kunst an allgemeiner Verbreitung der Haupt- ideen des Malers gewonnen werden mag, das, und noch mehr, verliert man wieder, sobald die leichte und wohlfeile Befriedi- gung der Dilettanten durch gutgestochene Blätter sie gegen das höhere Verdienst des Malers gleichgültig macht, oder wohl gar, wie jetzt, zumal in England, so häufig der Fall ist, den Maler zwingt, nur mit Rücksicht auf den Grabstichel zu arbeiten, und nur von diesem die Verewigung sei- nes Namens zu hoffen. England ist jetzt der Hauptsitz der Kupferstecherkunst, in- deß die Spuren ehemaliger Präeminenz in diesem Fache sich allmählich bei andern Völkern verlieren, und Deutschland erst anfängt, sich von neuem darin hervorzu- thun. Durch den ungeheuren Vertrieb der Englischen Kupferstiche, so wohl in als außerhalb Landes, erlangen wir einen an-
kunst an allgemeiner Verbreitung der Haupt- ideen des Malers gewonnen werden mag, das, und noch mehr, verliert man wieder, sobald die leichte und wohlfeile Befriedi- gung der Dilettanten durch gutgestochene Blätter sie gegen das höhere Verdienst des Malers gleichgültig macht, oder wohl gar, wie jetzt, zumal in England, so häufig der Fall ist, den Maler zwingt, nur mit Rücksicht auf den Grabstichel zu arbeiten, und nur von diesem die Verewigung sei- nes Namens zu hoffen. England ist jetzt der Hauptsitz der Kupferstecherkunst, in- deß die Spuren ehemaliger Präeminenz in diesem Fache sich allmählich bei andern Völkern verlieren, und Deutschland erst anfängt, sich von neuem darin hervorzu- thun. Durch den ungeheuren Vertrieb der Englischen Kupferstiche, so wohl in als außerhalb Landes, erlangen wir einen an-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0415"n="124"/>
kunst an allgemeiner Verbreitung der Haupt-<lb/>
ideen des Malers gewonnen werden mag,<lb/>
das, und noch mehr, verliert man wieder,<lb/>
sobald die leichte und wohlfeile Befriedi-<lb/>
gung der Dilettanten durch gutgestochene<lb/>
Blätter sie gegen das höhere Verdienst des<lb/>
Malers gleichgültig macht, oder wohl gar,<lb/>
wie jetzt, zumal in England, so häufig<lb/>
der Fall ist, den Maler zwingt, nur mit<lb/>
Rücksicht auf den Grabstichel zu arbeiten,<lb/>
und nur von diesem die Verewigung sei-<lb/>
nes Namens zu hoffen. England ist jetzt<lb/>
der Hauptsitz der Kupferstecherkunst, in-<lb/>
deß die Spuren ehemaliger Präeminenz in<lb/>
diesem Fache sich allmählich bei andern<lb/>
Völkern verlieren, und Deutschland erst<lb/>
anfängt, sich von neuem darin hervorzu-<lb/>
thun. Durch den ungeheuren Vertrieb der<lb/>
Englischen Kupferstiche, so wohl in als<lb/>
außerhalb Landes, erlangen wir einen an-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[124/0415]
kunst an allgemeiner Verbreitung der Haupt-
ideen des Malers gewonnen werden mag,
das, und noch mehr, verliert man wieder,
sobald die leichte und wohlfeile Befriedi-
gung der Dilettanten durch gutgestochene
Blätter sie gegen das höhere Verdienst des
Malers gleichgültig macht, oder wohl gar,
wie jetzt, zumal in England, so häufig
der Fall ist, den Maler zwingt, nur mit
Rücksicht auf den Grabstichel zu arbeiten,
und nur von diesem die Verewigung sei-
nes Namens zu hoffen. England ist jetzt
der Hauptsitz der Kupferstecherkunst, in-
deß die Spuren ehemaliger Präeminenz in
diesem Fache sich allmählich bei andern
Völkern verlieren, und Deutschland erst
anfängt, sich von neuem darin hervorzu-
thun. Durch den ungeheuren Vertrieb der
Englischen Kupferstiche, so wohl in als
außerhalb Landes, erlangen wir einen an-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansicht… [mehr]
Der dritte Band von Johann Georg Forsters Ansichten vom Niederrhein blieb unvollendet. Nach Forsters Tod (10.1.1794) wurden dessen fragmentarische Aufzeichnungen zum dritten Band von Ludwig Ferdinand Huber geordnet und herausgegeben. Ergänzt wurde der Band um einen Anhang, Forsters bereits 1789 geschriebene "Geschichte der Kunst in England" (zuerst erschienen in Johann Wilhelm Archenholz' Annalen der brittischen Geschichte) und den "Artistischen Notizen, in London aufgezeichnet" im Anhang. Hubers Vorwort zum dritten Band ist datiert auf den Juli 1794, der Band erschien noch im selben Jahr.
Forster, Georg: Ansichten vom Niederrhein. Bd. 3. Berlin, 1794, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_niederrhein03_1794/415>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.