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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
schwarzem Schnabel und bläulichen Füssen, der allemal um die Eis-Massen1772.
Decem-
ber.

her schwärmte und deshalb als ein Vorbothe des Eises angesehen werden kann.
Der Farbe wegen nannten wir ihn, die Schnee-Petrell. Ein Nordcaper und
verschiedne Wallfische, welche sich zwischen dem Eise zeigten und die traurigen
Seegegenden in diesem eiskalten Clima einigermaßen belebten, brachten uns auf
den Gedanken, daß wir, wo nicht etwas besseres, doch vielleicht noch ein südli-
ches Grönland zu gewarten hätten. Unterdessen nahm die Menge der Eis-Mas-
sen alle Tage zu, so daß wir am 13ten Nachmittags ohngefähr 20 derselben und
zwar von beträchtlichem Umfang im Gesicht hatten. Eine war voller schwarzen
Flecke, welche von einigen für Seehunde, von andern für Wasser-Vögel ange-
sehen wurden, ob sie gleich unbeweglich auf einer Stelle blieben. Da nun See-
hunde bis jetzo noch für untrügliche Zeichen nahen Landes galten, so sondirten wir
Abends mit einer Leine von hundert und funfzig Faden, fanden aber keinen Grund.
Wir waren jetzt gerade unter eben der Polhöhe, in welcher der Capitain Lozier
Bouvet
das Cap Circoncision gefunden haben will, und der Meeres-Länge
nach, befanden wir uns nur um wenige Grade davon, weiter gegen Osten. Je-
dermann erwartete daher mit großer Ungeduld Land zu erblicken und der geringste
Umstand, wenn es auch gleichsam nur ein schwarzer Fleck am Eise war, machte
unsre ganze Aufmerksamkeit rege. Die vor uns liegenden Wolken wurden alle
Augenblick sorgfältig betrachtet, ob nicht irgendwo eine Bergspitze zum Vorschein
käme, denn jedweder wollte gern der erste seyn Land! auszurufen. Die trügliche
Gestalt der Nebelbänke oder der in Schnee-Gestöber gehüllten Eis-Inseln hatte
schon manchen falschen Lärm veranlaßt, und die Adventure, unser Reise-Ge-
fährte, ward durch solche Täuschungen oft verleitet uns Signale zu geben, daß
sie Land sähe. Unter andern hatte die Idee von Bouvets Entdeckung die Ein-
bildungskraft eines unsrer Lieutnants dergestalt erhitzt, daß er einmal über das
andre auf den Mastkorb kletterte und endlich am 14ten des Morgens um 6 Uhr,
dem Capitain sehr ernsthaft entdeckte: Er sehe ganz deutlich Land. Diese Neuig-
keit brachte uns alle aufs Verdeck. Wir sahen aber nichts weiter als ein unge-
heures flaches Eisfeld vor uns, das am Rande in viele kleinere Stücken gebrochen
war; und eine große Menge von Eis-Inseln aller Gestalt und Größe stieg, so
weit das Auge nur reichen konnte, hinter demselben empor. Einige der entfern-

Forster's Reise u. d. W. erster Th. K

in den Jahren 1772 bis 1775.
ſchwarzem Schnabel und blaͤulichen Fuͤſſen, der allemal um die Eis-Maſſen1772.
Decem-
ber.

her ſchwaͤrmte und deshalb als ein Vorbothe des Eiſes angeſehen werden kann.
Der Farbe wegen nannten wir ihn, die Schnee-Petrell. Ein Nordcaper und
verſchiedne Wallfiſche, welche ſich zwiſchen dem Eiſe zeigten und die traurigen
Seegegenden in dieſem eiskalten Clima einigermaßen belebten, brachten uns auf
den Gedanken, daß wir, wo nicht etwas beſſeres, doch vielleicht noch ein ſuͤdli-
ches Groͤnland zu gewarten haͤtten. Unterdeſſen nahm die Menge der Eis-Maſ-
ſen alle Tage zu, ſo daß wir am 13ten Nachmittags ohngefaͤhr 20 derſelben und
zwar von betraͤchtlichem Umfang im Geſicht hatten. Eine war voller ſchwarzen
Flecke, welche von einigen fuͤr Seehunde, von andern fuͤr Waſſer-Voͤgel ange-
ſehen wurden, ob ſie gleich unbeweglich auf einer Stelle blieben. Da nun See-
hunde bis jetzo noch fuͤr untruͤgliche Zeichen nahen Landes galten, ſo ſondirten wir
Abends mit einer Leine von hundert und funfzig Faden, fanden aber keinen Grund.
Wir waren jetzt gerade unter eben der Polhoͤhe, in welcher der Capitain Lozier
Bouvet
das Cap Circonciſion gefunden haben will, und der Meeres-Laͤnge
nach, befanden wir uns nur um wenige Grade davon, weiter gegen Oſten. Je-
dermann erwartete daher mit großer Ungeduld Land zu erblicken und der geringſte
Umſtand, wenn es auch gleichſam nur ein ſchwarzer Fleck am Eiſe war, machte
unſre ganze Aufmerkſamkeit rege. Die vor uns liegenden Wolken wurden alle
Augenblick ſorgfaͤltig betrachtet, ob nicht irgendwo eine Bergſpitze zum Vorſchein
kaͤme, denn jedweder wollte gern der erſte ſeyn Land! auszurufen. Die truͤgliche
Geſtalt der Nebelbaͤnke oder der in Schnee-Geſtoͤber gehuͤllten Eis-Inſeln hatte
ſchon manchen falſchen Laͤrm veranlaßt, und die Adventure, unſer Reiſe-Ge-
faͤhrte, ward durch ſolche Taͤuſchungen oft verleitet uns Signale zu geben, daß
ſie Land ſaͤhe. Unter andern hatte die Idee von Bouvets Entdeckung die Ein-
bildungskraft eines unſrer Lieutnants dergeſtalt erhitzt, daß er einmal uͤber das
andre auf den Maſtkorb kletterte und endlich am 14ten des Morgens um 6 Uhr,
dem Capitain ſehr ernſthaft entdeckte: Er ſehe ganz deutlich Land. Dieſe Neuig-
keit brachte uns alle aufs Verdeck. Wir ſahen aber nichts weiter als ein unge-
heures flaches Eisfeld vor uns, das am Rande in viele kleinere Stuͤcken gebrochen
war; und eine große Menge von Eis-Inſeln aller Geſtalt und Groͤße ſtieg, ſo
weit das Auge nur reichen konnte, hinter demſelben empor. Einige der entfern-

Forſter’s Reiſe u. d. W. erſter Th. K
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[73/0118] in den Jahren 1772 bis 1775. ſchwarzem Schnabel und blaͤulichen Fuͤſſen, der allemal um die Eis-Maſſen her ſchwaͤrmte und deshalb als ein Vorbothe des Eiſes angeſehen werden kann. Der Farbe wegen nannten wir ihn, die Schnee-Petrell. Ein Nordcaper und verſchiedne Wallfiſche, welche ſich zwiſchen dem Eiſe zeigten und die traurigen Seegegenden in dieſem eiskalten Clima einigermaßen belebten, brachten uns auf den Gedanken, daß wir, wo nicht etwas beſſeres, doch vielleicht noch ein ſuͤdli- ches Groͤnland zu gewarten haͤtten. Unterdeſſen nahm die Menge der Eis-Maſ- ſen alle Tage zu, ſo daß wir am 13ten Nachmittags ohngefaͤhr 20 derſelben und zwar von betraͤchtlichem Umfang im Geſicht hatten. Eine war voller ſchwarzen Flecke, welche von einigen fuͤr Seehunde, von andern fuͤr Waſſer-Voͤgel ange- ſehen wurden, ob ſie gleich unbeweglich auf einer Stelle blieben. Da nun See- hunde bis jetzo noch fuͤr untruͤgliche Zeichen nahen Landes galten, ſo ſondirten wir Abends mit einer Leine von hundert und funfzig Faden, fanden aber keinen Grund. Wir waren jetzt gerade unter eben der Polhoͤhe, in welcher der Capitain Lozier Bouvet das Cap Circonciſion gefunden haben will, und der Meeres-Laͤnge nach, befanden wir uns nur um wenige Grade davon, weiter gegen Oſten. Je- dermann erwartete daher mit großer Ungeduld Land zu erblicken und der geringſte Umſtand, wenn es auch gleichſam nur ein ſchwarzer Fleck am Eiſe war, machte unſre ganze Aufmerkſamkeit rege. Die vor uns liegenden Wolken wurden alle Augenblick ſorgfaͤltig betrachtet, ob nicht irgendwo eine Bergſpitze zum Vorſchein kaͤme, denn jedweder wollte gern der erſte ſeyn Land! auszurufen. Die truͤgliche Geſtalt der Nebelbaͤnke oder der in Schnee-Geſtoͤber gehuͤllten Eis-Inſeln hatte ſchon manchen falſchen Laͤrm veranlaßt, und die Adventure, unſer Reiſe-Ge- faͤhrte, ward durch ſolche Taͤuſchungen oft verleitet uns Signale zu geben, daß ſie Land ſaͤhe. Unter andern hatte die Idee von Bouvets Entdeckung die Ein- bildungskraft eines unſrer Lieutnants dergeſtalt erhitzt, daß er einmal uͤber das andre auf den Maſtkorb kletterte und endlich am 14ten des Morgens um 6 Uhr, dem Capitain ſehr ernſthaft entdeckte: Er ſehe ganz deutlich Land. Dieſe Neuig- keit brachte uns alle aufs Verdeck. Wir ſahen aber nichts weiter als ein unge- heures flaches Eisfeld vor uns, das am Rande in viele kleinere Stuͤcken gebrochen war; und eine große Menge von Eis-Inſeln aller Geſtalt und Groͤße ſtieg, ſo weit das Auge nur reichen konnte, hinter demſelben empor. Einige der entfern- 1772. Decem- ber. Forſter’s Reiſe u. d. W. erſter Th. K

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/118>, abgerufen am 25.11.2024.