fenbar vor aller Augen denkt, und dass es zum Beispiel empörend wäre, sie auf dem Theater wirklich vorgestellt zu sehen; so ist es doch unmöglich, der Figur des Vaters dabei das mindeste Interesse zu geben. Ein alter Mann, der eine Weiberbrust aussaugt, bleibt ein ekelhafter Anblick, und die ganze Stellung sowohl, als die Disposition der Gesichtsmuskeln zum Saugen, raubt ihm je¬ den andern als den bloss thierischen, ernie¬ drigenden Ausdruck. Bei einem Gemälde, welches diesen Gegenstand vorstellte, könnte gleichwohl noch ein rührendes Interesse für die Tochter empfunden werden; man würde nicht umhin können, die kindliche Liebe zu bewundern, die einem alten, durch Hun¬ ger entkräfteten Manne das Leben rettet. Von dem allen aber kann schlechterdings in einer Vorstellung des eben erwähnten Zu¬ ges aus St. Bernhards Legende nichts ausge¬
fenbar vor aller Augen denkt, und daſs es zum Beispiel empörend wäre, sie auf dem Theater wirklich vorgestellt zu sehen; so ist es doch unmöglich, der Figur des Vaters dabei das mindeste Interesse zu geben. Ein alter Mann, der eine Weiberbrust ausſaugt, bleibt ein ekelhafter Anblick, und die ganze Stellung sowohl, als die Disposition der Gesichtsmuskeln zum Saugen, raubt ihm je¬ den andern als den bloſs thierischen, ernie¬ drigenden Ausdruck. Bei einem Gemälde, welches diesen Gegenstand vorstellte, könnte gleichwohl noch ein rührendes Interesse für die Tochter empfunden werden; man würde nicht umhin können, die kindliche Liebe zu bewundern, die einem alten, durch Hun¬ ger entkräfteten Manne das Leben rettet. Von dem allen aber kann schlechterdings in einer Vorstellung des eben erwähnten Zu¬ ges aus St. Bernhards Legende nichts ausge¬
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fenbar vor aller Augen denkt, und daſs es
zum Beispiel empörend wäre, sie auf dem
Theater wirklich vorgestellt zu sehen; so
ist es doch unmöglich, der Figur des Vaters
dabei das mindeste Interesse zu geben. Ein
alter Mann, der eine Weiberbrust ausſaugt,
bleibt ein ekelhafter Anblick, und die ganze
Stellung sowohl, als die Disposition der
Gesichtsmuskeln zum Saugen, raubt ihm je¬
den andern als den bloſs thierischen, ernie¬
drigenden Ausdruck. Bei einem Gemälde,
welches diesen Gegenstand vorstellte, könnte
gleichwohl noch ein rührendes Interesse für
die Tochter empfunden werden; man würde
nicht umhin können, die kindliche Liebe
zu bewundern, die einem alten, durch Hun¬
ger entkräfteten Manne das Leben rettet.
Von dem allen aber kann schlechterdings in
einer Vorstellung des eben erwähnten Zu¬
ges aus St. Bernhards Legende nichts ausge¬
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/478>, abgerufen am 22.11.2024.
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