leidigt, eben so muss in einem noch un¬ gleich höheren Grade der Seelenraub strafbar seyn, den man durch jene unnatürliche Ver¬ einigung mit einer Idee, am ganzen Men¬ schengeschlechte begeht. Geistesarmuth ist der gewöhnliche, jedoch von allen gewiss der unzulässigste Vorwand, zu dieser Theo¬ pornie, die erst in der Einsamkeit und Heim¬ lichkeit angefangen, und dann ohne Scheu öffentlich fortgesetzt wird. Zuerst ist es Träg¬ heit, hernach Egoismus, was den Einfältigen über die natürlichsten Mittel, seinem Mangel abzuhelfen, irre Ist hingegen eine Seele reich und gross? O dann suche sie ein We¬ sen ihrer Art, das Empfänglichkeit genug be¬ sitzt, sie ganz zu fassen, und ergiesse sich in ihr! Selten oder nie wird es sich ereignen, dass ein Geist dieser endlichen Erde einzeln und ohne Gleichen steht; -- und bliebe nicht diesem Erhabenen selbst, der kein Maass für
leidigt, eben so muſs in einem noch un¬ gleich höheren Grade der Seelenraub strafbar seyn, den man durch jene unnatürliche Ver¬ einigung mit einer Idee, am ganzen Men¬ schengeschlechte begeht. Geistesarmuth ist der gewöhnliche, jedoch von allen gewiſs der unzulässigste Vorwand, zu dieser Theo¬ pornie, die erst in der Einsamkeit und Heim¬ lichkeit angefangen, und dann ohne Scheu öffentlich fortgesetzt wird. Zuerst ist es Träg¬ heit, hernach Egoismus, was den Einfältigen über die natürlichsten Mittel, seinem Mangel abzuhelfen, irre Ist hingegen eine Seele reich und groſs? O dann suche sie ein We¬ sen ihrer Art, das Empfänglichkeit genug be¬ sitzt, sie ganz zu fassen, und ergieſse sich in ihr! Selten oder nie wird es sich ereignen, daſs ein Geist dieser endlichen Erde einzeln und ohne Gleichen steht; — und bliebe nicht diesem Erhabenen selbst, der kein Maaſs für
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0043"n="31"/>
leidigt, eben so muſs in einem noch un¬<lb/>
gleich höheren Grade der Seelenraub strafbar<lb/>
seyn, den man durch jene unnatürliche Ver¬<lb/>
einigung <hirendition="#i">mit einer Idee</hi>, am ganzen Men¬<lb/>
schengeschlechte begeht. Geistesarmuth ist<lb/>
der gewöhnliche, jedoch von allen gewiſs<lb/>
der unzulässigste Vorwand, zu dieser Theo¬<lb/>
pornie, die erst in der Einsamkeit und Heim¬<lb/>
lichkeit angefangen, und dann ohne Scheu<lb/>
öffentlich fortgesetzt wird. Zuerst ist es Träg¬<lb/>
heit, hernach Egoismus, was den Einfältigen<lb/>
über die natürlichsten Mittel, seinem Mangel<lb/>
abzuhelfen, irre Ist hingegen eine Seele<lb/>
reich und groſs? O dann suche sie ein We¬<lb/>
sen ihrer Art, das Empfänglichkeit genug be¬<lb/>
sitzt, sie ganz zu fassen, und ergieſse sich in<lb/>
ihr! Selten oder nie wird es sich ereignen,<lb/>
daſs ein Geist dieser endlichen Erde einzeln<lb/>
und ohne Gleichen steht; — und bliebe nicht<lb/>
diesem Erhabenen selbst, der kein Maaſs für<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[31/0043]
leidigt, eben so muſs in einem noch un¬
gleich höheren Grade der Seelenraub strafbar
seyn, den man durch jene unnatürliche Ver¬
einigung mit einer Idee, am ganzen Men¬
schengeschlechte begeht. Geistesarmuth ist
der gewöhnliche, jedoch von allen gewiſs
der unzulässigste Vorwand, zu dieser Theo¬
pornie, die erst in der Einsamkeit und Heim¬
lichkeit angefangen, und dann ohne Scheu
öffentlich fortgesetzt wird. Zuerst ist es Träg¬
heit, hernach Egoismus, was den Einfältigen
über die natürlichsten Mittel, seinem Mangel
abzuhelfen, irre Ist hingegen eine Seele
reich und groſs? O dann suche sie ein We¬
sen ihrer Art, das Empfänglichkeit genug be¬
sitzt, sie ganz zu fassen, und ergieſse sich in
ihr! Selten oder nie wird es sich ereignen,
daſs ein Geist dieser endlichen Erde einzeln
und ohne Gleichen steht; — und bliebe nicht
diesem Erhabenen selbst, der kein Maaſs für
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/43>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.