trennliche Lächerlichkeit, die niemanden so komisch auffällt, wie dem leichtsinnigen Volke, dessen Tracht und Manieren man un¬ geschickt nachahmen will. Selten wird ein Franzose sich die Zeit nehmen, den eigen¬ tümlichen Werth des Deutschen, Holländi¬ schen und Englischen Nationalcharakters aus¬ zuforschen und anzuerkennen; kein Wunder also, wenn ihm auf den ersten Blick die mei¬ sten fremden Gesellschaften eine Ähnlichkeit mit einem Abderitischen Maskenball zu verra¬ then scheinen, wo niemand Talent und Ver¬ satilität genug besitzt, um dem gewählten Charakter gemäss seine Rolle zu spielen, son¬ dern jeder treuherzig den ganzen Scherz darin sucht, hinter einer bedeutenden Larve ein Schafsgesicht zu verstecken.
Es ist nicht etwa eine neue Ketzerei, die ich da predige; von allem unserm Beginnen gilt die Regel, dass eigene Empfindung sich
F f 3
trennliche Lächerlichkeit, die niemanden so komisch auffällt, wie dem leichtsinnigen Volke, dessen Tracht und Manieren man un¬ geschickt nachahmen will. Selten wird ein Franzose sich die Zeit nehmen, den eigen¬ tümlichen Werth des Deutschen, Holländi¬ schen und Englischen Nationalcharakters aus¬ zuforschen und anzuerkennen; kein Wunder also, wenn ihm auf den ersten Blick die mei¬ sten fremden Gesellschaften eine Ähnlichkeit mit einem Abderitischen Maskenball zu verra¬ then scheinen, wo niemand Talent und Ver¬ satilität genug besitzt, um dem gewählten Charakter gemäſs seine Rolle zu spielen, son¬ dern jeder treuherzig den ganzen Scherz darin sucht, hinter einer bedeutenden Larve ein Schafsgesicht zu verstecken.
Es ist nicht etwa eine neue Ketzerei, die ich da predige; von allem unserm Beginnen gilt die Regel, daſs eigene Empfindung sich
F f 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0459"n="453"/>
trennliche Lächerlichkeit, die niemanden so<lb/>
komisch auffällt, wie dem leichtsinnigen<lb/>
Volke, dessen Tracht und Manieren man un¬<lb/>
geschickt nachahmen will. Selten wird ein<lb/>
Franzose sich die Zeit nehmen, den eigen¬<lb/>
tümlichen Werth des Deutschen, Holländi¬<lb/>
schen und Englischen Nationalcharakters aus¬<lb/>
zuforschen und anzuerkennen; kein Wunder<lb/>
also, wenn ihm auf den ersten Blick die mei¬<lb/>
sten fremden Gesellschaften eine Ähnlichkeit<lb/>
mit einem Abderitischen Maskenball zu verra¬<lb/>
then scheinen, wo niemand Talent und Ver¬<lb/>
satilität genug besitzt, um dem gewählten<lb/>
Charakter gemäſs seine Rolle zu spielen, son¬<lb/>
dern jeder treuherzig den ganzen Scherz darin<lb/>
sucht, hinter einer bedeutenden Larve ein<lb/>
Schafsgesicht zu verstecken.</p><lb/><p>Es ist nicht etwa eine neue Ketzerei, die<lb/>
ich da predige; von allem unserm Beginnen<lb/>
gilt die Regel, daſs eigene Empfindung sich<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F f 3<lb/></fw></p></div></div></body></text></TEI>
[453/0459]
trennliche Lächerlichkeit, die niemanden so
komisch auffällt, wie dem leichtsinnigen
Volke, dessen Tracht und Manieren man un¬
geschickt nachahmen will. Selten wird ein
Franzose sich die Zeit nehmen, den eigen¬
tümlichen Werth des Deutschen, Holländi¬
schen und Englischen Nationalcharakters aus¬
zuforschen und anzuerkennen; kein Wunder
also, wenn ihm auf den ersten Blick die mei¬
sten fremden Gesellschaften eine Ähnlichkeit
mit einem Abderitischen Maskenball zu verra¬
then scheinen, wo niemand Talent und Ver¬
satilität genug besitzt, um dem gewählten
Charakter gemäſs seine Rolle zu spielen, son¬
dern jeder treuherzig den ganzen Scherz darin
sucht, hinter einer bedeutenden Larve ein
Schafsgesicht zu verstecken.
Es ist nicht etwa eine neue Ketzerei, die
ich da predige; von allem unserm Beginnen
gilt die Regel, daſs eigene Empfindung sich
F f 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/459>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.