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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791.

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barkeit des moralischen Gefühls kann die
Entwickelung der übrigen Geisteskräfte genau
so gefährlich werden, als ihre Vernachlässi¬
gung es bis dahin gewesen ist; die Ertödtung
aber jenes Gefühls, diese unverzeihliche Sün¬
de des religiösen und politischen Despotis¬
mus, der die Menschheit in den Ketten der
mechanischen Gewöhnung gefangen hält, be¬
reitet jene furchtbaren Zerrüttungen vor, die
von der jetzigen Art der Fortschritte im Den¬
ken unzertrennlich sind. In Holland hält
die Orthodoxie gebunden, was die freiere
Staatsverfassung vor weltlicher Übermacht be¬
schützte. Natürlicherweise ging daher das
Bestreben der wenigen redlich gesinnten Pa¬
trioten auf die Befreiung des Volkes vom
schweren Joche der Meinungen; sie wünsch¬
ten den Einfluss der orthodoxen Geistlichkeit
zu vermindern und den Zeloten unter ihnen
Schranken zu setzen. Allein diesen uneigen¬

barkeit des moralischen Gefühls kann die
Entwickelung der übrigen Geisteskräfte genau
so gefährlich werden, als ihre Vernachlässi¬
gung es bis dahin gewesen ist; die Ertödtung
aber jenes Gefühls, diese unverzeihliche Sün¬
de des religiösen und politischen Despotis¬
mus, der die Menschheit in den Ketten der
mechanischen Gewöhnung gefangen hält, be¬
reitet jene furchtbaren Zerrüttungen vor, die
von der jetzigen Art der Fortschritte im Den¬
ken unzertrennlich sind. In Holland hält
die Orthodoxie gebunden, was die freiere
Staatsverfassung vor weltlicher Übermacht be¬
schützte. Natürlicherweise ging daher das
Bestreben der wenigen redlich gesinnten Pa¬
trioten auf die Befreiung des Volkes vom
schweren Joche der Meinungen; sie wünsch¬
ten den Einfluſs der orthodoxen Geistlichkeit
zu vermindern und den Zeloten unter ihnen
Schranken zu setzen. Allein diesen uneigen¬

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[478/0484] barkeit des moralischen Gefühls kann die Entwickelung der übrigen Geisteskräfte genau so gefährlich werden, als ihre Vernachlässi¬ gung es bis dahin gewesen ist; die Ertödtung aber jenes Gefühls, diese unverzeihliche Sün¬ de des religiösen und politischen Despotis¬ mus, der die Menschheit in den Ketten der mechanischen Gewöhnung gefangen hält, be¬ reitet jene furchtbaren Zerrüttungen vor, die von der jetzigen Art der Fortschritte im Den¬ ken unzertrennlich sind. In Holland hält die Orthodoxie gebunden, was die freiere Staatsverfassung vor weltlicher Übermacht be¬ schützte. Natürlicherweise ging daher das Bestreben der wenigen redlich gesinnten Pa¬ trioten auf die Befreiung des Volkes vom schweren Joche der Meinungen; sie wünsch¬ ten den Einfluſs der orthodoxen Geistlichkeit zu vermindern und den Zeloten unter ihnen Schranken zu setzen. Allein diesen uneigen¬

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 2. Berlin, 1791, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein02_1791/484>, abgerufen am 22.11.2024.