Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

in den Jahren 1772 bis 1775.
hier gezogen wird und eine leichte, angenehme Schärfe hat. Geringere, nicht1772.
Novem-
ber.

unangenehme Sorten, fallen in großer Menge und sind sehr wohlfeil, so, daß
die Matrosen der Ostindienfahrer sich gemeiniglich etwas rechtes damit zu gut thun.

Das Land versieht die Schiffe aller Nationen die hier anlegen, mit Lebens-
mitteln. Korn, Mehl, Schiffs-Zwieback, gepökelt Rindfleisch, Branntewein und
Wein sind im Ueberfluß und zu billigen Preisen zu haben, und das frische Gar-
tengewächs, *) imgleichen das Obst, welches hier gezogen wird, sind, nebst dem
guten Hammel- und Rindfleisch, vortrefliche Erfrischungsmittel für diejenigen,
die von weiten Reisen kommen. Das Clima ist dabey so gesund, daß die Ein-
wohner selten kranken, und daß Fremde, vom Scorbut und andern Krankheiten,
sich sehr leicht erholen. Der Winter ist so gelinde, daß bey der Stadt fast nie-
mals Eis zu sehen ist; auf den Bergen aber, vornemlich weit ins Land, giebts
harten Frost mit Schnee- oder Hagelstürmen, und die scharfen Südost-
winde bringen ihnen sogar im November, welches hier Frühling ist, manchmal noch
Nachtfröste zuwege. Schnupfen und Verkältungen sind die einzigen gewöhnli-
chen Plagen und entstehen von der schnellen Veränderung der Luft bey starken Win-
den, denen das Cap zu allen Jahrszeiten unterworfen ist.

Der Hitze ohnerachtet, welche zuweilen ausnehmend ist, haben die Ein-
wohner holländischer Herkunft ihre angebohrne, eigenthümliche Gestalt und Bil-
dung beybehalten. Sie sind durchgehends dick und fett, wozu ihr gutes Leben nicht
wenig beytragen mag.

Die Hottentotten oder ursprünglichen Landes-Einwohner, haben sich in
die innern Gegenden des Landes zurückgezogen, so daß ihr nächstes Kraal oder
Dorf fast hundert englische Meilen von der Stadt am Cap entfernt ist. Dennoch
kommen sie bisweilen hieher, theils um ihr eignes Vieh zum Verkauf zu bringen,
theils um den holländischen Pächtern, ihre Heerden zu Markt treiben zu helfen.
Wir hatten keine Gelegenheit, neue Beobachtungen über dies Volk zu machen;
denn wir sahen nur einige wenige einzelne Personen von ihnen, an deren kei-
ner wir etwas fanden, das Peter Kolbe nicht schon bemerkt haben sollte. Daß
die ausführlichen Nachrichten dieses einsichtsvollen Mannes der Wahrheit gemäß

*) Vornemlich sind die Weintrauben und Orangen hier ganz unvergleichlich.
H 2

in den Jahren 1772 bis 1775.
hier gezogen wird und eine leichte, angenehme Schaͤrfe hat. Geringere, nicht1772.
Novem-
ber.

unangenehme Sorten, fallen in großer Menge und ſind ſehr wohlfeil, ſo, daß
die Matroſen der Oſtindienfahrer ſich gemeiniglich etwas rechtes damit zu gut thun.

Das Land verſieht die Schiffe aller Nationen die hier anlegen, mit Lebens-
mitteln. Korn, Mehl, Schiffs-Zwieback, gepoͤkelt Rindfleiſch, Branntewein und
Wein ſind im Ueberfluß und zu billigen Preiſen zu haben, und das friſche Gar-
tengewaͤchs, *) imgleichen das Obſt, welches hier gezogen wird, ſind, nebſt dem
guten Hammel- und Rindfleiſch, vortrefliche Erfriſchungsmittel fuͤr diejenigen,
die von weiten Reiſen kommen. Das Clima iſt dabey ſo geſund, daß die Ein-
wohner ſelten kranken, und daß Fremde, vom Scorbut und andern Krankheiten,
ſich ſehr leicht erholen. Der Winter iſt ſo gelinde, daß bey der Stadt faſt nie-
mals Eis zu ſehen iſt; auf den Bergen aber, vornemlich weit ins Land, giebts
harten Froſt mit Schnee- oder Hagelſtuͤrmen, und die ſcharfen Suͤdoſt-
winde bringen ihnen ſogar im November, welches hier Fruͤhling iſt, manchmal noch
Nachtfroͤſte zuwege. Schnupfen und Verkaͤltungen ſind die einzigen gewoͤhnli-
chen Plagen und entſtehen von der ſchnellen Veraͤnderung der Luft bey ſtarken Win-
den, denen das Cap zu allen Jahrszeiten unterworfen iſt.

Der Hitze ohnerachtet, welche zuweilen ausnehmend iſt, haben die Ein-
wohner hollaͤndiſcher Herkunft ihre angebohrne, eigenthuͤmliche Geſtalt und Bil-
dung beybehalten. Sie ſind durchgehends dick und fett, wozu ihr gutes Leben nicht
wenig beytragen mag.

Die Hottentotten oder urſpruͤnglichen Landes-Einwohner, haben ſich in
die innern Gegenden des Landes zuruͤckgezogen, ſo daß ihr naͤchſtes Kraal oder
Dorf faſt hundert engliſche Meilen von der Stadt am Cap entfernt iſt. Dennoch
kommen ſie bisweilen hieher, theils um ihr eignes Vieh zum Verkauf zu bringen,
theils um den hollaͤndiſchen Paͤchtern, ihre Heerden zu Markt treiben zu helfen.
Wir hatten keine Gelegenheit, neue Beobachtungen uͤber dies Volk zu machen;
denn wir ſahen nur einige wenige einzelne Perſonen von ihnen, an deren kei-
ner wir etwas fanden, das Peter Kolbe nicht ſchon bemerkt haben ſollte. Daß
die ausfuͤhrlichen Nachrichten dieſes einſichtsvollen Mannes der Wahrheit gemaͤß

*) Vornemlich ſind die Weintrauben und Orangen hier ganz unvergleichlich.
H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0104" n="59"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">in den Jahren 1772 bis 1775.</hi></fw><lb/>
hier gezogen wird und eine leichte, angenehme Scha&#x0364;rfe hat. Geringere, nicht<note place="right">1772.<lb/>
Novem-<lb/>
ber.</note><lb/>
unangenehme Sorten, fallen in großer Menge und &#x017F;ind &#x017F;ehr wohlfeil, &#x017F;o, daß<lb/>
die Matro&#x017F;en der O&#x017F;tindienfahrer &#x017F;ich gemeiniglich etwas rechtes damit zu gut thun.</p><lb/>
        <p>Das Land ver&#x017F;ieht die Schiffe aller Nationen die hier anlegen, mit Lebens-<lb/>
mitteln. Korn, Mehl, Schiffs-Zwieback, gepo&#x0364;kelt Rindflei&#x017F;ch, Branntewein und<lb/>
Wein &#x017F;ind im Ueberfluß und zu billigen Prei&#x017F;en zu haben, und das fri&#x017F;che Gar-<lb/>
tengewa&#x0364;chs, <note place="foot" n="*)">Vornemlich &#x017F;ind die Weintrauben und Orangen hier ganz unvergleichlich.</note> imgleichen das Ob&#x017F;t, welches hier gezogen wird, &#x017F;ind, neb&#x017F;t dem<lb/>
guten Hammel- und Rindflei&#x017F;ch, vortrefliche Erfri&#x017F;chungsmittel fu&#x0364;r diejenigen,<lb/>
die von weiten Rei&#x017F;en kommen. Das Clima i&#x017F;t dabey &#x017F;o ge&#x017F;und, daß die Ein-<lb/>
wohner &#x017F;elten kranken, und daß Fremde, vom Scorbut und andern Krankheiten,<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;ehr leicht erholen. Der Winter i&#x017F;t &#x017F;o gelinde, daß bey der Stadt fa&#x017F;t nie-<lb/>
mals Eis zu &#x017F;ehen i&#x017F;t; auf den Bergen aber, vornemlich weit ins Land, giebts<lb/>
harten Fro&#x017F;t mit Schnee- oder Hagel&#x017F;tu&#x0364;rmen, und die &#x017F;charfen Su&#x0364;do&#x017F;t-<lb/>
winde bringen ihnen &#x017F;ogar im November, welches hier Fru&#x0364;hling i&#x017F;t, manchmal noch<lb/>
Nachtfro&#x0364;&#x017F;te zuwege. Schnupfen und Verka&#x0364;ltungen &#x017F;ind die einzigen gewo&#x0364;hnli-<lb/>
chen Plagen und ent&#x017F;tehen von der &#x017F;chnellen Vera&#x0364;nderung der Luft bey &#x017F;tarken Win-<lb/>
den, denen das <placeName>Cap</placeName> zu allen Jahrszeiten unterworfen i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Der Hitze ohnerachtet, welche zuweilen ausnehmend i&#x017F;t, haben die Ein-<lb/>
wohner holla&#x0364;ndi&#x017F;cher Herkunft ihre angebohrne, eigenthu&#x0364;mliche Ge&#x017F;talt und Bil-<lb/>
dung beybehalten. Sie &#x017F;ind durchgehends dick und fett, wozu ihr gutes Leben nicht<lb/>
wenig beytragen mag.</p><lb/>
        <p>Die <hi rendition="#fr">Hottentotten</hi> oder ur&#x017F;pru&#x0364;nglichen Landes-Einwohner, haben &#x017F;ich in<lb/>
die innern Gegenden des Landes zuru&#x0364;ckgezogen, &#x017F;o daß ihr na&#x0364;ch&#x017F;tes <hi rendition="#fr">Kraal</hi> oder<lb/>
Dorf fa&#x017F;t hundert engli&#x017F;che Meilen von der Stadt am <placeName>Cap</placeName> entfernt i&#x017F;t. Dennoch<lb/>
kommen &#x017F;ie bisweilen hieher, theils um ihr eignes Vieh zum Verkauf zu bringen,<lb/>
theils um den holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Pa&#x0364;chtern, ihre Heerden zu Markt treiben zu helfen.<lb/>
Wir hatten keine Gelegenheit, neue Beobachtungen u&#x0364;ber dies Volk zu machen;<lb/>
denn wir &#x017F;ahen nur einige wenige einzelne Per&#x017F;onen von ihnen, an deren kei-<lb/>
ner wir etwas fanden, das <hi rendition="#fr"><persName>Peter Kolbe</persName></hi> nicht &#x017F;chon bemerkt haben &#x017F;ollte. Daß<lb/>
die ausfu&#x0364;hrlichen Nachrichten die&#x017F;es ein&#x017F;ichtsvollen Mannes der Wahrheit gema&#x0364;ß<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 2</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0104] in den Jahren 1772 bis 1775. hier gezogen wird und eine leichte, angenehme Schaͤrfe hat. Geringere, nicht unangenehme Sorten, fallen in großer Menge und ſind ſehr wohlfeil, ſo, daß die Matroſen der Oſtindienfahrer ſich gemeiniglich etwas rechtes damit zu gut thun. 1772. Novem- ber. Das Land verſieht die Schiffe aller Nationen die hier anlegen, mit Lebens- mitteln. Korn, Mehl, Schiffs-Zwieback, gepoͤkelt Rindfleiſch, Branntewein und Wein ſind im Ueberfluß und zu billigen Preiſen zu haben, und das friſche Gar- tengewaͤchs, *) imgleichen das Obſt, welches hier gezogen wird, ſind, nebſt dem guten Hammel- und Rindfleiſch, vortrefliche Erfriſchungsmittel fuͤr diejenigen, die von weiten Reiſen kommen. Das Clima iſt dabey ſo geſund, daß die Ein- wohner ſelten kranken, und daß Fremde, vom Scorbut und andern Krankheiten, ſich ſehr leicht erholen. Der Winter iſt ſo gelinde, daß bey der Stadt faſt nie- mals Eis zu ſehen iſt; auf den Bergen aber, vornemlich weit ins Land, giebts harten Froſt mit Schnee- oder Hagelſtuͤrmen, und die ſcharfen Suͤdoſt- winde bringen ihnen ſogar im November, welches hier Fruͤhling iſt, manchmal noch Nachtfroͤſte zuwege. Schnupfen und Verkaͤltungen ſind die einzigen gewoͤhnli- chen Plagen und entſtehen von der ſchnellen Veraͤnderung der Luft bey ſtarken Win- den, denen das Cap zu allen Jahrszeiten unterworfen iſt. Der Hitze ohnerachtet, welche zuweilen ausnehmend iſt, haben die Ein- wohner hollaͤndiſcher Herkunft ihre angebohrne, eigenthuͤmliche Geſtalt und Bil- dung beybehalten. Sie ſind durchgehends dick und fett, wozu ihr gutes Leben nicht wenig beytragen mag. Die Hottentotten oder urſpruͤnglichen Landes-Einwohner, haben ſich in die innern Gegenden des Landes zuruͤckgezogen, ſo daß ihr naͤchſtes Kraal oder Dorf faſt hundert engliſche Meilen von der Stadt am Cap entfernt iſt. Dennoch kommen ſie bisweilen hieher, theils um ihr eignes Vieh zum Verkauf zu bringen, theils um den hollaͤndiſchen Paͤchtern, ihre Heerden zu Markt treiben zu helfen. Wir hatten keine Gelegenheit, neue Beobachtungen uͤber dies Volk zu machen; denn wir ſahen nur einige wenige einzelne Perſonen von ihnen, an deren kei- ner wir etwas fanden, das Peter Kolbe nicht ſchon bemerkt haben ſollte. Daß die ausfuͤhrlichen Nachrichten dieſes einſichtsvollen Mannes der Wahrheit gemaͤß *) Vornemlich ſind die Weintrauben und Orangen hier ganz unvergleichlich. H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/104
Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/104>, abgerufen am 27.11.2024.