gemeines Gesicht, empfiehlt Behutsamkeit mit Blick, Stellung und Hand. Das leidende Gesicht Sebastians ist edel und voll unbe¬ schreiblicher Milde; sein Auge ist schön, sanft redend und voll Vertrauen. Die Farben¬ gebung ist zwar nicht ganz natürlich, aber weich und von einem harmonischen, mo¬ desten Ton. Doch die Stellung des ange¬ bundenen, aus einander gedehnten Körpers zieht zuerst den Blick des Zuschauers auf sich, und man muss in der That unpar¬ teiisch das Verdienst hervorsuchen wollen, wenn dieser erste Eindruck nicht wegscheu¬ chen und alle nähere Untersuchung verhin¬ dern soll. Dass die Künstler es nicht fühlen, wie diese Marter den Zuschauer leiden lässt, und wie unmöglich es ist, mit einigem Ge¬ fühl ein solches Kunstwerk lieb zu gewinnen! Übrigens hat es mir wohl gethan, hier das Studium Italienischer Meister und Hondhorsts
gemeines Gesicht, empfiehlt Behutsamkeit mit Blick, Stellung und Hand. Das leidende Gesicht Sebastians ist edel und voll unbe¬ schreiblicher Milde; sein Auge ist schön, sanft redend und voll Vertrauen. Die Farben¬ gebung ist zwar nicht ganz natürlich, aber weich und von einem harmonischen, mo¬ desten Ton. Doch die Stellung des ange¬ bundenen, aus einander gedehnten Körpers zieht zuerst den Blick des Zuschauers auf sich, und man muſs in der That unpar¬ teiisch das Verdienst hervorsuchen wollen, wenn dieser erste Eindruck nicht wegscheu¬ chen und alle nähere Untersuchung verhin¬ dern soll. Daſs die Künstler es nicht fühlen, wie diese Marter den Zuschauer leiden läſst, und wie unmöglich es ist, mit einigem Ge¬ fühl ein solches Kunstwerk lieb zu gewinnen! Übrigens hat es mir wohl gethan, hier das Studium Italienischer Meister und Hondhorsts
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gemeines Gesicht, empfiehlt Behutsamkeit
mit Blick, Stellung und Hand. Das leidende
Gesicht Sebastians ist edel und voll unbe¬
schreiblicher Milde; sein Auge ist schön,
sanft redend und voll Vertrauen. Die Farben¬
gebung ist zwar nicht ganz natürlich, aber
weich und von einem harmonischen, mo¬
desten Ton. Doch die Stellung des ange¬
bundenen, aus einander gedehnten Körpers
zieht zuerst den Blick des Zuschauers auf
sich, und man muſs in der That unpar¬
teiisch das Verdienst hervorsuchen wollen,
wenn dieser erste Eindruck nicht wegscheu¬
chen und alle nähere Untersuchung verhin¬
dern soll. Daſs die Künstler es nicht fühlen,
wie diese Marter den Zuschauer leiden läſst,
und wie unmöglich es ist, mit einigem Ge¬
fühl ein solches Kunstwerk lieb zu gewinnen!
Übrigens hat es mir wohl gethan, hier das
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/290>, abgerufen am 22.11.2024.
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