als beide ist, ein Andächtler, bestimmt das Süjet, und dem Maler bleibt nur das Ver- dienst übrig, die neue Schwierigkeit, die aus der Wahl eines unschicklichen Gegen- standes entspringt, durch seine Kunst zu überwinden.
In Allsouls College sieht man ein Altarblatt von Rafael Mengs. Es ist ein Heiland im Garten, nach der Auferstehung. Magdalene liegt vor ihm auf den Knieen, und seine Linke gebietet ihr, ihn nicht zu berühren. Dieses berühmte Noli me tangere ist unstrei- tig besser gemalt als der Guido; allein es läßt den Zuschauer kalt, weil ihm die thea- tralische Stellung nicht den Ausdruck ersetzt. Es ist fast nicht möglich einen schönern Körper als den des Heilands zu sehen; jeder Zug ist der Natur abgeborgt; das Ganze ist -- eine sehr schöne Akademie. Auch wüßte ich nicht, daß Rubens etwas wahrer
und
als beide ist, ein Andächtler, bestimmt das Süjet, und dem Maler bleibt nur das Ver- dienst übrig, die neue Schwierigkeit, die aus der Wahl eines unschicklichen Gegen- standes entspringt, durch seine Kunst zu überwinden.
In Allsouls College sieht man ein Altarblatt von Rafael Mengs. Es ist ein Heiland im Garten, nach der Auferstehung. Magdalene liegt vor ihm auf den Knieen, und seine Linke gebietet ihr, ihn nicht zu berühren. Dieses berühmte Noli me tangere ist unstrei- tig besser gemalt als der Guido; allein es läßt den Zuschauer kalt, weil ihm die thea- tralische Stellung nicht den Ausdruck ersetzt. Es ist fast nicht möglich einen schönern Körper als den des Heilands zu sehen; jeder Zug ist der Natur abgeborgt; das Ganze ist — eine sehr schöne Akademie. Auch wüßte ich nicht, daß Rubens etwas wahrer
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Süjet, und dem Maler bleibt nur das Ver-
dienst übrig, die neue Schwierigkeit, die
aus der Wahl eines unschicklichen Gegen-
standes entspringt, durch seine Kunst zu
überwinden.
In Allsouls College sieht man ein Altarblatt
von Rafael Mengs. Es ist ein Heiland im
Garten, nach der Auferstehung. Magdalene
liegt vor ihm auf den Knieen, und seine
Linke gebietet ihr, ihn nicht zu berühren.
Dieses berühmte Noli me tangere ist unstrei-
tig besser gemalt als der Guido; allein es
läßt den Zuschauer kalt, weil ihm die thea-
tralische Stellung nicht den Ausdruck ersetzt.
Es ist fast nicht möglich einen schönern
Körper als den des Heilands zu sehen; jeder
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/263>, abgerufen am 24.11.2024.
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