Menschenrechte dauren ewig und werden durch gewaltthätige Übertäubung eher ver¬ stärkt als verjährt. Nach tausend und zehn¬ tausend Siegen der räuberischen Übermacht, die nur das Maass ihrer Ungerechtigkeit häu¬ fen, kehrt der wahre, dauernde Friede dann erst zurück, wenn jeder Usurpation gesteuert worden und jeder Mensch in seine Rechte getreten ist.
Wir würden den Tyrannen verwünschen hören, der dem einzelnen Menschen das freie Verkehr auf offener Heerstrasse, ausser den Mauern seines Hauses oder den Glänzen sei¬ nes Erbstückes, untersagte; unser Gefühl em¬ pört sich wirklich, wenn wir nur von Verbo¬ ten dieser Art lesen, die ein Asiatischer Herr¬ scher ergehen lässt, so oft es ihm gefällt, sei¬ ne Heerde von Beischläferinnen frische Luft schöpfen zu lassen. Wer indess zugeben will, dass eine despotische Gewalt recht¬
Menschenrechte dauren ewig und werden durch gewaltthätige Übertäubung eher ver¬ stärkt als verjährt. Nach tausend und zehn¬ tausend Siegen der räuberischen Übermacht, die nur das Maaſs ihrer Ungerechtigkeit häu¬ fen, kehrt der wahre, dauernde Friede dann erst zurück, wenn jeder Usurpation gesteuert worden und jeder Mensch in seine Rechte getreten ist.
Wir würden den Tyrannen verwünschen hören, der dem einzelnen Menschen das freie Verkehr auf offener Heerstraſse, auſser den Mauern seines Hauses oder den Glänzen sei¬ nes Erbstückes, untersagte; unser Gefühl em¬ pört sich wirklich, wenn wir nur von Verbo¬ ten dieser Art lesen, die ein Asiatischer Herr¬ scher ergehen läſst, so oft es ihm gefällt, sei¬ ne Heerde von Beischläferinnen frische Luft schöpfen zu lassen. Wer indeſs zugeben will, daſs eine despotische Gewalt recht¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0260"n="254"/>
Menschenrechte dauren ewig und werden<lb/>
durch gewaltthätige Übertäubung eher ver¬<lb/>
stärkt als verjährt. Nach tausend und zehn¬<lb/>
tausend Siegen der räuberischen Übermacht,<lb/>
die nur das Maaſs ihrer Ungerechtigkeit häu¬<lb/>
fen, kehrt der wahre, dauernde Friede dann<lb/>
erst zurück, wenn jeder Usurpation gesteuert<lb/>
worden und jeder Mensch in seine Rechte<lb/>
getreten ist.</p><lb/><p>Wir würden den Tyrannen verwünschen<lb/>
hören, der dem einzelnen Menschen das freie<lb/>
Verkehr auf offener Heerstraſse, auſser den<lb/>
Mauern seines Hauses oder den Glänzen sei¬<lb/>
nes Erbstückes, untersagte; unser Gefühl em¬<lb/>
pört sich wirklich, wenn wir nur von Verbo¬<lb/>
ten dieser Art lesen, die ein Asiatischer Herr¬<lb/>
scher ergehen läſst, so oft es ihm gefällt, sei¬<lb/>
ne Heerde von Beischläferinnen frische Luft<lb/>
schöpfen zu lassen. Wer indeſs zugeben<lb/>
will, daſs eine despotische Gewalt recht¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[254/0260]
Menschenrechte dauren ewig und werden
durch gewaltthätige Übertäubung eher ver¬
stärkt als verjährt. Nach tausend und zehn¬
tausend Siegen der räuberischen Übermacht,
die nur das Maaſs ihrer Ungerechtigkeit häu¬
fen, kehrt der wahre, dauernde Friede dann
erst zurück, wenn jeder Usurpation gesteuert
worden und jeder Mensch in seine Rechte
getreten ist.
Wir würden den Tyrannen verwünschen
hören, der dem einzelnen Menschen das freie
Verkehr auf offener Heerstraſse, auſser den
Mauern seines Hauses oder den Glänzen sei¬
nes Erbstückes, untersagte; unser Gefühl em¬
pört sich wirklich, wenn wir nur von Verbo¬
ten dieser Art lesen, die ein Asiatischer Herr¬
scher ergehen läſst, so oft es ihm gefällt, sei¬
ne Heerde von Beischläferinnen frische Luft
schöpfen zu lassen. Wer indeſs zugeben
will, daſs eine despotische Gewalt recht¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/260>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.