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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
und vom Professor Steller auf Berings-Eyland bey Kamtschatka zuerst aus-1773.
April.

findig gemacht und beschrieben worden. Sie sind folglich eben so wohl auf der nörd-
lichen als auf der südlichen Halbkugel der Erde anzutreffen. An den südlichen
Spitzen von America und Africa, desgleichen bey Neu-Seeland und auf
van Diemens-Land findet man sie häufig. Der einzige Unterschied zwischen
denen, welche sich in Dusky-Bay, und jenen, die sich bey Kamtschatka auf-
halten, besteht in der Größe, wornach die hiesigen kleiner sind. Bey Gelegenheit
dieser Jagd zeigte sich, daß sie ein sehr hartes Leben haben: denn manche, die schwer
verwundet waren, entwischten in die See, ob sie gleich soviel Blut verlohren
hatten, daß Fels und Meer damit gefärbt war. Für die Tafel sind sie nicht sonder-
lich zu nutzen, indem das Fleisch fast ganz schwarz und nicht zu genießen ist. Herz und
Leber hingegen lassen sich essen. Ersteres konnte man bey starken Appetit und etwas
Einbildung für Rindfleisch halten; und die Leber schmeckt vollkommen wie Kälber-
Geschlinge. Nur mußte alles Fett sorgfältig weggeschnitten werden ehe man es
kochte, denn sonst hatte es einen unerträglich thranichten Geschmack. Der Ca-
pitain machte sich dies zu Nutze und ließ aus dem Fett einen Vorrath von Brenn-
Oel kochen, auch die Felle sorgfältig aufbewahren, weil sie zum Ausflicken des
Takelwerks gut zu brauchen waren.

Der glückliche Fang des vorigen Tages, bewog ihn eine abermalige Reise
nach den Seehund-Inseln vorzunehmen, und mein Vater begleitete ihn, wie ge-
stern; allein heute war ihnen die See zuwider, denn sie gieng so hoch, daß es unmög-
lich war, sich den Klippen zu nähern, viel weniger darauf zu landen. Mit vieler
Mühe arbeiteten sie sich zwar um die südwestliche Spitze der Anker-Insel herum,
fanden es aber dort noch ärger, denn die Wellen stürzten ihnen mit so großen Un-
gestüm entgegen, und thürmten sich so hoch, daß selbst die Matrosen Seekrank
davon wurden. Gleichwohl ließ sich der Capitain dadurch nicht zurück halten,
vollends bis an die nördliche Küste der Insel und längst derselben hinzuru-
dern, um die Lage verschiedner Land-Ecken aufzunehmen. Es war ein Glück,
daß sie diesen Weg genommen hatten, denn das kleine Boot, in welchen am
elften des Abends etliche Officiers auf die Jagd ausgegangen waren, hatte sich bey
dem ungestümen Wetter vom Ufer losgerissen und trieb eben auf eine Klippe hin,
an welcher es zerschmettert worden wäre, wenn des Capitains Boot nicht glück-

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in den Jahren 1772 bis 1775.
und vom Profeſſor Steller auf Berings-Eyland bey Kamtſchatka zuerſt aus-1773.
April.

findig gemacht und beſchrieben worden. Sie ſind folglich eben ſo wohl auf der noͤrd-
lichen als auf der ſuͤdlichen Halbkugel der Erde anzutreffen. An den ſuͤdlichen
Spitzen von America und Africa, desgleichen bey Neu-Seeland und auf
van Diemens-Land findet man ſie haͤufig. Der einzige Unterſchied zwiſchen
denen, welche ſich in Dusky-Bay, und jenen, die ſich bey Kamtſchatka auf-
halten, beſteht in der Groͤße, wornach die hieſigen kleiner ſind. Bey Gelegenheit
dieſer Jagd zeigte ſich, daß ſie ein ſehr hartes Leben haben: denn manche, die ſchwer
verwundet waren, entwiſchten in die See, ob ſie gleich ſoviel Blut verlohren
hatten, daß Fels und Meer damit gefaͤrbt war. Fuͤr die Tafel ſind ſie nicht ſonder-
lich zu nutzen, indem das Fleiſch faſt ganz ſchwarz und nicht zu genießen iſt. Herz und
Leber hingegen laſſen ſich eſſen. Erſteres konnte man bey ſtarken Appetit und etwas
Einbildung fuͤr Rindfleiſch halten; und die Leber ſchmeckt vollkommen wie Kaͤlber-
Geſchlinge. Nur mußte alles Fett ſorgfaͤltig weggeſchnitten werden ehe man es
kochte, denn ſonſt hatte es einen unertraͤglich thranichten Geſchmack. Der Ca-
pitain machte ſich dies zu Nutze und ließ aus dem Fett einen Vorrath von Brenn-
Oel kochen, auch die Felle ſorgfaͤltig aufbewahren, weil ſie zum Ausflicken des
Takelwerks gut zu brauchen waren.

Der gluͤckliche Fang des vorigen Tages, bewog ihn eine abermalige Reiſe
nach den Seehund-Inſeln vorzunehmen, und mein Vater begleitete ihn, wie ge-
ſtern; allein heute war ihnen die See zuwider, denn ſie gieng ſo hoch, daß es unmoͤg-
lich war, ſich den Klippen zu naͤhern, viel weniger darauf zu landen. Mit vieler
Muͤhe arbeiteten ſie ſich zwar um die ſuͤdweſtliche Spitze der Anker-Inſel herum,
fanden es aber dort noch aͤrger, denn die Wellen ſtuͤrzten ihnen mit ſo großen Un-
geſtuͤm entgegen, und thuͤrmten ſich ſo hoch, daß ſelbſt die Matroſen Seekrank
davon wurden. Gleichwohl ließ ſich der Capitain dadurch nicht zuruͤck halten,
vollends bis an die noͤrdliche Kuͤſte der Inſel und laͤngſt derſelben hinzuru-
dern, um die Lage verſchiedner Land-Ecken aufzunehmen. Es war ein Gluͤck,
daß ſie dieſen Weg genommen hatten, denn das kleine Boot, in welchen am
elften des Abends etliche Officiers auf die Jagd ausgegangen waren, hatte ſich bey
dem ungeſtuͤmen Wetter vom Ufer losgeriſſen und trieb eben auf eine Klippe hin,
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[115/0166] in den Jahren 1772 bis 1775. und vom Profeſſor Steller auf Berings-Eyland bey Kamtſchatka zuerſt aus- findig gemacht und beſchrieben worden. Sie ſind folglich eben ſo wohl auf der noͤrd- lichen als auf der ſuͤdlichen Halbkugel der Erde anzutreffen. An den ſuͤdlichen Spitzen von America und Africa, desgleichen bey Neu-Seeland und auf van Diemens-Land findet man ſie haͤufig. Der einzige Unterſchied zwiſchen denen, welche ſich in Dusky-Bay, und jenen, die ſich bey Kamtſchatka auf- halten, beſteht in der Groͤße, wornach die hieſigen kleiner ſind. Bey Gelegenheit dieſer Jagd zeigte ſich, daß ſie ein ſehr hartes Leben haben: denn manche, die ſchwer verwundet waren, entwiſchten in die See, ob ſie gleich ſoviel Blut verlohren hatten, daß Fels und Meer damit gefaͤrbt war. Fuͤr die Tafel ſind ſie nicht ſonder- lich zu nutzen, indem das Fleiſch faſt ganz ſchwarz und nicht zu genießen iſt. Herz und Leber hingegen laſſen ſich eſſen. Erſteres konnte man bey ſtarken Appetit und etwas Einbildung fuͤr Rindfleiſch halten; und die Leber ſchmeckt vollkommen wie Kaͤlber- Geſchlinge. Nur mußte alles Fett ſorgfaͤltig weggeſchnitten werden ehe man es kochte, denn ſonſt hatte es einen unertraͤglich thranichten Geſchmack. Der Ca- pitain machte ſich dies zu Nutze und ließ aus dem Fett einen Vorrath von Brenn- Oel kochen, auch die Felle ſorgfaͤltig aufbewahren, weil ſie zum Ausflicken des Takelwerks gut zu brauchen waren. 1773. April. Der gluͤckliche Fang des vorigen Tages, bewog ihn eine abermalige Reiſe nach den Seehund-Inſeln vorzunehmen, und mein Vater begleitete ihn, wie ge- ſtern; allein heute war ihnen die See zuwider, denn ſie gieng ſo hoch, daß es unmoͤg- lich war, ſich den Klippen zu naͤhern, viel weniger darauf zu landen. Mit vieler Muͤhe arbeiteten ſie ſich zwar um die ſuͤdweſtliche Spitze der Anker-Inſel herum, fanden es aber dort noch aͤrger, denn die Wellen ſtuͤrzten ihnen mit ſo großen Un- geſtuͤm entgegen, und thuͤrmten ſich ſo hoch, daß ſelbſt die Matroſen Seekrank davon wurden. Gleichwohl ließ ſich der Capitain dadurch nicht zuruͤck halten, vollends bis an die noͤrdliche Kuͤſte der Inſel und laͤngſt derſelben hinzuru- dern, um die Lage verſchiedner Land-Ecken aufzunehmen. Es war ein Gluͤck, daß ſie dieſen Weg genommen hatten, denn das kleine Boot, in welchen am elften des Abends etliche Officiers auf die Jagd ausgegangen waren, hatte ſich bey dem ungeſtuͤmen Wetter vom Ufer losgeriſſen und trieb eben auf eine Klippe hin, an welcher es zerſchmettert worden waͤre, wenn des Capitains Boot nicht gluͤck- P 2

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/166>, abgerufen am 21.11.2024.