Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

und sich zu Kriegesgefangenen ergaben. Die
Flammänder waren in diesem leidenschaft¬
lichen Augenblick besonnen genug, ihrem
Unwillen, der so hoch gereitzt worden war,
zu gebieten. Sie nahmen ihre Feinde in
Schutz, als hätten diese mit erlaubten Waf¬
fen und nur gegen Männer gefochten.

Die Einwohner haben das Schloss demo¬
lirt, weil es nicht länger haltbar war; dage¬
gen erfreute uns der Anblick vieler neuen
Häuser, die bereits überall aus den Rui¬
nen hoch emporstiegen und vom Reich¬
thum der hiesigen Bürgerschaft ein gutes
Vorurtheil bei uns erweckten. Ich weiss
nicht, war es diese zufällige Scene der Ge¬
schäftigkeit, oder lag es vielmehr wirklich
im Charakter der Flammänder, dass wir uns
gleich auf den ersten Blick einen günstige¬
ren Begriff von ihnen als von ihren Braban¬
tischen Nachbarn abstrahirten. So viel ist

S 2

und sich zu Kriegesgefangenen ergaben. Die
Flammänder waren in diesem leidenschaft¬
lichen Augenblick besonnen genug, ihrem
Unwillen, der so hoch gereitzt worden war,
zu gebieten. Sie nahmen ihre Feinde in
Schutz, als hätten diese mit erlaubten Waf¬
fen und nur gegen Männer gefochten.

Die Einwohner haben das Schloſs demo¬
lirt, weil es nicht länger haltbar war; dage¬
gen erfreute uns der Anblick vieler neuen
Häuser, die bereits überall aus den Rui¬
nen hoch emporstiegen und vom Reich¬
thum der hiesigen Bürgerschaft ein gutes
Vorurtheil bei uns erweckten. Ich weiſs
nicht, war es diese zufällige Scene der Ge¬
schäftigkeit, oder lag es vielmehr wirklich
im Charakter der Flammänder, daſs wir uns
gleich auf den ersten Blick einen günstige¬
ren Begriff von ihnen als von ihren Braban¬
tischen Nachbarn abstrahirten. So viel ist

S 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0281" n="275"/>
und sich zu Kriegesgefangenen ergaben. Die<lb/>
Flammänder waren in diesem leidenschaft¬<lb/>
lichen Augenblick besonnen genug, ihrem<lb/>
Unwillen, der so hoch gereitzt worden war,<lb/>
zu gebieten. Sie nahmen ihre Feinde in<lb/>
Schutz, als hätten diese mit <hi rendition="#i">erlaubten</hi> Waf¬<lb/>
fen und <hi rendition="#i">nur gegen Männer</hi> gefochten.</p><lb/>
          <p>Die Einwohner haben das Schlo&#x017F;s demo¬<lb/>
lirt, weil es nicht länger haltbar war; dage¬<lb/>
gen erfreute uns der Anblick vieler neuen<lb/>
Häuser, die bereits überall aus den Rui¬<lb/>
nen hoch emporstiegen und vom Reich¬<lb/>
thum der hiesigen Bürgerschaft ein gutes<lb/>
Vorurtheil bei uns erweckten. Ich wei&#x017F;s<lb/>
nicht, war es diese zufällige Scene der Ge¬<lb/>
schäftigkeit, oder lag es vielmehr wirklich<lb/>
im Charakter der Flammänder, da&#x017F;s wir uns<lb/>
gleich auf den ersten Blick einen günstige¬<lb/>
ren Begriff von ihnen als von ihren Braban¬<lb/>
tischen Nachbarn abstrahirten. So viel ist<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">S 2<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0281] und sich zu Kriegesgefangenen ergaben. Die Flammänder waren in diesem leidenschaft¬ lichen Augenblick besonnen genug, ihrem Unwillen, der so hoch gereitzt worden war, zu gebieten. Sie nahmen ihre Feinde in Schutz, als hätten diese mit erlaubten Waf¬ fen und nur gegen Männer gefochten. Die Einwohner haben das Schloſs demo¬ lirt, weil es nicht länger haltbar war; dage¬ gen erfreute uns der Anblick vieler neuen Häuser, die bereits überall aus den Rui¬ nen hoch emporstiegen und vom Reich¬ thum der hiesigen Bürgerschaft ein gutes Vorurtheil bei uns erweckten. Ich weiſs nicht, war es diese zufällige Scene der Ge¬ schäftigkeit, oder lag es vielmehr wirklich im Charakter der Flammänder, daſs wir uns gleich auf den ersten Blick einen günstige¬ ren Begriff von ihnen als von ihren Braban¬ tischen Nachbarn abstrahirten. So viel ist S 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/281
Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/281>, abgerufen am 22.11.2024.