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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Jede Feder hatte eine gelblich weiße Einfassung, von welcher Farbe auch an den1773.
April.

Seiten des Kopfs und um die Augbraunen ein Streif zu sehen war. Die Iris des
Auges fanden wir schön gelb und auf den Flügeln einen glänzenden, blau-grünen
Fleck in schwarzen Linien eingeschlossen. Die dritte Art war eine bläulicht-graue Pfeif-
Ente (whistling duck) ohngefähr so groß als die Bles-Ente (wigeon) und an
beyden Seiten des Schnabels mit einer membranösen Substanz versehen, um die
Seewürmer, wovon sie sich nähret, und welche vornemlich zur Ebbezeit in dem zurück-
gebliebenen Schlamm des Meeres zu finden sind, desto leichter einzusaugen. Die
Brust war mit eisenfarbichten Federn gesprengt und auf den Flügeln ein großer
weisser Fleck. Die vierte und gemeinste Art ist eine kleine braune Endte, der
englischen Knarr-Ente (gadwall) fast in allen Stücken ähnlich. Nachdem wir
mit Untersuchung aller hier umher liegenden Haven fertig waren, auch genug
Fische und Endten zum Abendessen für uns alle, theils gefangen theils erlegt
hatten, eilte ein jeder nach dem verabredeten Sammelplatz, wo wir kurz vorm
Dunkelwerden anlangten und von unsern Seegeln und Rudern eine Art von Zelt
aufschlugen. Wir hatten so guten Appetit, daß wirs mit der Küche so genau
nicht nahmen, und unsre Fische die ganz a l'indienne zugerichter, das ist, an
hölzerne Speiler gesteckt und bey einem großen Feuer gebraten wurden, schmeckten
vortreflich. Nach dieser Mahlzeit und einem Trunk Sprossen-Bier (spruce-
beer
), wovon wir ein Tönnchen mitgenommen, legten wir uns zur Ru-
he, freylich nicht so bequem als in unsern Betten, doch brachten wir die Nacht
hin. Am folgenden Morgen ward ein Boot in die Bucht hinauf geschickt um
das Wildpret aufzujagen; und das gelung auch vortreflich, nur ereignete sich
der einzige kleine Nebenumstand, daß uns wegen des naßgewordnen Schießge-
wehrs fast alle Endten entwischten. Nach diesem mislungenen Manövre stieg
der Capitain in der Bucht aus und gieng zu Fus über eine schmale Erdzunge,
wodurch diese Bucht von einer andern, an der Nordseite von Five-Finger-Land
gelegnen, abgesondert wird. Hier fand er eine erstaunliche Menge von Wasserhüh-
nern, an denen er sich für die fehlgeschlagne Endten-Jagd erholte und zehen Paar
davon mit zurück brachte, doch war ihm diese Schadloshaltung sauer genug gewor-
den, denn er hatte sich ihrentwegen durch verwachsenes Holz und Buschwerk, oftmals
bis halb an den Leib im Wasser, durcharbeiten müssen. Um 9 Uhr waren alle

in den Jahren 1772 bis 1775.
Jede Feder hatte eine gelblich weiße Einfaſſung, von welcher Farbe auch an den1773.
April.

Seiten des Kopfs und um die Augbraunen ein Streif zu ſehen war. Die Iris des
Auges fanden wir ſchoͤn gelb und auf den Fluͤgeln einen glaͤnzenden, blau-gruͤnen
Fleck in ſchwarzen Linien eingeſchloſſen. Die dritte Art war eine blaͤulicht-graue Pfeif-
Ente (whiſtling duck) ohngefaͤhr ſo groß als die Bles-Ente (wigeon) und an
beyden Seiten des Schnabels mit einer membranoͤſen Subſtanz verſehen, um die
Seewuͤrmer, wovon ſie ſich naͤhret, und welche vornemlich zur Ebbezeit in dem zuruͤck-
gebliebenen Schlamm des Meeres zu finden ſind, deſto leichter einzuſaugen. Die
Bruſt war mit eiſenfarbichten Federn geſprengt und auf den Fluͤgeln ein großer
weiſſer Fleck. Die vierte und gemeinſte Art iſt eine kleine braune Endte, der
engliſchen Knarr-Ente (gadwall) faſt in allen Stuͤcken aͤhnlich. Nachdem wir
mit Unterſuchung aller hier umher liegenden Haven fertig waren, auch genug
Fiſche und Endten zum Abendeſſen fuͤr uns alle, theils gefangen theils erlegt
hatten, eilte ein jeder nach dem verabredeten Sammelplatz, wo wir kurz vorm
Dunkelwerden anlangten und von unſern Seegeln und Rudern eine Art von Zelt
aufſchlugen. Wir hatten ſo guten Appetit, daß wirs mit der Kuͤche ſo genau
nicht nahmen, und unſre Fiſche die ganz à l’indienne zugerichter, das iſt, an
hoͤlzerne Speiler geſteckt und bey einem großen Feuer gebraten wurden, ſchmeckten
vortreflich. Nach dieſer Mahlzeit und einem Trunk Sproſſen-Bier (ſpruce-
beer
), wovon wir ein Toͤnnchen mitgenommen, legten wir uns zur Ru-
he, freylich nicht ſo bequem als in unſern Betten, doch brachten wir die Nacht
hin. Am folgenden Morgen ward ein Boot in die Bucht hinauf geſchickt um
das Wildpret aufzujagen; und das gelung auch vortreflich, nur ereignete ſich
der einzige kleine Nebenumſtand, daß uns wegen des naßgewordnen Schießge-
wehrs faſt alle Endten entwiſchten. Nach dieſem mislungenen Manoͤvre ſtieg
der Capitain in der Bucht aus und gieng zu Fus uͤber eine ſchmale Erdzunge,
wodurch dieſe Bucht von einer andern, an der Nordſeite von Five-Finger-Land
gelegnen, abgeſondert wird. Hier fand er eine erſtaunliche Menge von Waſſerhuͤh-
nern, an denen er ſich fuͤr die fehlgeſchlagne Endten-Jagd erholte und zehen Paar
davon mit zuruͤck brachte, doch war ihm dieſe Schadloshaltung ſauer genug gewor-
den, denn er hatte ſich ihrentwegen durch verwachſenes Holz und Buſchwerk, oftmals
bis halb an den Leib im Waſſer, durcharbeiten muͤſſen. Um 9 Uhr waren alle

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[119/0170] in den Jahren 1772 bis 1775. Jede Feder hatte eine gelblich weiße Einfaſſung, von welcher Farbe auch an den Seiten des Kopfs und um die Augbraunen ein Streif zu ſehen war. Die Iris des Auges fanden wir ſchoͤn gelb und auf den Fluͤgeln einen glaͤnzenden, blau-gruͤnen Fleck in ſchwarzen Linien eingeſchloſſen. Die dritte Art war eine blaͤulicht-graue Pfeif- Ente (whiſtling duck) ohngefaͤhr ſo groß als die Bles-Ente (wigeon) und an beyden Seiten des Schnabels mit einer membranoͤſen Subſtanz verſehen, um die Seewuͤrmer, wovon ſie ſich naͤhret, und welche vornemlich zur Ebbezeit in dem zuruͤck- gebliebenen Schlamm des Meeres zu finden ſind, deſto leichter einzuſaugen. Die Bruſt war mit eiſenfarbichten Federn geſprengt und auf den Fluͤgeln ein großer weiſſer Fleck. Die vierte und gemeinſte Art iſt eine kleine braune Endte, der engliſchen Knarr-Ente (gadwall) faſt in allen Stuͤcken aͤhnlich. Nachdem wir mit Unterſuchung aller hier umher liegenden Haven fertig waren, auch genug Fiſche und Endten zum Abendeſſen fuͤr uns alle, theils gefangen theils erlegt hatten, eilte ein jeder nach dem verabredeten Sammelplatz, wo wir kurz vorm Dunkelwerden anlangten und von unſern Seegeln und Rudern eine Art von Zelt aufſchlugen. Wir hatten ſo guten Appetit, daß wirs mit der Kuͤche ſo genau nicht nahmen, und unſre Fiſche die ganz à l’indienne zugerichter, das iſt, an hoͤlzerne Speiler geſteckt und bey einem großen Feuer gebraten wurden, ſchmeckten vortreflich. Nach dieſer Mahlzeit und einem Trunk Sproſſen-Bier (ſpruce- beer), wovon wir ein Toͤnnchen mitgenommen, legten wir uns zur Ru- he, freylich nicht ſo bequem als in unſern Betten, doch brachten wir die Nacht hin. Am folgenden Morgen ward ein Boot in die Bucht hinauf geſchickt um das Wildpret aufzujagen; und das gelung auch vortreflich, nur ereignete ſich der einzige kleine Nebenumſtand, daß uns wegen des naßgewordnen Schießge- wehrs faſt alle Endten entwiſchten. Nach dieſem mislungenen Manoͤvre ſtieg der Capitain in der Bucht aus und gieng zu Fus uͤber eine ſchmale Erdzunge, wodurch dieſe Bucht von einer andern, an der Nordſeite von Five-Finger-Land gelegnen, abgeſondert wird. Hier fand er eine erſtaunliche Menge von Waſſerhuͤh- nern, an denen er ſich fuͤr die fehlgeſchlagne Endten-Jagd erholte und zehen Paar davon mit zuruͤck brachte, doch war ihm dieſe Schadloshaltung ſauer genug gewor- den, denn er hatte ſich ihrentwegen durch verwachſenes Holz und Buſchwerk, oftmals bis halb an den Leib im Waſſer, durcharbeiten muͤſſen. Um 9 Uhr waren alle 1773. April.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise01_1778/170>, abgerufen am 24.11.2024.