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Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794.

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Töchter melken und machen Käse. Mancher
Bauerhof in dieser Gegend hat siebzig und
mehr Kühe, und in einer Familie von zehn
Kindern hält man nur eine Magd. Die
Wohnungen der Landleute in dieser Pro-
vinz haben ein schlechtes, vernachlässigtes
Ansehen, und sind mit ihrem Reichthum
in keinem Verhältniß. Mir ist es wahr-
scheinlich, daß Menschen, die sich bestän-
dig mit der Viehzucht beschäftigen, für die
Annehmlichkeit einer netten, reinlichen,
zierlich möblirten Wohnung wenig Sinn
haben können, weil sie bei ihrer unrein-
lichen Beschäftigung theils nicht darauf
verfallen, theils auch, wenn sie alle Be-
quemlichkeit hätten, sie nicht genießen,
ihrer nicht froh werden könnten, ohne ihr
Gewerbe zu vernachläßigen, und solcher-
gestalt in eine Lebensart überzugehen, die
von ihrer jetzigen Sparsamkeit das Wider-

III. Theil. H

Töchter melken und machen Käse. Mancher
Bauerhof in dieser Gegend hat siebzig und
mehr Kühe, und in einer Familie von zehn
Kindern hält man nur eine Magd. Die
Wohnungen der Landleute in dieser Pro-
vinz haben ein schlechtes, vernachlässigtes
Ansehen, und sind mit ihrem Reichthum
in keinem Verhältniß. Mir ist es wahr-
scheinlich, daß Menschen, die sich bestän-
dig mit der Viehzucht beschäftigen, für die
Annehmlichkeit einer netten, reinlichen,
zierlich möblirten Wohnung wenig Sinn
haben können, weil sie bei ihrer unrein-
lichen Beschäftigung theils nicht darauf
verfallen, theils auch, wenn sie alle Be-
quemlichkeit hätten, sie nicht genießen,
ihrer nicht froh werden könnten, ohne ihr
Gewerbe zu vernachläßigen, und solcher-
gestalt in eine Lebensart überzugehen, die
von ihrer jetzigen Sparsamkeit das Wider-

III. Theil. H
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[113/0136] Töchter melken und machen Käse. Mancher Bauerhof in dieser Gegend hat siebzig und mehr Kühe, und in einer Familie von zehn Kindern hält man nur eine Magd. Die Wohnungen der Landleute in dieser Pro- vinz haben ein schlechtes, vernachlässigtes Ansehen, und sind mit ihrem Reichthum in keinem Verhältniß. Mir ist es wahr- scheinlich, daß Menschen, die sich bestän- dig mit der Viehzucht beschäftigen, für die Annehmlichkeit einer netten, reinlichen, zierlich möblirten Wohnung wenig Sinn haben können, weil sie bei ihrer unrein- lichen Beschäftigung theils nicht darauf verfallen, theils auch, wenn sie alle Be- quemlichkeit hätten, sie nicht genießen, ihrer nicht froh werden könnten, ohne ihr Gewerbe zu vernachläßigen, und solcher- gestalt in eine Lebensart überzugehen, die von ihrer jetzigen Sparsamkeit das Wider- III. Theil. H

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/136>, abgerufen am 21.11.2024.