kommenheit der Kunst der letzte Endzweck des Künstlers seyn, wie sie allein der Ge¬ genstand der höchsten Bewunderung des Kenners ist, der sich nicht mehr täuschen lässt, ausser, wenn er mit dem feinen Epi¬ kurismus der Kultur eben gestimmt wäre, im Beschauen eines Kunstwerks nur den Sinn des Schönen zu befriedigen, und wenn er auf das erhöhte, reflektirte Selbstgefühl, welches aus der Erwägung der im Menschen wohnenden Schöpferkraft entspringt, absicht¬ lich Verzicht thäte.
Was wäre aber die Kunst, was hätte sie, hinweggesehen vom Sinnlichen, Erwek¬ kendes und Anziehendes für unsern den¬ kenden Geist, wenn es nicht diese, dem Na¬ turstoff, den sie bearbeitet, eingeprägte Spur der lebendigwirkenden, umformenden Mensch¬ heit wäre? Das Siegel des Herrschers in der Natur ist es eben, was wir an jedem Kunstwerk, wie das Brustbild eines Fürsten
kommenheit der Kunst der letzte Endzweck des Künstlers seyn, wie sie allein der Ge¬ genstand der höchsten Bewunderung des Kenners ist, der sich nicht mehr täuschen läſst, auſser, wenn er mit dem feinen Epi¬ kurismus der Kultur eben gestimmt wäre, im Beschauen eines Kunstwerks nur den Sinn des Schönen zu befriedigen, und wenn er auf das erhöhte, reflektirte Selbstgefühl, welches aus der Erwägung der im Menschen wohnenden Schöpferkraft entspringt, absicht¬ lich Verzicht thäte.
Was wäre aber die Kunst, was hätte sie, hinweggesehen vom Sinnlichen, Erwek¬ kendes und Anziehendes für unsern den¬ kenden Geist, wenn es nicht diese, dem Na¬ turstoff, den sie bearbeitet, eingeprägte Spur der lebendigwirkenden, umformenden Mensch¬ heit wäre? Das Siegel des Herrschers in der Natur ist es eben, was wir an jedem Kunstwerk, wie das Brustbild eines Fürsten
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kommenheit der Kunst der letzte Endzweck
des Künstlers seyn, wie sie allein der Ge¬
genstand der höchsten Bewunderung des
Kenners ist, der sich nicht mehr täuschen
läſst, auſser, wenn er mit dem feinen Epi¬
kurismus der Kultur eben gestimmt wäre,
im Beschauen eines Kunstwerks nur den
Sinn des Schönen zu befriedigen, und wenn
er auf das erhöhte, reflektirte Selbstgefühl,
welches aus der Erwägung der im Menschen
wohnenden Schöpferkraft entspringt, absicht¬
lich Verzicht thäte.
Was wäre aber die Kunst, was hätte
sie, hinweggesehen vom Sinnlichen, Erwek¬
kendes und Anziehendes für unsern den¬
kenden Geist, wenn es nicht diese, dem Na¬
turstoff, den sie bearbeitet, eingeprägte Spur
der lebendigwirkenden, umformenden Mensch¬
heit wäre? Das Siegel des Herrschers in
der Natur ist es eben, was wir an jedem
Kunstwerk, wie das Brustbild eines Fürsten
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/91>, abgerufen am 16.02.2025.
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