Doch es ist unmöglich, die Anmassungen der Politiker hypothetisch weiter zu treiben, als sie wirklich in der Ausübung getrieben worden sind. Hat man sich doch, allem, was der Menschheit heilig ist, zum Hohn, nicht entblödet, in Friedensschlüssen vorzu¬ schreiben, welche Modifikationen des Den¬ kens und Glaubens erlaubt seyn sollen! Es mag ein köstliches Ding um das Bündniss von 1648 seyn, das doch bekanntlich den Ausbruch von zehn oder mehr blutigen Krie¬ gen nicht verhindert hat; es mag einer ge¬ wissen Klasse von Menschen bequemer seyn, den Krüppelbau der Politik auf seinem mor¬ schen Grunde fortzusetzen, als die ewigen Pfeiler, Natur und Vernunft, zu Stützen ei¬ nes unerschütterlichen Friedenstempels zu wählen; einträglicher, den Stoff zu neuem Zwist und Kriege beizubehalten und die Be¬ schlüsse der Unwissenheit und der Despoten¬
Doch es ist unmöglich, die Anmaſsungen der Politiker hypothetisch weiter zu treiben, als sie wirklich in der Ausübung getrieben worden sind. Hat man sich doch, allem, was der Menschheit heilig ist, zum Hohn, nicht entblödet, in Friedensschlüssen vorzu¬ schreiben, welche Modifikationen des Den¬ kens und Glaubens erlaubt seyn sollen! Es mag ein köstliches Ding um das Bündniſs von 1648 seyn, das doch bekanntlich den Ausbruch von zehn oder mehr blutigen Krie¬ gen nicht verhindert hat; es mag einer ge¬ wissen Klasse von Menschen bequemer seyn, den Krüppelbau der Politik auf seinem mor¬ schen Grunde fortzusetzen, als die ewigen Pfeiler, Natur und Vernunft, zu Stützen ei¬ nes unerschütterlichen Friedenstempels zu wählen; einträglicher, den Stoff zu neuem Zwist und Kriege beizubehalten und die Be¬ schlüsse der Unwissenheit und der Despoten¬
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Doch es ist unmöglich, die Anmaſsungen
der Politiker hypothetisch weiter zu treiben,
als sie wirklich in der Ausübung getrieben
worden sind. Hat man sich doch, allem,
was der Menschheit heilig ist, zum Hohn,
nicht entblödet, in Friedensschlüssen vorzu¬
schreiben, welche Modifikationen des Den¬
kens und Glaubens erlaubt seyn sollen! Es
mag ein köstliches Ding um das Bündniſs
von 1648 seyn, das doch bekanntlich den
Ausbruch von zehn oder mehr blutigen Krie¬
gen nicht verhindert hat; es mag einer ge¬
wissen Klasse von Menschen bequemer seyn,
den Krüppelbau der Politik auf seinem mor¬
schen Grunde fortzusetzen, als die ewigen
Pfeiler, Natur und Vernunft, zu Stützen ei¬
nes unerschütterlichen Friedenstempels zu
wählen; einträglicher, den Stoff zu neuem
Zwist und Kriege beizubehalten und die Be¬
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/266>, abgerufen am 22.11.2024.
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