Demuth ist geistlos und ohne Würde; die Stellung hat etwas kläglich Zusammengekro¬ chenes und der ganze Körper ist platt, ohne Haltung und Ründung. Die Nebenfiguren verdienen, wie die Anordnung des Ganzen, keine Erwähnung. Eine Abnahme vom Kreuz, ebenfalls, von van Dyk, und die Ehebrecherin von Tintoret wollen wir übergehen, weil sich nichts Gutes von ihnen sagen lässt. Aber ein Paar Blumenstücke muss ich noch bewundern, die in ihrer Art vollkommen sind. Der Meister, der sie verfertigte, Peter Faes, ist ein jetzt lebender Maler in Antwer¬ pen. Ich sage nicht zu viel, wenn ich be¬ haupte, dass er sein Muster, den berühmten van Huysum, vollkommen erreicht, wo nicht gar noch übertrift.
Das ungeheure Refektorium ist mit fünf ungeheuer grossen Schildereien von Erasmus Quellinus dem Jüngern tapezirt. Diese Stücke
Demuth ist geistlos und ohne Würde; die Stellung hat etwas kläglich Zusammengekro¬ chenes und der ganze Körper ist platt, ohne Haltung und Ründung. Die Nebenfiguren verdienen, wie die Anordnung des Ganzen, keine Erwähnung. Eine Abnahme vom Kreuz, ebenfalls, von van Dyk, und die Ehebrecherin von Tintoret wollen wir übergehen, weil sich nichts Gutes von ihnen sagen läſst. Aber ein Paar Blumenstücke muſs ich noch bewundern, die in ihrer Art vollkommen sind. Der Meister, der sie verfertigte, Peter Faes, ist ein jetzt lebender Maler in Antwer¬ pen. Ich sage nicht zu viel, wenn ich be¬ haupte, daſs er sein Muster, den berühmten van Huysum, vollkommen erreicht, wo nicht gar noch übertrift.
Das ungeheure Refektorium ist mit fünf ungeheuer groſsen Schildereien von Erasmus Quellinus dem Jüngern tapezirt. Diese Stücke
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0337"n="331"/>
Demuth ist geistlos und ohne Würde; die<lb/>
Stellung hat etwas kläglich Zusammengekro¬<lb/>
chenes und der ganze Körper ist platt, ohne<lb/>
Haltung und Ründung. Die Nebenfiguren<lb/>
verdienen, wie die Anordnung des Ganzen,<lb/>
keine Erwähnung. Eine Abnahme vom Kreuz,<lb/>
ebenfalls, von <hirendition="#i">van Dyk</hi>, und die Ehebrecherin<lb/>
von <hirendition="#i">Tintoret</hi> wollen wir übergehen, weil<lb/>
sich nichts Gutes von ihnen sagen läſst.<lb/>
Aber ein Paar Blumenstücke muſs ich noch<lb/>
bewundern, die in ihrer Art vollkommen<lb/>
sind. Der Meister, der sie verfertigte, <hirendition="#i">Peter<lb/>
Faes</hi>, ist ein jetzt lebender Maler in Antwer¬<lb/>
pen. Ich sage nicht zu viel, wenn ich be¬<lb/>
haupte, daſs er sein Muster, den berühmten<lb/><hirendition="#i">van Huysum</hi>, vollkommen erreicht, wo nicht<lb/>
gar noch übertrift.</p><lb/><p>Das ungeheure Refektorium ist mit fünf<lb/>
ungeheuer groſsen Schildereien von <hirendition="#i">Erasmus<lb/>
Quellinus</hi> dem Jüngern tapezirt. Diese Stücke<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[331/0337]
Demuth ist geistlos und ohne Würde; die
Stellung hat etwas kläglich Zusammengekro¬
chenes und der ganze Körper ist platt, ohne
Haltung und Ründung. Die Nebenfiguren
verdienen, wie die Anordnung des Ganzen,
keine Erwähnung. Eine Abnahme vom Kreuz,
ebenfalls, von van Dyk, und die Ehebrecherin
von Tintoret wollen wir übergehen, weil
sich nichts Gutes von ihnen sagen läſst.
Aber ein Paar Blumenstücke muſs ich noch
bewundern, die in ihrer Art vollkommen
sind. Der Meister, der sie verfertigte, Peter
Faes, ist ein jetzt lebender Maler in Antwer¬
pen. Ich sage nicht zu viel, wenn ich be¬
haupte, daſs er sein Muster, den berühmten
van Huysum, vollkommen erreicht, wo nicht
gar noch übertrift.
Das ungeheure Refektorium ist mit fünf
ungeheuer groſsen Schildereien von Erasmus
Quellinus dem Jüngern tapezirt. Diese Stücke
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/337>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.