deks, von Rubens, Figuren in Lebensgrösse. Abraham steht seltsam mit einem Stück Tep¬ pich über dem Kopf verhüllt und gebückt vor dem Priester zu Salem. Könnte das Süjet diesem bunten Stück einen Werth ver¬ leihen, so müsste diesmal die Kunst wirklich bei der Religion darum betteln. Van Dyks Taufe Christi hat etwas mehr Anziehendes; Johannes wenigstens ist eine schöne, männ¬ liche Figur und in seine Jüdische Physiogno¬ mie hat der Künstler etwas Feines und Grosses gelegt. Die Stellung ist graziös, und der braune Farbenton treflich behandelt, um den von der Sonne verbrannten Asceten in der Wüste zu bezeichnen. Für den Maler hat auch das Mechanische der Ausführung in diesem Gemälde, die Arbeit des Pinsels, ei¬ nen unschätzbaren Werth. Der Christus hingegen ist, wie gewöhnlich, verfehlt. Der Kopf wäre noch schön genug; allein seine
deks, von Rubens, Figuren in Lebensgröſse. Abraham steht seltsam mit einem Stück Tep¬ pich über dem Kopf verhüllt und gebückt vor dem Priester zu Salem. Könnte das Süjet diesem bunten Stück einen Werth ver¬ leihen, so müſste diesmal die Kunst wirklich bei der Religion darum betteln. Van Dyks Taufe Christi hat etwas mehr Anziehendes; Johannes wenigstens ist eine schöne, männ¬ liche Figur und in seine Jüdische Physiogno¬ mie hat der Künstler etwas Feines und Groſses gelegt. Die Stellung ist graziös, und der braune Farbenton treflich behandelt, um den von der Sonne verbrannten Asceten in der Wüste zu bezeichnen. Für den Maler hat auch das Mechanische der Ausführung in diesem Gemälde, die Arbeit des Pinsels, ei¬ nen unschätzbaren Werth. Der Christus hingegen ist, wie gewöhnlich, verfehlt. Der Kopf wäre noch schön genug; allein seine
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deks, von Rubens, Figuren in Lebensgröſse.
Abraham steht seltsam mit einem Stück Tep¬
pich über dem Kopf verhüllt und gebückt
vor dem Priester zu Salem. Könnte das
Süjet diesem bunten Stück einen Werth ver¬
leihen, so müſste diesmal die Kunst wirklich
bei der Religion darum betteln. Van Dyks
Taufe Christi hat etwas mehr Anziehendes;
Johannes wenigstens ist eine schöne, männ¬
liche Figur und in seine Jüdische Physiogno¬
mie hat der Künstler etwas Feines und Groſses
gelegt. Die Stellung ist graziös, und der
braune Farbenton treflich behandelt, um den
von der Sonne verbrannten Asceten in der
Wüste zu bezeichnen. Für den Maler hat
auch das Mechanische der Ausführung in
diesem Gemälde, die Arbeit des Pinsels, ei¬
nen unschätzbaren Werth. Der Christus
hingegen ist, wie gewöhnlich, verfehlt. Der
Kopf wäre noch schön genug; allein seine
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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/336>, abgerufen am 16.06.2024.
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