wirklich in dem
Himmel ankommen oder nicht; es kann
sich niemand gereizt fühlen, ihnen nachzu¬
steigen, sich in ihre Haufen zu drängen,
und Seligkeiten, die solchen groben Geschöp¬
fen genieſsbar sind, mit ihnen zu theilen.
K 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/161>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.