Flämischen Schule sucht man umsonst nach dem Edeln dieses Altarblattes. Es schadet ihm indeß, wenn man in eben jenen Zim- mern, die ich vorhin erwähnte, die hohe Einfalt von Raphaels Cartons bewundert hat. Ich mag diese Bilder nicht; sie sind in Absicht des Gegenstandes zum Theil wi- drig, wie der Tod des Ananias, wo Petrus wirklich etwas vom Giftmischer hat, und der andere mit dem Finger drohende Apo- stel etwas vom gemeinen Pfaffen, -- weil allerdings die Sache ziemlich pfäffisch ist -- ferner die Heilung der Blinden und Lahmen im Tempel, von deren ekelhaften Gestalten ich noch jedesmal, so oft ich diese Cartons (nun zum drittenmal, und im Kupfer noch öfter) betrachte, den Kopf abwenden mußte. -- Ich sage: ich mag sie nicht; allein ich bewundere sie wegen ei- ner Kraft, die kein anderer Künstler er-
Flämischen Schule sucht man umsonst nach dem Edeln dieses Altarblattes. Es schadet ihm indeß, wenn man in eben jenen Zim- mern, die ich vorhin erwähnte, die hohe Einfalt von Raphaels Cartons bewundert hat. Ich mag diese Bilder nicht; sie sind in Absicht des Gegenstandes zum Theil wi- drig, wie der Tod des Ananias, wo Petrus wirklich etwas vom Giftmischer hat, und der andere mit dem Finger drohende Apo- stel etwas vom gemeinen Pfaffen, — weil allerdings die Sache ziemlich pfäffisch ist — ferner die Heilung der Blinden und Lahmen im Tempel, von deren ekelhaften Gestalten ich noch jedesmal, so oft ich diese Cartons (nun zum drittenmal, und im Kupfer noch öfter) betrachte, den Kopf abwenden mußte. — Ich sage: ich mag sie nicht; allein ich bewundere sie wegen ei- ner Kraft, die kein anderer Künstler er-
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Flämischen Schule sucht man umsonst nach
dem Edeln dieses Altarblattes. Es schadet
ihm indeß, wenn man in eben jenen Zim-
mern, die ich vorhin erwähnte, die hohe
Einfalt von Raphaels Cartons bewundert
hat. Ich mag diese Bilder nicht; sie sind
in Absicht des Gegenstandes zum Theil wi-
drig, wie der Tod des Ananias, wo Petrus
wirklich etwas vom Giftmischer hat, und
der andere mit dem Finger drohende Apo-
stel etwas vom gemeinen Pfaffen, — weil
allerdings die Sache ziemlich pfäffisch ist
— ferner die Heilung der Blinden und
Lahmen im Tempel, von deren ekelhaften
Gestalten ich noch jedesmal, so oft ich
diese Cartons (nun zum drittenmal, und
im Kupfer noch öfter) betrachte, den Kopf
abwenden mußte. — Ich sage: ich mag sie
nicht; allein ich bewundere sie wegen ei-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/115>, abgerufen am 21.11.2024.
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