läutertes zu sehen. Selbst der grosse, blaue Mantel der Verklärten ist reiner, verdichteter Äther des Himmels, wenn wir ihn mit Klei¬ dern von irdischem Gewebe vergleichen; er ist nicht schwer, er giebt nur Würde und Glanz. Die Jungfrau, schlank und schwe¬ bend, und völlig bekleidet -- in ihren Zügen sind Spuren von der Erinnerung des Künst¬ lers an Niobe's Töchter -- scheint bereits einer himmlischen, unzerstörbaren Lichtnatur theilhaftig: man sieht sie an, und glaubt an eine Auferstehung. Die Schönheit der Engel und ihre Grazie spotten aller Beschrei¬ bung; ihr Ausdruck ist himmlische Unschuld und seraphische Liebe. Sie bedürfen nicht der Erkenntniss des Guten und Bösen; die Welt, die wir in ihnen ahnden, umfasst und erschöpft alle Formen des Lichtes und der Wahrheit. Es giebt Ideale der Schön¬ heit, die verschieden von griechischen Göt¬
läutertes zu sehen. Selbst der groſse, blaue Mantel der Verklärten ist reiner, verdichteter Äther des Himmels, wenn wir ihn mit Klei¬ dern von irdischem Gewebe vergleichen; er ist nicht schwer, er giebt nur Würde und Glanz. Die Jungfrau, schlank und schwe¬ bend, und völlig bekleidet — in ihren Zügen sind Spuren von der Erinnerung des Künst¬ lers an Niobe’s Töchter — scheint bereits einer himmlischen, unzerstörbaren Lichtnatur theilhaftig: man sieht sie an, und glaubt an eine Auferstehung. Die Schönheit der Engel und ihre Grazie spotten aller Beschrei¬ bung; ihr Ausdruck ist himmlische Unschuld und seraphische Liebe. Sie bedürfen nicht der Erkenntniſs des Guten und Bösen; die Welt, die wir in ihnen ahnden, umfaſst und erschöpft alle Formen des Lichtes und der Wahrheit. Es giebt Ideale der Schön¬ heit, die verschieden von griechischen Göt¬
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läutertes zu sehen. Selbst der groſse, blaue
Mantel der Verklärten ist reiner, verdichteter
Äther des Himmels, wenn wir ihn mit Klei¬
dern von irdischem Gewebe vergleichen; er
ist nicht schwer, er giebt nur Würde und
Glanz. Die Jungfrau, schlank und schwe¬
bend, und völlig bekleidet — in ihren Zügen
sind Spuren von der Erinnerung des Künst¬
lers an Niobe’s Töchter — scheint bereits
einer himmlischen, unzerstörbaren Lichtnatur
theilhaftig: man sieht sie an, und glaubt
an eine Auferstehung. Die Schönheit der
Engel und ihre Grazie spotten aller Beschrei¬
bung; ihr Ausdruck ist himmlische Unschuld
und seraphische Liebe. Sie bedürfen nicht
der Erkenntniſs des Guten und Bösen; die
Welt, die wir in ihnen ahnden, umfaſst
und erschöpft alle Formen des Lichtes und
der Wahrheit. Es giebt Ideale der Schön¬
heit, die verschieden von griechischen Göt¬
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/258>, abgerufen am 22.11.2024.
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