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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
waren um Futter zu holen, wenigstens hatte man sie des Morgens ausfliegen,1773.
April.

und des Abends wieder kommen sehen, vermuthlich um die Jungen zu füttern.
Da wir um diese Zeit von unsern Creuzzügen zurückzukehren pflegten, so sahen wir
sie gemeiniglich um und neben uns her fliegen, man hatte sie aber, der Dämmerung
wegen, eine ganze Zeitlang für Fledermäuse gehalten. Sie haben einen breiten
Schnabel und einen schwärzlichen Strich über die Flügel und den Leib, sind aber
nicht so groß als die gewöhnlichen Puffins oder Mank petrels unsrer Seen. Der
Instinct dieser Thiere, sich für ihre Jungen Löcher in die Erde zu graben, über
den ganzen Ocean her zu schwärmen, um Futter für sie zu suchen, und alsdenn
viele hundert Meilen weit ihren Rückweg nach der Küste zu finden, ist in der
That sehr bewundrungswürdig. Nachdem die Gesellschaft einige Augenblicke lang
bey dieser Untersuchung verweilt hatte, so stiegen die Officiers in ihr wiederge-
fundnes Boot und kamen nebst dem Capitain, des Morgens um sieben Uhr, von
der unruhig zugebrachten Nacht nicht wenig ermüdet, bey dem Schiffe an. Die
Indianer mochten das heutige böse Wetter vorhergesehen haben; wenigstens wa-
ren sie von dem Platze, wo sie die vorhergehende Nacht ohnweit dem Schiff
campirt hatten, weg, und nach ihren auf der Indianer-Insel belegenen Woh-
nungen zurückgegangen.

Am 15. des Morgens klärte sich das Wetter etwas auf. Der Capitain
ging also von neuem aus um in Abzeichnung der nordwestlichen Seite der Bay
fortzufahren, wir aber gesellten uns zu einigen Officiers, welche die folgende Nacht
in einer Bucht am Lande zuzubringen gedachten. Auf der Hinfahrt kamen wir
an dem Fischerboot vorbey, welches alle Morgen ausgieng, um das ganze Schiff
mit einer Mittagsmahlzeit zu versorgen. Wir wunderten uns nicht wenig in dem-
selben den jungen schwarzen Hund wahrzunehmen, der uns am 2ten dieses ent-
laufen war. Die Leute erzählten, daß sich bey Tages Anbruch, als sie nicht
weit vom Ufer gewesen, ein jämmerliches Heulen auf der nächsten Landspitze habe
hören lassen, und als sie sich darnach umgesehen, sey ihnen der Hund entgegen ge-
kommen, auch bey ihrer Annäherung sogleich ins Boot gesprungen. Ob er
gleich vierzehn Tage lang im Walde geblieben, so war er doch keinesweges aus-
gehungert, sondern im Gegentheil gut bey Leibe und sahe ganz glatt aus. Vermuth-
lich hatte er sich diese Zeit über von einer großen Art von Wachtelkönigen die

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in den Jahren 1772 bis 1775.
waren um Futter zu holen, wenigſtens hatte man ſie des Morgens ausfliegen,1773.
April.

und des Abends wieder kommen ſehen, vermuthlich um die Jungen zu fuͤttern.
Da wir um dieſe Zeit von unſern Creuzzuͤgen zuruͤckzukehren pflegten, ſo ſahen wir
ſie gemeiniglich um und neben uns her fliegen, man hatte ſie aber, der Daͤmmerung
wegen, eine ganze Zeitlang fuͤr Fledermaͤuſe gehalten. Sie haben einen breiten
Schnabel und einen ſchwaͤrzlichen Strich uͤber die Fluͤgel und den Leib, ſind aber
nicht ſo groß als die gewoͤhnlichen Puffins oder Mank petrels unſrer Seen. Der
Inſtinct dieſer Thiere, ſich fuͤr ihre Jungen Loͤcher in die Erde zu graben, uͤber
den ganzen Ocean her zu ſchwaͤrmen, um Futter fuͤr ſie zu ſuchen, und alsdenn
viele hundert Meilen weit ihren Ruͤckweg nach der Kuͤſte zu finden, iſt in der
That ſehr bewundrungswuͤrdig. Nachdem die Geſellſchaft einige Augenblicke lang
bey dieſer Unterſuchung verweilt hatte, ſo ſtiegen die Officiers in ihr wiederge-
fundnes Boot und kamen nebſt dem Capitain, des Morgens um ſieben Uhr, von
der unruhig zugebrachten Nacht nicht wenig ermuͤdet, bey dem Schiffe an. Die
Indianer mochten das heutige boͤſe Wetter vorhergeſehen haben; wenigſtens wa-
ren ſie von dem Platze, wo ſie die vorhergehende Nacht ohnweit dem Schiff
campirt hatten, weg, und nach ihren auf der Indianer-Inſel belegenen Woh-
nungen zuruͤckgegangen.

Am 15. des Morgens klaͤrte ſich das Wetter etwas auf. Der Capitain
ging alſo von neuem aus um in Abzeichnung der nordweſtlichen Seite der Bay
fortzufahren, wir aber geſellten uns zu einigen Officiers, welche die folgende Nacht
in einer Bucht am Lande zuzubringen gedachten. Auf der Hinfahrt kamen wir
an dem Fiſcherboot vorbey, welches alle Morgen ausgieng, um das ganze Schiff
mit einer Mittagsmahlzeit zu verſorgen. Wir wunderten uns nicht wenig in dem-
ſelben den jungen ſchwarzen Hund wahrzunehmen, der uns am 2ten dieſes ent-
laufen war. Die Leute erzaͤhlten, daß ſich bey Tages Anbruch, als ſie nicht
weit vom Ufer geweſen, ein jaͤmmerliches Heulen auf der naͤchſten Landſpitze habe
hoͤren laſſen, und als ſie ſich darnach umgeſehen, ſey ihnen der Hund entgegen ge-
kommen, auch bey ihrer Annaͤherung ſogleich ins Boot geſprungen. Ob er
gleich vierzehn Tage lang im Walde geblieben, ſo war er doch keinesweges aus-
gehungert, ſondern im Gegentheil gut bey Leibe und ſahe ganz glatt aus. Vermuth-
lich hatte er ſich dieſe Zeit uͤber von einer großen Art von Wachtelkoͤnigen die

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[117/0168] in den Jahren 1772 bis 1775. waren um Futter zu holen, wenigſtens hatte man ſie des Morgens ausfliegen, und des Abends wieder kommen ſehen, vermuthlich um die Jungen zu fuͤttern. Da wir um dieſe Zeit von unſern Creuzzuͤgen zuruͤckzukehren pflegten, ſo ſahen wir ſie gemeiniglich um und neben uns her fliegen, man hatte ſie aber, der Daͤmmerung wegen, eine ganze Zeitlang fuͤr Fledermaͤuſe gehalten. Sie haben einen breiten Schnabel und einen ſchwaͤrzlichen Strich uͤber die Fluͤgel und den Leib, ſind aber nicht ſo groß als die gewoͤhnlichen Puffins oder Mank petrels unſrer Seen. Der Inſtinct dieſer Thiere, ſich fuͤr ihre Jungen Loͤcher in die Erde zu graben, uͤber den ganzen Ocean her zu ſchwaͤrmen, um Futter fuͤr ſie zu ſuchen, und alsdenn viele hundert Meilen weit ihren Ruͤckweg nach der Kuͤſte zu finden, iſt in der That ſehr bewundrungswuͤrdig. Nachdem die Geſellſchaft einige Augenblicke lang bey dieſer Unterſuchung verweilt hatte, ſo ſtiegen die Officiers in ihr wiederge- fundnes Boot und kamen nebſt dem Capitain, des Morgens um ſieben Uhr, von der unruhig zugebrachten Nacht nicht wenig ermuͤdet, bey dem Schiffe an. Die Indianer mochten das heutige boͤſe Wetter vorhergeſehen haben; wenigſtens wa- ren ſie von dem Platze, wo ſie die vorhergehende Nacht ohnweit dem Schiff campirt hatten, weg, und nach ihren auf der Indianer-Inſel belegenen Woh- nungen zuruͤckgegangen. 1773. April. Am 15. des Morgens klaͤrte ſich das Wetter etwas auf. Der Capitain ging alſo von neuem aus um in Abzeichnung der nordweſtlichen Seite der Bay fortzufahren, wir aber geſellten uns zu einigen Officiers, welche die folgende Nacht in einer Bucht am Lande zuzubringen gedachten. Auf der Hinfahrt kamen wir an dem Fiſcherboot vorbey, welches alle Morgen ausgieng, um das ganze Schiff mit einer Mittagsmahlzeit zu verſorgen. Wir wunderten uns nicht wenig in dem- ſelben den jungen ſchwarzen Hund wahrzunehmen, der uns am 2ten dieſes ent- laufen war. Die Leute erzaͤhlten, daß ſich bey Tages Anbruch, als ſie nicht weit vom Ufer geweſen, ein jaͤmmerliches Heulen auf der naͤchſten Landſpitze habe hoͤren laſſen, und als ſie ſich darnach umgeſehen, ſey ihnen der Hund entgegen ge- kommen, auch bey ihrer Annaͤherung ſogleich ins Boot geſprungen. Ob er gleich vierzehn Tage lang im Walde geblieben, ſo war er doch keinesweges aus- gehungert, ſondern im Gegentheil gut bey Leibe und ſahe ganz glatt aus. Vermuth- lich hatte er ſich dieſe Zeit uͤber von einer großen Art von Wachtelkoͤnigen die P 3

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/168>, abgerufen am 11.05.2024.