ripides zuerst eine schrieb! Und wenn ein Hamlet, oder ein Lear, oder ein Mak¬ beth vor Dir auftritt, wie der Dichter selbst sich nie träumen liess, dass man sie dar¬ stellen könnte; so vernimm von einem Kunst¬ verständigen des Theaters den belohnenden Ausruf seiner höchsten Zufriedenheit: er hat sich treflich einstudirt.
Wahrlich! wäre fremde Anerkennung des eigenhtümlichen Verdienstes der einzige Lohn, um welchen der grosse Künstler ar¬ beiten möchte, ich zweifle ob wir dann je ein Meisterwerk gesehen hätten. Ihn muss vielmehr, nach dem Beispiele der Gottheit, der Selbstgenuss ermuntern und befriedigen, den er sich in seinen eigenen Werken be¬ reitet. Es muss ihm genügen, dass in Erz, in Marmor, auf der Leinwand oder in Buchstaben seine grosse Seele zur Schau liegt. Hier fasse, wer sie fassen kann! Ist
ripides zuerst eine schrieb! Und wenn ein Hamlet, oder ein Lear, oder ein Mak¬ beth vor Dir auftritt, wie der Dichter selbst sich nie träumen lieſs, daſs man sie dar¬ stellen könnte; so vernimm von einem Kunst¬ verständigen des Theaters den belohnenden Ausruf seiner höchsten Zufriedenheit: er hat sich treflich einstudirt.
Wahrlich! wäre fremde Anerkennung des eigenhtümlichen Verdienstes der einzige Lohn, um welchen der groſse Künstler ar¬ beiten möchte, ich zweifle ob wir dann je ein Meisterwerk gesehen hätten. Ihn muſs vielmehr, nach dem Beispiele der Gottheit, der Selbstgenuſs ermuntern und befriedigen, den er sich in seinen eigenen Werken be¬ reitet. Es muſs ihm genügen, daſs in Erz, in Marmor, auf der Leinwand oder in Buchstaben seine groſse Seele zur Schau liegt. Hier fasse, wer sie fassen kann! Ist
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ripides zuerst eine schrieb! Und wenn
ein Hamlet, oder ein Lear, oder ein Mak¬
beth vor Dir auftritt, wie der Dichter selbst
sich nie träumen lieſs, daſs man sie dar¬
stellen könnte; so vernimm von einem Kunst¬
verständigen des Theaters den belohnenden
Ausruf seiner höchsten Zufriedenheit: er
hat sich treflich einstudirt.
Wahrlich! wäre fremde Anerkennung
des eigenhtümlichen Verdienstes der einzige
Lohn, um welchen der groſse Künstler ar¬
beiten möchte, ich zweifle ob wir dann je
ein Meisterwerk gesehen hätten. Ihn muſs
vielmehr, nach dem Beispiele der Gottheit,
der Selbstgenuſs ermuntern und befriedigen,
den er sich in seinen eigenen Werken be¬
reitet. Es muſs ihm genügen, daſs in Erz,
in Marmor, auf der Leinwand oder in
Buchstaben seine groſse Seele zur Schau
liegt. Hier fasse, wer sie fassen kann! Ist
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 1. Berlin, 1791, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein01_1791/96>, abgerufen am 21.11.2024.
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