Die Rose, sagen wir, ist die schönste unter den Blumen, und ein ziemlich allgemeines Wohlgefallen an ihrer Gestalt scheint dieses Urtheil zu bestätigen. Ich weiss nicht, ob der göttliche Apoll, oder wähle Dir welches andere Ideal Du willst, ob dieses eben so allgemein durch übereinstimmendes Gefühl als Inbegrif der menschlichen Schönheit aner¬ kannt und angenommen wird; aber das weiss ich, dass der Mensch, vor allen anderen Gegenständen der Natur, einer wahrhaften Idealisirung fähig ist, indem das Ideal, wel¬ ches der Künstler entwirft, zugleich mit dem richtigen Verhältnisse des menschlichen Körpers als einer besonderen Thiergattung, auch die Sittlichkeit des Menschen, als mit¬ empfunden, darstellen muss. Von keinem
VIII.
Düsseldorf.
Die Rose, sagen wir, ist die schönste unter den Blumen, und ein ziemlich allgemeines Wohlgefallen an ihrer Gestalt scheint dieses Urtheil zu bestätigen. Ich weiſs nicht, ob der göttliche Apoll, oder wähle Dir welches andere Ideal Du willst, ob dieses eben so allgemein durch übereinstimmendes Gefühl als Inbegrif der menschlichen Schönheit aner¬ kannt und angenommen wird; aber das weiſs ich, daſs der Mensch, vor allen anderen Gegenständen der Natur, einer wahrhaften Idealisirung fähig ist, indem das Ideal, wel¬ ches der Künstler entwirft, zugleich mit dem richtigen Verhältnisse des menschlichen Körpers als einer besonderen Thiergattung, auch die Sittlichkeit des Menschen, als mit¬ empfunden, darstellen muſs. Von keinem
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0208"n="196"/></div><divn="2"><head>VIII.<lb/></head><datelinerendition="#right">Düsseldorf.</dateline><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie Rose, sagen wir, ist die schönste unter<lb/>
den Blumen, und ein ziemlich allgemeines<lb/>
Wohlgefallen an ihrer Gestalt scheint dieses<lb/>
Urtheil zu bestätigen. Ich weiſs nicht, ob<lb/>
der göttliche Apoll, oder wähle Dir welches<lb/>
andere Ideal Du willst, ob dieses eben so<lb/>
allgemein durch übereinstimmendes Gefühl<lb/>
als Inbegrif der menschlichen Schönheit aner¬<lb/>
kannt und angenommen wird; aber das weiſs<lb/>
ich, daſs der Mensch, vor allen anderen<lb/>
Gegenständen der Natur, einer wahrhaften<lb/>
Idealisirung fähig ist, indem das <hirendition="#i">Ideal,</hi> wel¬<lb/>
ches der Künstler entwirft, zugleich mit<lb/>
dem richtigen Verhältnisse des menschlichen<lb/>
Körpers als einer besonderen Thiergattung,<lb/>
auch die Sittlichkeit des Menschen, als mit¬<lb/>
empfunden, darstellen muſs. Von keinem<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[196/0208]
VIII.
Düsseldorf.
Die Rose, sagen wir, ist die schönste unter
den Blumen, und ein ziemlich allgemeines
Wohlgefallen an ihrer Gestalt scheint dieses
Urtheil zu bestätigen. Ich weiſs nicht, ob
der göttliche Apoll, oder wähle Dir welches
andere Ideal Du willst, ob dieses eben so
allgemein durch übereinstimmendes Gefühl
als Inbegrif der menschlichen Schönheit aner¬
kannt und angenommen wird; aber das weiſs
ich, daſs der Mensch, vor allen anderen
Gegenständen der Natur, einer wahrhaften
Idealisirung fähig ist, indem das Ideal, wel¬
ches der Künstler entwirft, zugleich mit
dem richtigen Verhältnisse des menschlichen
Körpers als einer besonderen Thiergattung,
auch die Sittlichkeit des Menschen, als mit¬
empfunden, darstellen muſs. Von keinem
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/208>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.