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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791.

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Augenblicks verschwendet wurden. Wie die
Natur mit immer gleicher, nie erschöpfter
Energie ohne Unterlass neue Bildungen von
sich ausströmen lässt und gleichwohl mit be¬
wundernswürdiger Geduld alles, bis auf die
kleinsten Theilchen, nach ihren ursprüngli¬
chen Modellen langsam und getreulich aus¬
arbeitet: so muss ihr Nachahmer ebenfalls
dem wilden Drange, der ihn reizt die Ge¬
bilde seiner Phantasie im Materiellen darzu¬
stellen, einen starken Zügel anlegen können,
damit sein warmes Brüten nur edle, voll¬
kommene Früchte reifen möge. So wusste
Raphael, der grösste Mensch der je den
Pinsel führte, seinem Genius zu gebieten,
indem er es nicht für kleinfügig hielt, zu
jeder seiner Figuren eine Skizze zu entwer¬
fen, deren Verhältnisse er mit dem Zirkel
mass. Daher kommt es denn auch, dass
die Arroganz der jungen Zeichner, die auf

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Augenblicks verschwendet wurden. Wie die
Natur mit immer gleicher, nie erschöpfter
Energie ohne Unterlaſs neue Bildungen von
sich ausströmen läſst und gleichwohl mit be¬
wundernswürdiger Geduld alles, bis auf die
kleinsten Theilchen, nach ihren ursprüngli¬
chen Modellen langsam und getreulich aus¬
arbeitet: so muſs ihr Nachahmer ebenfalls
dem wilden Drange, der ihn reizt die Ge¬
bilde seiner Phantasie im Materiellen darzu¬
stellen, einen starken Zügel anlegen können,
damit sein warmes Brüten nur edle, voll¬
kommene Früchte reifen möge. So wuſste
Raphael, der gröſste Mensch der je den
Pinsel führte, seinem Genius zu gebieten,
indem er es nicht für kleinfügig hielt, zu
jeder seiner Figuren eine Skizze zu entwer¬
fen, deren Verhältnisse er mit dem Zirkel
maſs. Daher kommt es denn auch, daſs
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[153/0165] Augenblicks verschwendet wurden. Wie die Natur mit immer gleicher, nie erschöpfter Energie ohne Unterlaſs neue Bildungen von sich ausströmen läſst und gleichwohl mit be¬ wundernswürdiger Geduld alles, bis auf die kleinsten Theilchen, nach ihren ursprüngli¬ chen Modellen langsam und getreulich aus¬ arbeitet: so muſs ihr Nachahmer ebenfalls dem wilden Drange, der ihn reizt die Ge¬ bilde seiner Phantasie im Materiellen darzu¬ stellen, einen starken Zügel anlegen können, damit sein warmes Brüten nur edle, voll¬ kommene Früchte reifen möge. So wuſste Raphael, der gröſste Mensch der je den Pinsel führte, seinem Genius zu gebieten, indem er es nicht für kleinfügig hielt, zu jeder seiner Figuren eine Skizze zu entwer¬ fen, deren Verhältnisse er mit dem Zirkel maſs. Daher kommt es denn auch, daſs die Arroganz der jungen Zeichner, die auf K 5

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/165>, abgerufen am 09.11.2024.