Tage die Spitze der Paulskirche sehen! -- Ich sehe beinahe rings um den Horizont ei- nen dunkelblauen Kreis, worin ich keine Gegenstände mehr unterscheide; diesseits ist alles ein herrlicher Wald von schönem, dunkelgrünem Laube, mit lieblichen Gefil- den von lichtem Grün durchwirkt. Zu mei- nen Füßen windet sich die Themse, ein wasserarmes, seichtes, schmales Flüßchen, über ihre halbtrockenen Kieselbetten hin. Jenseits, umringt von säulenförmigen Ul- mengruppen, liegt das Gothische, klöster- liche Eton, in dessen finstern Hallen die Blüthe der Brittischen Jugend ihre erste Er- ziehung erhält. Welch eine Erziehung! -- Ist es möglich, daß dieses eiserne Joch von freigebornen Kindern getragen wird? Ich meine nicht das Joch des Unterrichts und der Disciplin; beide, so unzweckmäßig sie sind, so mechanisch sie den Menschen ma-
Tage die Spitze der Paulskirche sehen! — Ich sehe beinahe rings um den Horizont ei- nen dunkelblauen Kreis, worin ich keine Gegenstände mehr unterscheide; diesseits ist alles ein herrlicher Wald von schönem, dunkelgrünem Laube, mit lieblichen Gefil- den von lichtem Grün durchwirkt. Zu mei- nen Füßen windet sich die Themse, ein wasserarmes, seichtes, schmales Flüßchen, über ihre halbtrockenen Kieselbetten hin. Jenseits, umringt von säulenförmigen Ul- mengruppen, liegt das Gothische, klöster- liche Eton, in dessen finstern Hallen die Blüthe der Brittischen Jugend ihre erste Er- ziehung erhält. Welch eine Erziehung! — Ist es möglich, daß dieses eiserne Joch von freigebornen Kindern getragen wird? Ich meine nicht das Joch des Unterrichts und der Disciplin; beide, so unzweckmäßig sie sind, so mechanisch sie den Menschen ma-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0109"n="86"/>
Tage die Spitze der Paulskirche sehen! —<lb/>
Ich sehe beinahe rings um den Horizont ei-<lb/>
nen dunkelblauen Kreis, worin ich keine<lb/>
Gegenstände mehr unterscheide; diesseits ist<lb/>
alles ein herrlicher Wald von schönem,<lb/>
dunkelgrünem Laube, mit lieblichen Gefil-<lb/>
den von lichtem Grün durchwirkt. Zu mei-<lb/>
nen Füßen windet sich die Themse, ein<lb/>
wasserarmes, seichtes, schmales Flüßchen,<lb/>
über ihre halbtrockenen Kieselbetten hin.<lb/>
Jenseits, umringt von säulenförmigen Ul-<lb/>
mengruppen, liegt das Gothische, klöster-<lb/>
liche <hirendition="#i">Eton</hi>, in dessen finstern Hallen die<lb/>
Blüthe der Brittischen Jugend ihre erste Er-<lb/>
ziehung erhält. Welch eine Erziehung! —<lb/>
Ist es möglich, daß dieses eiserne Joch von<lb/>
freigebornen Kindern getragen wird? Ich<lb/>
meine nicht das Joch des Unterrichts und<lb/>
der Disciplin; beide, so unzweckmäßig sie<lb/>
sind, so mechanisch sie den Menschen ma-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[86/0109]
Tage die Spitze der Paulskirche sehen! —
Ich sehe beinahe rings um den Horizont ei-
nen dunkelblauen Kreis, worin ich keine
Gegenstände mehr unterscheide; diesseits ist
alles ein herrlicher Wald von schönem,
dunkelgrünem Laube, mit lieblichen Gefil-
den von lichtem Grün durchwirkt. Zu mei-
nen Füßen windet sich die Themse, ein
wasserarmes, seichtes, schmales Flüßchen,
über ihre halbtrockenen Kieselbetten hin.
Jenseits, umringt von säulenförmigen Ul-
mengruppen, liegt das Gothische, klöster-
liche Eton, in dessen finstern Hallen die
Blüthe der Brittischen Jugend ihre erste Er-
ziehung erhält. Welch eine Erziehung! —
Ist es möglich, daß dieses eiserne Joch von
freigebornen Kindern getragen wird? Ich
meine nicht das Joch des Unterrichts und
der Disciplin; beide, so unzweckmäßig sie
sind, so mechanisch sie den Menschen ma-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/109>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.