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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Forster's Reise um die Welt
1772.
Novem-
ber.
viele Tagereisen weit jenseits der Stadt, nur noch selten zum Vorschein kommen.
Das Nashorn besonders ist so rar geworden, daß das Gouvernement sogar eine
Verordnung hat ergehen lassen müssen, um desselben gänzliche Ausrottung zu
verhindern. Das Flußpferd (Hippopotamus) wird hier Seekuh genannt und
war ehedem ohnweit der Stadt, schon in Saldanha-Bay anzutreffen, jetzt aber
ist es ebenfalls so selten geworden, daß, kraft obrigkeitlichen Verboths, innerhalb
einer großen Entfernung vom Cap keines mehr geschossen werden darf. Ohner-
achtet dies Thier, seinem Nahmen nach, im Wasser leben sollte, so nährt es sich
doch blos von Kräutern, und soll nur auf kurze Zeit, auch nie auf größere Strecken
als ohngefähr auf dreyßig Schritt weit, untertauchen können. Das Fleisch wird
hier zu Lande gegessen und für einen Leckerbissen gehalten, gleichwohl schmeckte es
mir nicht besser als festes Rindfleisch, das Fett aber hat mit Mark viel Aehnlich-
keit. Zu den übrigen großen Thieren, die es allhier giebt, gehört auch der Wil-
de Büffel
, dessen Hörner fast wie die vom americanischen wilden Ochsen (bison)
aussehen, worüber man die im neunten Theile von Büffons Naturgeschichte be-
findliche Abbildung vergleichen kann. Sie halten sich jetzt ebenfalls nur in den
entlegnern Gegenden auf und sollen von ausnehmender Stärke und Wildheit seyn.
Die Bauern werden dies zu ihrem Schaden inne, denn sie fallen die Heerden
öfters an, und bringen das Vieh um, indem sie es mit den Füßen zertreten.
Dr. Thunberg verlohr durch einen Anfall dieser Thiere seine Pferde, und sein
Begleiter, der holländische Compagnie-Gärtner, hatte kaum noch Zeit, sich zwi-
schen zwey Bäume zu retten. Ein junger dreyjähriger Ochs dieser Art, wel-
cher dem Unter-Gouverneur zugehörte, ward mit sechs zahmen Ochsen vor einen
Wagen gespannt, aber sie waren zusammen genommen nicht vermögend ihn aus
der Stelle zu bringen. Außer diesem Büffel-Geschlecht giebt es noch eine andre
Art wilder Ochsen, welche von den Eingebohrnen Gnu genannt werden. Sie
haben dünne kleine Hörner, Mähnen, und Haarbersten an der Nase und den
Wammen; und scheinen wegen ihres feinen Baues eher zum Pferde- und Ante-
lopen- als zum Ochsen-Geschlecht zu gehören. Wir haben Zeichnungen und Be-
schreibungen von diesem Thiere gemacht, davon auch eins für die Menagerie des
Prinzen von Oranien lebendig nach Europa verschickt worden ist. Nächst allen
vorgedachten Thieren ist dieser Welttheil auch von jeher als das Vaterland des

Forſter’s Reiſe um die Welt
1772.
Novem-
ber.
viele Tagereiſen weit jenſeits der Stadt, nur noch ſelten zum Vorſchein kommen.
Das Nashorn beſonders iſt ſo rar geworden, daß das Gouvernement ſogar eine
Verordnung hat ergehen laſſen muͤſſen, um deſſelben gaͤnzliche Ausrottung zu
verhindern. Das Flußpferd (Hippopotamus) wird hier Seekuh genannt und
war ehedem ohnweit der Stadt, ſchon in Saldanha-Bay anzutreffen, jetzt aber
iſt es ebenfalls ſo ſelten geworden, daß, kraft obrigkeitlichen Verboths, innerhalb
einer großen Entfernung vom Cap keines mehr geſchoſſen werden darf. Ohner-
achtet dies Thier, ſeinem Nahmen nach, im Waſſer leben ſollte, ſo naͤhrt es ſich
doch blos von Kraͤutern, und ſoll nur auf kurze Zeit, auch nie auf groͤßere Strecken
als ohngefaͤhr auf dreyßig Schritt weit, untertauchen koͤnnen. Das Fleiſch wird
hier zu Lande gegeſſen und fuͤr einen Leckerbiſſen gehalten, gleichwohl ſchmeckte es
mir nicht beſſer als feſtes Rindfleiſch, das Fett aber hat mit Mark viel Aehnlich-
keit. Zu den uͤbrigen großen Thieren, die es allhier giebt, gehoͤrt auch der Wil-
de Buͤffel
, deſſen Hoͤrner faſt wie die vom americaniſchen wilden Ochſen (biſon)
ausſehen, woruͤber man die im neunten Theile von Buͤffons Naturgeſchichte be-
findliche Abbildung vergleichen kann. Sie halten ſich jetzt ebenfalls nur in den
entlegnern Gegenden auf und ſollen von ausnehmender Staͤrke und Wildheit ſeyn.
Die Bauern werden dies zu ihrem Schaden inne, denn ſie fallen die Heerden
oͤfters an, und bringen das Vieh um, indem ſie es mit den Fuͤßen zertreten.
Dr. Thunberg verlohr durch einen Anfall dieſer Thiere ſeine Pferde, und ſein
Begleiter, der hollaͤndiſche Compagnie-Gaͤrtner, hatte kaum noch Zeit, ſich zwi-
ſchen zwey Baͤume zu retten. Ein junger dreyjaͤhriger Ochs dieſer Art, wel-
cher dem Unter-Gouverneur zugehoͤrte, ward mit ſechs zahmen Ochſen vor einen
Wagen geſpannt, aber ſie waren zuſammen genommen nicht vermoͤgend ihn aus
der Stelle zu bringen. Außer dieſem Buͤffel-Geſchlecht giebt es noch eine andre
Art wilder Ochſen, welche von den Eingebohrnen Gnu genannt werden. Sie
haben duͤnne kleine Hoͤrner, Maͤhnen, und Haarberſten an der Naſe und den
Wammen; und ſcheinen wegen ihres feinen Baues eher zum Pferde- und Ante-
lopen- als zum Ochſen-Geſchlecht zu gehoͤren. Wir haben Zeichnungen und Be-
ſchreibungen von dieſem Thiere gemacht, davon auch eins fuͤr die Menagerie des
Prinzen von Oranien lebendig nach Europa verſchickt worden iſt. Naͤchſt allen
vorgedachten Thieren iſt dieſer Welttheil auch von jeher als das Vaterland des

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[62/0107] Forſter’s Reiſe um die Welt viele Tagereiſen weit jenſeits der Stadt, nur noch ſelten zum Vorſchein kommen. Das Nashorn beſonders iſt ſo rar geworden, daß das Gouvernement ſogar eine Verordnung hat ergehen laſſen muͤſſen, um deſſelben gaͤnzliche Ausrottung zu verhindern. Das Flußpferd (Hippopotamus) wird hier Seekuh genannt und war ehedem ohnweit der Stadt, ſchon in Saldanha-Bay anzutreffen, jetzt aber iſt es ebenfalls ſo ſelten geworden, daß, kraft obrigkeitlichen Verboths, innerhalb einer großen Entfernung vom Cap keines mehr geſchoſſen werden darf. Ohner- achtet dies Thier, ſeinem Nahmen nach, im Waſſer leben ſollte, ſo naͤhrt es ſich doch blos von Kraͤutern, und ſoll nur auf kurze Zeit, auch nie auf groͤßere Strecken als ohngefaͤhr auf dreyßig Schritt weit, untertauchen koͤnnen. Das Fleiſch wird hier zu Lande gegeſſen und fuͤr einen Leckerbiſſen gehalten, gleichwohl ſchmeckte es mir nicht beſſer als feſtes Rindfleiſch, das Fett aber hat mit Mark viel Aehnlich- keit. Zu den uͤbrigen großen Thieren, die es allhier giebt, gehoͤrt auch der Wil- de Buͤffel, deſſen Hoͤrner faſt wie die vom americaniſchen wilden Ochſen (biſon) ausſehen, woruͤber man die im neunten Theile von Buͤffons Naturgeſchichte be- findliche Abbildung vergleichen kann. Sie halten ſich jetzt ebenfalls nur in den entlegnern Gegenden auf und ſollen von ausnehmender Staͤrke und Wildheit ſeyn. Die Bauern werden dies zu ihrem Schaden inne, denn ſie fallen die Heerden oͤfters an, und bringen das Vieh um, indem ſie es mit den Fuͤßen zertreten. Dr. Thunberg verlohr durch einen Anfall dieſer Thiere ſeine Pferde, und ſein Begleiter, der hollaͤndiſche Compagnie-Gaͤrtner, hatte kaum noch Zeit, ſich zwi- ſchen zwey Baͤume zu retten. Ein junger dreyjaͤhriger Ochs dieſer Art, wel- cher dem Unter-Gouverneur zugehoͤrte, ward mit ſechs zahmen Ochſen vor einen Wagen geſpannt, aber ſie waren zuſammen genommen nicht vermoͤgend ihn aus der Stelle zu bringen. Außer dieſem Buͤffel-Geſchlecht giebt es noch eine andre Art wilder Ochſen, welche von den Eingebohrnen Gnu genannt werden. Sie haben duͤnne kleine Hoͤrner, Maͤhnen, und Haarberſten an der Naſe und den Wammen; und ſcheinen wegen ihres feinen Baues eher zum Pferde- und Ante- lopen- als zum Ochſen-Geſchlecht zu gehoͤren. Wir haben Zeichnungen und Be- ſchreibungen von dieſem Thiere gemacht, davon auch eins fuͤr die Menagerie des Prinzen von Oranien lebendig nach Europa verſchickt worden iſt. Naͤchſt allen vorgedachten Thieren iſt dieſer Welttheil auch von jeher als das Vaterland des 1772. Novem- ber.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/107>, abgerufen am 26.11.2024.