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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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nigen Sinn für die Kunst; allein sie blieb
doch mit den andern auf Einen Ton ge¬
stimmt. Sie hatte eine hübsche Figur und
wusste sie vortheilhaft zu zeigen; ihre Stim¬
me, wie ich fast durchgehends an den Hol¬
länderinnen bemerke, war ein tiefer Tenor.
Die Mannspersonen hatten, nach Holländi¬
scher Sitte, den Hut beständig auf dem Kopf,
welches jedoch im Parterre weit unerträgli¬
cher als auf der Bühne war. Von der Fein¬
heit des Betragens im Parterre liesse sich ein
artiger Nachtrag zum Grobianus schreiben;
ein unaufhörliches Plaudern war das gering¬
ste, worüber ein Fremder hier in Erstau¬
nen gerathen konnte. Die unbequeme Ein¬
richtung der Sitze veranlasst manchen Auf¬
tritt, der anderwärts genau wie eine Inde¬
cenz aussehen würde; denn an Gefälligkeit
und Achtung, die ohne persönliche Rück¬
sicht ihrem Geschlecht erzeigt werden müss¬

nigen Sinn für die Kunst; allein sie blieb
doch mit den andern auf Einen Ton ge¬
stimmt. Sie hatte eine hübsche Figur und
wuſste sie vortheilhaft zu zeigen; ihre Stim¬
me, wie ich fast durchgehends an den Hol¬
länderinnen bemerke, war ein tiefer Tenor.
Die Mannspersonen hatten, nach Holländi¬
scher Sitte, den Hut beständig auf dem Kopf,
welches jedoch im Parterre weit unerträgli¬
cher als auf der Bühne war. Von der Fein¬
heit des Betragens im Parterre lieſse sich ein
artiger Nachtrag zum Grobianus schreiben;
ein unaufhörliches Plaudern war das gering¬
ste, worüber ein Fremder hier in Erstau¬
nen gerathen konnte. Die unbequeme Ein¬
richtung der Sitze veranlaſst manchen Auf¬
tritt, der anderwärts genau wie eine Inde¬
cenz aussehen würde; denn an Gefälligkeit
und Achtung, die ohne persönliche Rück¬
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[442/0448] nigen Sinn für die Kunst; allein sie blieb doch mit den andern auf Einen Ton ge¬ stimmt. Sie hatte eine hübsche Figur und wuſste sie vortheilhaft zu zeigen; ihre Stim¬ me, wie ich fast durchgehends an den Hol¬ länderinnen bemerke, war ein tiefer Tenor. Die Mannspersonen hatten, nach Holländi¬ scher Sitte, den Hut beständig auf dem Kopf, welches jedoch im Parterre weit unerträgli¬ cher als auf der Bühne war. Von der Fein¬ heit des Betragens im Parterre lieſse sich ein artiger Nachtrag zum Grobianus schreiben; ein unaufhörliches Plaudern war das gering¬ ste, worüber ein Fremder hier in Erstau¬ nen gerathen konnte. Die unbequeme Ein¬ richtung der Sitze veranlaſst manchen Auf¬ tritt, der anderwärts genau wie eine Inde¬ cenz aussehen würde; denn an Gefälligkeit und Achtung, die ohne persönliche Rück¬ sicht ihrem Geschlecht erzeigt werden müſs¬

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/448>, abgerufen am 23.11.2024.